Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) vom 11. Februar 2015:
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Deutschlands Energiewende kollidiert mit migrierenden Fledermäusen
Fledermäuse verunglücken in großer Zahl an deutschen Windkraftanlagen. Die Zahl solcher Anlagen ist hierzulande bereits sehr hoch und soll noch weiter steigen. Mehr als zwei Drittel der Tiere, die durch Windkraftanlagen auf deutschem Boden zu Tode kommen, sind jedoch wandernde Fledermäuse auf ihrem Weg zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen. Aufgrund seiner zentralen geographischen Lage in Europa hat Deutschland deshalb eine große Verantwortung für den Schutz migrierender Fledermäuse.
Nicht alles, was sich „grün“ nennt, dient auch dem Naturschutz. Zurzeit werden in Deutschland zahlreiche Windkraftanlagen mit dem Ziel errichtet, die Produktion von regenerativer Energie aus Windkraftanlagen bis 2020 um 30 Prozent zu steigern. An diesen Anlagen verunglücken jedoch Fledermäuse. Dies steht im Konflikt mit nationalen und internationalen Naturschutzrecht und internationalen Abkommen, darunter die von Deutschland unterzeichnete UN-Konvention zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten, zu denen auch Fledermäuse zählen. Tausende dieser Tiere kommen jedes Jahr in Deutschland durch Windkraftanlagen zu Tode. Zwar gibt es Maßnahmen, mit denen die Zahl der getöteten Fledermäuse pro Anlage deutlich reduziert werden könnte, aber diese werden in der Praxis nicht konsequent umgesetzt. Die Schutzempfehlungen, die sich aus der UN-Konvention ableiten lassen, sind rechtlich nicht bindend, weshalb sie in Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen bisher nicht mit einfließen. „Wir schätzen, dass nur ein Bruchteil der bis zum Jahr 2014 in Deutschland errichteten 24.000 Windkraftanlagen Auflagen erfüllen, die dem Naturschutz dienen. Viele – insbesondere ältere – werden unter keinen oder nur mangelhaften Auflagen betrieben“, berichtet Christian Voigt, Biologe und Fledermausforscher am Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Er hat gemeinsam mit weiteren Autoren eine jüngst im wissenschaftlichen Fachblatt „European Journal of Wildlife Research“ veröffentlichte IZW-Studie verfasst, die einen Überblick über die Probleme bietet, welche Windkraftanlagen für den Schutz von Fledermäusen mit sich bringen.
Jedes Windrad, bei dessen Betrieb auf Naturschutz keine Rücksicht genommen wird, hat jährlich den Tod von 10 bis 12 Fledermäusen zur Folge. Diese Zahlen variieren je nach geographischer Lage und Anlagentypus. Wenn alle in Deutschland existierenden Anlagen ohne Auflagen betrieben würden, würde dies jährlich bis zu 250.000 Fledermäusen das Leben kosten, folgern die IZW-Wissenschaftler. Dabei entstammen zwei Drittel der zu Tode gekommenen Fledermäuse – etwa 70 Prozent – Populationen, die in anderen Ländern heimisch sind. Wegen seiner zentralen Lage queren sie Deutschland auf dem Weg von ihren nordosteuropäischen Sommerlebensräumen zu ihren süd- und westeuropäischen Winterlebensräumen und zurück. „Deswegen haben wir eine besondere Verantwortung, den Schutz dieser migrierenden Arten in Deutschland sicherzustellen“, betont Christian Voigt.