Auf der Suche nach dem Katastrophensignal

Von Dipl.-Math. Gerhard Keller

„Searching for the Catastrophe Signal“, auf deutsch „Auf der Suche nach dem Katastrophensignal“, ist der Titel eines Buches von Bernie Lewin, in dem er detailliert sowohl beschreibt, wie es zur Gründung des IPCC im Jahr 1988 kam, als auch zu der Rolle, die es bis heute spielt.

Die Debatten über Klimaänderungen hatten schon in den 1960er Jahren Politik und Gesellschaft erreicht. Aber die Frage war: Wird es in Zukunft kälter oder wärmer? – Für den Appetit der Medien auf Apokalypse – eine Formulierung von Lewin – war es auf jeden Fall schon damals ein gefundenes Fressen, und die Wissenschaft ließ sich nicht lumpen: Dem amerikanischen Geologen und Ozeanographen Roger Revelle kommt das Verdienst zu, schon 1965 in einem Bericht an den amerikanischen Präsidenten Johnson wegen des Erwärmungseffekts von Kohlendioxid alle zukünftigen Alarmmeldungen überboten zu haben.  Er stellte wegen des Abschmelzens der Antarktis einen Anstieg des Meeresspiegels von über einem Meter pro Jahrzehnt in Aussicht. 1969 warnte ein Berater von Präsident Nixon vor einer Temperaturerhöhung um 4 Grad und einem Meeresspiegelanstieg von 3 Metern bis zum Jahr 2000.  Aber wegen des aktuellen Abkühlungstrends dominierten damals die Warner vor einer neuen kleinen oder gar großen Eiszeit die Debatte, doch die Vertreter der These von der globalen Erwärmung befanden sich im Vormarsch. Im Jahr 1976 beschrieb der Klimatologe John Mitchell die Behandlung des Themas in den Medien noch so:

„Während einer Kältewelle interviewen sie einen Vertreter der Fraktion „Die Eiszeit naht“, bei einer Hitzewelle wenden sie sich an einen Kontrahenten, der eine Art Hitzetod der Erde voraussagt.“

Auf der ersten Weltklimakonferenz im Jahr 1979 spielte dann aber die zukünftige Erwärmung durch Kohlendioxid die entscheidende Rolle, und die beteiligten Wissenschafts- und UNO-Organisationen einigten sich auf eine Erklärung, in der die Aufforderung zu Maßnahmen gegen den Klimawandel herausgestellt wurde. Einwände selbst vom Konferenzleiter, dass man ja noch nicht einmal wisse, ob Erwärmung gut oder schlecht ist, fanden keine Beachtung.

Immer mehr kam in der Klimadebatte auch die Politik ins Spiel, zunächst ausgehend von den USA, wo führende Klimaforscher die Angst vor einer globalen Erwärmung stark angetrieben hatten. Aber vor allem auch die UNO und die Entwicklungsländer spielten eine immer bedeutendere Rolle. Als Beratergremium zur Vorbereitung der zweiten Weltklimakonferenz 1990 wurde das IPCC gegründet. Zunehmend wurde diese Beratung als Bereitstellung von Begründungen zu ohnehin schon geplanten Aktionen gegen den Klimawandel aufgefasst. Die Vertreter der Entwicklungsländer haben von Anfang an die Chance erkannt, unter dem Hinweis auf die Schuld der Industrieländer an den CO2-Emissionen an Geld zu kommen.

In der damaligen Phase zeigte sich auch schon, dass der CO2-Ausstoß durch Waldvernichtung wie zum Beispiel in Brasilien oder Indonesien, durch die jedes Jahr verheerende Umweltschäden angerichtet und auch riesige Mengen an Treibhausgasen ausgestoßen werden, überhaupt keine Rolle spielt. So hat Brasilien sogar die Rolle des Sprechers der Entwicklungsländer übernommen und massive Forderungen an die Industrieländer gestellt. Forderungen richteten sich auch an das IPCC, nun endlich die wissenschaftlichen Grundlagen für die eigentlich schon geplanten Maßnahmen zu liefern: den Beleg dafür, dass der Mensch durch Treibhausgasemissionen das Klima katastrophal beeinflusst – das Katastrophensignal im Erdklima.

Von den Wissenschaftlern des IPCC allerdings war im Jahr 1995, bei der Vorbereitung des zweiten IPCC-Berichts, schon vorgesehen, die Frage, ob überhaupt ein menschliches Signal im Klima zu erkennen ist, zu verneinen. Erst im letzten Moment wurde nach heftigen Diskussionen das Dokument zu dieser entscheidenden Frage so abgeändert, dass folgende Aussage, die dann schnell um die Welt ging, gerechtfertigt schien:

„The balance of evidence suggests a discernible human influence on global climate.“

Auf deutsch:

„Die ausgewogene Evidenz deutet auf einen erkennbaren menschlichen Einfluss auf das globale Klima hin.“

Welche Begeisterung dieser eigentlich nichtssagende Satz in Deutschland ausgelöst hat, schildert Dirk Maxeiner in einem Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT im Jahr 1997 so: „1995 erreicht die fiebrige Erwartung erneut Höchststände, diesmal gipfeln die Klimatologen in Berlin … Ob des überführten Missetäters bricht medialer Jubel aus.“  Die Berliner Tageszeitung titelte: „Endgültig: Menschen schaufeln sich Klimagrab.“, das Nachrichtenmagazin FOCUS: „Beweis erbracht“.

Und das alles, obwohl zum Beispiel Klaus Hasselmann, einer der damals führenden Klimaforscher, noch 1997 in der Wissenschaftszeitschrift „Science“ schrieb:

„Die Frage, ob der Anstieg der Temperaturen im letzten Jahrhundert tatsächlich vom Menschen verursacht wurde oder ob es sich einfach um eine natürliche Variabilität des Klimas handelt, bleibt kontrovers.„

Andererseits hat Hasselmann trotz dieser Unklarheit schon mal für Aktionen gegen den Klimawandel plädiert.

Das Muster der Klimadebatte, wie wir sie bis heute kennen, kann man so beschreiben: „Die Öffentlichkeit hat den Klimaforschern die Katastrophenmeldungen aus der Hand gefressen, und die wiederum haben immer mehr Stoff geliefert.“ Die Politik hat die Stimmung der Katastrophenerwartung selbst befeuert oder sich opportunistisch angepasst. Sogar der grotesken Bewegung „Fridays for Future“ hat man sich – egal, was es kostet – untergeordnet, womit sich die Politik auf offener Bühne für bankrott erklärt hat.

Der Klimaforscher Richard Lindzen hat die Situation schon vor 10 Jahren so beschrieben:  „Die Tatsache, dass die entwickelte Welt angesichts einiger Veränderungen der globalen Durchschnittstemperatur von wenigen Zehnteln eines Grades in Hysterie ausbrach, wird künftige Generationen … erstaunen lassen. Eine solche Hysterie ist ein Monument für den wissenschaftlichen Analphabetismus weiter Teile der Öffentlichkeit, ihre Empfänglichkeit für das Ersetzen der Wahrheit durch bloße Wiederholung, und das Ausnutzen dieser Schwächen durch Politiker, Umweltgruppen und – nach 20 Jahren konstanten Medientrommelfeuers – auch zahlreicher weiterer Interessengruppen.“

Ja – die Gruppen und Institutionen, die auf der Klimakatastrophenwelle ihr Süppchen kochen, sind kaum noch überschaubar: Sie reichen von Klimaforschern, Konzernen, Staaten, Königshäusern, Politikern, Parteien, Kirchen über Medien und Künstler bis hin zum Klimakatastrophenclown im Kindergarten.

Auch die Preisverleiher haben Hochkonjunktur: Wer die Zukunft am düstersten malt, wird auserwählt. Im Jahr 2007 hat das IPCC zusammen mit Al Gore, dessen Buch „Die unbequeme Wahrheit“ maßlose Übertreibungen und Falschaussagen enthielt, den Friedensnobelpreis bekommen. Das Wort „Klimakatastrophe“ wurde ebenfalls im Jahr 2007 von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürt.

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