BDEW: Situation der Bereitstellung gesicherter Leistung verschärft sich

Der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. kennt offenbar die Problematik mit der Zielsetzung in Sachen Erneuerbarer Energien.

„Aus den Annahmen hinsichtlich der Entwicklung des Kraftwerkparks wird deutlich, dass sich die Situation der Bereitstellung gesicherter Leistung verschärft. Der BDEW sieht hier deutlichen Bedarf, den rechtlichen Rahmen für notwendige Investitionen in neue Kraftwerke zu setzen. Zusätzlich sollten lastseitige Flexibilitätspotenziale dauerhaft genutzt werden.“

Man kann die Aussage durchaus so verstehen, dass mit dem Ausbau der grünen Stromquellen neue Probleme entstehen werden. Wenn nicht diejenigen, die tagtäglich damit zu tun haben, sich zu solchen Warnungen versteigen, wer dann? Hier siegt offenbar der Pragmatismus über die Ideologie oder die Realität über den Wunsch. Die Versorger wollen/müssen neue Kraftwerke bauen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wind und Sonne sind offensichtlich nicht gemeint bei gesicherter Leistung. Weiterlesen hier.

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Kernkraft in China, mit erstaunlichen Erkenntnissen eines Chinesen.

„Für sich selbst hat Lin die Frage schon geklärt. Atomenergie sei auf lange Sicht unverzichtbar, sagt der Wissenschaftler. Das gelte vor allem für große Staaten mit starker Wirtschaft. Dass Deutschland vor zehn Jahren aus der Kernenergie ausgestiegen sei, respektiere er. Das Ganze funktioniere aber nur, weil Deutschland am europäischen Netz hänge und so die Schwankungen beim Sonnen- und Windstromerzeugung durch Stromimporte abfedern könne.

„Viele Länder steigen aus der Atomenergie aus. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie verlässliche Alternativen haben.“ China habe davon nicht besonders viele. „Zur Zeit sorgen Wind- und Solarenergie bei uns für mehr als 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Stromleistung. Das gilt aber nur auf dem Papier. Der tatsächliche Anteil von Wind und Sonne an der Stromproduktion in China liegt bei weniger als neun Prozent. Denn Wind und Sonne sind nicht immer verfügbar.“ Atomenergie hingegen sei immer verfügbar – und dadurch effizienter, so Lin Boqiang.

Den entsprechenden Artikel gibt es bei der Tagesschau.

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Die Mission von Svenja Schulz gegen die Kernenergie läuft schon sehr lange. Vor 10 Jahren wäre sie beinahe aus dem Wissenschaftsministerium befördert worden, weil sie Brennelemente als abhanden gekommen ansah.

„NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) schickte an diesem Tag an Markert ein Antwortschreiben, das an zwei Stellen verzerrend verändert wurde. Schulze rechnete plötzlich vor, dass über den Verbleib von 2285 Brennelementekugeln „mit der gebotenen Zuverlässigkeit“ keine abschließenden Aussagen getroffen werden könnten. Und die Ministerin spekulierte, hochradioaktiver Atommüll sei „allem Anschein nach“ sogar illegal im niedersächsischen Forschungsbergwerk Asse eingelagert worden. Anschließend rief sie in Pressemitteilungen zu „lückenloser Aufklärung“ auf, forderte eine Sondersitzung des Aufsichtsrates des Forschungszentrums Jülich und schreckte die Öffentlichkeit mit einer Alarmmeldung auf: Aktuell bestehe Unsicherheit über den Verbleib der gefährlichen Kugeln. Wenig später beendete ausgerechnet die eigene NRW-Atomaufsicht den Wirbel mit einem glasklaren Dementi: Es würden gar keine Brennelemente vermisst.“

Der Artikel dazu erschien seinerzeit hier.

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Nanu, das Helmholtz Zentrum unterwandert von Energiewende-Skeptikern? Es gibt eine neue Studie zum Thema Windkraft und die dürfte vielen Lobbyisten nicht schmecken, vor allem, weil das Helmholtz Zentrum eine renommierte Einrichtung ist, die man nicht mal eben in eine Ecke stellen kann.

„Dies deutet darauf hin, dass in Zukunft mit größeren saisonalen Schwankungen in der Windstromproduktion gerechnet werden muss Das ist insofern problematisch, als dadurch die Windenergieproduktion unbeständiger und unzuverlässiger wird. … Ein weiteres Problem könnte das vermehrte Auftreten von Schwachwindphasen mit Windgeschwindigkeiten unter 3 m/s über dem europäischen Kontinent darstellen, da diese Windgeschwindigkeiten für die Stromerzeugung zu gering sind.“

Noch einmal zum Nachdenken: Wind ist die große Hoffnung der Energiewende und jetzt werden Prognosen gestellt, das ausgerechnet das Land, das am liebsten x-fach mehr Windkraftanlagen aufstellen möchte, zukünftig mit weniger Wind und vermehrten Schwachwindphasen rechnen muss.

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Beitrag von Hans Dieter Hammer:

Der Ansatz „Natur ist sinnlos, zwecklos aber gesetzmäßig“ stammt von Norbert Elias und ist entnommen von seinem Buch „Was ist Soziologie“, das ich mit der 2. Auflage von 1971 (Juventa-Verlag, Grundfragen der Soziologie herausgegeben von Dieter Claessens Band 1) besitze. Mehr über Norbert Elias siehe Wikipedia Norbert Elias – Wikipedia Sein o.g. Buch gibt es wieder seit 2006 Was ist Soziologie?, bearb. von Annette Treibel, Amsterdam 2006. ISBN 3-518-58429-4.

Ich würde es jedem (Natur-) Wissenschaftler empfehlen. Es zeigt, was Wissenschaft ist aber auch, dass jeder einzelne Wissenschaftszweig eigene Methoden besitzt. Und das habe ich nie vergessen. Und bei Betrachtung des Videos zum mitgeteilten Link https://youtu.be/99hVAu1k6G8 und meinem starken wissenschaftlichem aber auch gesellschaftspolitisch motiviertem Interesse u.a. an Klima-und Energiewende ( das dazu führte, dass vor Jahren auch ein Ministerium wegen veröffentlichten Falschmeldung zu Teilaspekten der Energiewende sich bei mir „entschuldigen“ musste) ist mir dieser Bezug wie Schuppen von den Augen gefallen. Schließlich ist die Klimaforschung fachübergreifend. Und da ist nicht nur die fachübergreifende Kommunikation wichtig sondern auch die Methoden – ich nenne sie Erziehungsziele- der einzelnen wissenschaftlichen Bereiche inklusive der Gesellschaftswissenschaften (und damit auch der Politik). Dieser Ansatz könnte Wissenschaft befruchten und fachliche Vorherrschaftsansprüche massiv reduzieren.

Ich war – neben Aktivitäten im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit als Dozent für Chemie in Algerien und mit der Organisation amerikanischer Staaten (OAS) zum Themenbereich Kathodischer Korrosionsschutz in Chile und der Entwicklung der europäischen Dimension – Lehrer an einem Kolleg des Zweiten Bildungswegs zum Hochschulzugang In Nordrhein-Westfalen tätig, und habe aufgrund dieses Ansatzes vieles auch weit außerhalb meines Fachbereichs Chemie erfolgreich auch für mein Institut entwickeln können.

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Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig am 22.2.2021:

Auswirkungen des Klimas auf Pflanzen mitunter erst nach Jahren sichtbar

Einfluss von Klimaelementen außerhalb der Vegetationsperiode möglicherweise stärker als bisher angenommen

Leipzig. Die Auswirkungen von Klimaelementen wie Temperatur und Niederschlag auf die Pflanzenwelt werden möglicherweise erst Jahre später sichtbar. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer Studie unter Leitung des Deutschen Zentrums für Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), die im Fachmagazin Global Change Biology veröffentlicht wurde. Demnach könnten klimatische Elemente langfristig einen stärkeren Einfluss auf das Überleben, das Wachstum und die Vermehrung von Pflanzen haben als frühere Studien nahelegen.

Zwei von fünf Pflanzenarten weltweit sind vom Aussterben bedroht. Angesichts des Klimawandels wird es dringender denn jemals zuvor zu verstehen, weshalb bestimmte Arten stärker bedroht sind, während andere sich durchsetzen. Frühere Studien, die den Zusammenhang von Klima und den Überlebensraten von Pflanzen untersuchten, beobachteten relativ geringe Auswirkungen. Das führte mitunter zu der Schlussfolgerung, dass andere Faktoren, wie eine veränderte Landnutzung, bisher einen deutlich stärkeren Einfluss haben als klimatische Elemente wie Temperatur oder Niederschlag. Doch diese Annahme basiert möglicherweise auf einem zu kurzen Zeitfenster, das für die Beobachtungen zugrunde gelegt wurde. „Die meisten Forschenden gehen davon aus, dass Pflanzenpopulationen innerhalb von zwölf Monaten auf das Klima reagieren. Und dieses Zeitfenster nutzen sie auch für ihre Modelle, um die Reaktionen der Pflanzen zu analysieren“, sagt Erstautorin Sanne Evers, die bei iDiv und an der MLU forscht.

Klimatische Bedingungen während Ruheperioden oft vernachlässigt

Für seine Studie analysierte das Team unter Leitung von iDiv, MLU und UFZ 76 wissenschaftliche Veröffentlichungen, die Klimaelemente und die Entwicklung von 104 Pflanzenarten zueinander in Beziehung setzten. Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass 85 Prozent der Studien lediglich Zeitfenster von einem Jahr berücksichtigten, oftmals konzentrierten sie sich sogar nur auf die Vegetationsperiode (z.B. Frühling bzw. Sommer). Allerdings: „Auch das Klima während der Ruheperiode oder das Klima vorhergehender Jahre können einen Einfluss auf das Überleben, das Wachstum und die Fortpflanzung von Pflanzen haben. Zum Beispiel gibt es Arten, die während der Ruheperioden deutlich wachsen, zumindest in Regionen, in denen die Temperaturen nicht unter 5 Grad Celsius sinken. Außerdem dauert es manchmal Jahre, bis Pflanzen aufgrund der Schäden sterben, die ihnen eine Dürreperiode zugefügt hat“, sagt Letztautor Aldo Compagnoni von iDiv und MLU.

Um herauszufinden, welche Kombination verschiedener Klimaelemente und Zeitfenster am aussagekräftigsten ist, untersuchten die Forschenden in einem weiteren Schritt vier besonders umfangreiche Langzeitdatensätze: für die fünfnervige Zwergsonnenblume (Helianthella quinquenervis) und den grünen Enzian (Frasera speciosa), die vorrangig im Gebirge vorkommen, sowie für den Stauden-Feigenkaktus (Cylindropuntia imbricata) und den gelben Cryptanth (Cryptantha flava), die in eher trockenen Regionen zu finden sind. „Für diese Pflanzenarten standen uns zwischen 15 und 47 Jahre an Daten zur Verfügung. Und obwohl sie alle gleichermaßen mehrjährige Pflanzen sind, kommen sie doch aus sehr verschiedenen Lebensräumen mit klar erkennbaren Jahreszeiten“, erklärt Sanne Evers.

Klimastress erst nach Jahren sichtbar

Die Ergebnisse sind eindeutig: In vielen Fällen kann es Jahre dauern, bis Pflanzen deutliche Reaktionen auf das Klima zeigen. „Klimaelemente, die ganz oder teilweise außerhalb der Vegetationsperiode lagen und die Entwicklung der Pflanzen beeinflussen, sind eher die Regel als eine Ausnahme“, sagt Koautorin Tiffany Knight, Professorin an der MLU und Leiterin einer Arbeitsgruppe bei UFZ und iDiv. „Das lässt sich anhand der physiologischen Merkmale mancher Pflanzen erklären. Zum Beispiel dauert es in alpinen Regionen bis zu vier Jahre, bis Blätter oder Blüten einer Pflanze wie dem grünen Enzian (F. speciosa) zur Reife gelangen.“ Entsprechend können auch erkennbare Auswirkungen von klimatischem Stress, der die Ausbildung dieser Strukturen im frühen Stadium beeinflusst hat, bis zu vier Jahre auf sich warten lassen.

Wenngleich im Rahmen der Studie die Auswirkungen zurückliegender klimatischer Einflüsse auf Pflanzen untersucht wurden, lassen sich aus den Ergebnissen wichtige Schlussfolgerungen zum Einfluss des zukünftigen Klimas auf Pflanzen ableiten. Die Studie zeigt, dass die Reaktionen von Pflanzen auf das Klima überaus komplex sind und sich über lange Zeiträume erstrecken können. Weitere Experimente und Beobachtungen terrestrischer Ökosysteme sind notwendig, um zuverlässige Szenarien für die Entwicklung der Pflanzenarten zu erstellen, die wichtig für das menschliche Wohlbefinden sind.

Paper: Sanne M. Evers, Tiffany M. Knight, David W. Inouye, Tom E. X. Miller, Roberto Salguero-Gómez, Amy M. Iler, Aldo Compagnoni (2021). Lagged and dormant-season climate better predict plant vital rates than climate during the growing season. Global Change Biology, DOI: 10.1111/gcb.15519

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Wissen Sie übrigens, dass der IPCC den Politikern das liefern muss, was sie (für ihren Klimaalarm) benötigen? Prof. Thomas Stocker hat es mit entwaffnender Offenheit wie folgt formuliert:

„Grundsätzlich ist es im IPCC Sache der Politik zu entscheiden, was sie von der Wissenschaft will.“

Nachzulesen hier (pdf).

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Lord Christopher Monckton – The Economics Behind Windmills

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