Berner Geologe Christian Schlüchter: Alpengletscher endeten zu Zeiten Hannibals 300 Höhenmeter über dem heutigen Niveau

Geologen halten den Schlüssel zur Klimadiskussion in der Hand. Sie besitzen die Fähigkeit, Ereignisse im historischen und erdgeschichtlichen Kontext zu interpretieren. Dabei kommen natürliche Muster zum Vorschein, die in den noch immer unzulänglichen Klimamodellen nicht reproduziert werden können. Leider schalten sich die Geologen heutzutage viel zu wenig in die Diskussion ein. Und dies hat Gründe. Bereits vor zehn Jahren hatten Geologen auf Mißstände in der Klimadiskussion hingewiesen und wurden von den politisch gut vernetzten Klimaphysikern auflaufen gelassen und kaltgestellt. Kein Interesse an einer ausgewogenen Diskussion. Die Klimamodelle wurden kurzerhand zur Gottheit erhoben. Berechtigte geowissenschaftliche Kritik wurde als Gotteslästerung angesehen. Die Politik handelte. Geowissenschaftliche Forschergruppen wurden aus fragwürdigen Gründen aufgelöst, wissenschaftliches Ansehen und Karrieren zerstört, Fördergelder gestrichen. Die aufrechten Pioniere des Klimarealissmus mussten für ihren wichtigen Beitrag einen hohen Preis zahlen:

 

Zu nennen wäre hier auch Jan Veizer, der ehemals an der Ruhr Universität Bochum tätig war und zusammen mit einem israelischen Wissenschaftler unbequeme Resultate produzierte. Letztendlich musste Veizer emigrieren, um der wissenschaftlichen Verfolgung zu entkommen. All diesen Geologen gebührt Respekt, da sie die ergebnisoffene wissenschaftliche Diskussion höher bewerteten als ihre persönlichen Karrieren.

Heute, zehn Jahre später, löst sich die geowissenschaftliche Lähmung allmählich. Immer mehr Geologen erkennen, dass ihr Wissen dringend in der Klimadiskussion gebraucht wird. Ein gutes Beispiel ist der Berner Geologe Christian Schlüchter, der am 6. Juni 2014 im Interview mit Bernhard Ott in der Tageszeitung Der Bund die Fakten zur Gletscherschmelze in den Alpen gerade rückte. Im Folgenden ein Auszug aus dem augenöffnenden Gespräch, das sie unbedingt in voller Länge auf derbund.ch lesen sollten:

DER BUND: Herr Schlüchter, Sie haben aufgrund der Analyse von Holzfunden im Vorfeld von Gletschern herausgefunden, dass Hannibal bei der Überquerung der Alpen meist durch den Wald, aber nie über Gletscher ging.
SCHLÜCHTER: Das ist pointiert ausgedrückt. Mit Hannibal wurde ich im Laufe meiner Forschungen aber tatsächlich konfrontiert. Ein Freund sagte mir, dass ich die Öffentlichkeit darauf vorbereiten sollte, vom hehren Bild der Alpen mit Gletschern im Abendrot Abschied zu nehmen – zugunsten einer «hannibalistischen Welt».

Was meinen Sie mit «hannibalistischer Welt»?
Die Waldgrenze lag viel höher als heute, Gletscher gab es kaum. In keinem der detaillierten Reiseberichte aus der Römerzeit werden Gletscher erwähnt.

Den ersten Holzfund machten Sie am Steingletscher im Sustengebiet. Es habe sie «tschuderet», sagten Sie später. Wie haben Sie das gemeint?
Bis in die 90er-Jahre beschränkte sich die Gletscherforschung auf eine Datierung der Gletschervorstösse und Moränenstände. Dabei ging vergessen, was zwischen den Vorstössen geschah. Man kannte nur 50 Prozent der Gletschergeschichte. Und plötzlich stiess ich auf dieses Holz, wenige Meter vor dem Gletscher. Es war zerschlissen, als ob jemand mit einem stumpfen Beil daran gearbeitet hätte. Mir war sofort klar: Das ist ein Dokument, wie man es bisher noch nie gefunden und analysiert hatte. Der Baum musste älter sein als die Kleine Eiszeit (1400 bis 1850). Ich liess ihn umgehend im Labor datieren.

Und wie alt war er?
Knapp über 4000 Jahre alt.

Was haben Sie sich dabei gedacht?
Ich müsse weitere Belege finden. Kurz darauf war ich mit Studierenden im Val Malenco im Veltlin, wo wir auf ein Seelein vor einem kleinen Gletscher stiessen. Das Gewässer wurde gestaut von einer Moräne aus der Kleinen Eiszeit. In deren Erosionsrillen fanden wir zusammengedrückte Sedimente eines weiteren Sees mit organischen Spuren. Diese waren praktisch gleich alt wie das Holz am Steingletscher. Das heisst: Vor der Kleinen Eiszeit gab es bereits ein Seelein, das dann vom Gletscher zugedeckt wurde. Zwei Jahre später fand ich zahlreiche Hölzer am Unteraargletscher. Seither habe ich mehr oder weniger regelmässig weitere Belege gefunden.

Dort, wo heute der Unteraargletscher liegt, war einst grüne Fläche?
Es war eine Landschaft mit einem breiten, verwilderten Fluss. Wir fanden auch viele über 2000-jährige Torfstücke.

Auf jeden Fall weiterlesen auf derbund.ch.

 

Mit Dank an Pierre Gosselin für den Hinweis. Siehe auch Gosselins Beitrag "Giant Of Geology/Glaciology Christian Schlüchter Refutes CO2 - Feature Interview Throws Climate Science Into Disarray"
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