Erwärmungsstudie des Alfred-Wegener-Instituts versäumt es, einen wichtigen natürlichen Atlantikzyklus zu erwähnen

Am 24. September 2013 berichtete die Badische Zeitung über den neuen Klimazustandsbericht des IPCC:

Der Klimawandel steckt in der Waldsterben-Falle
Die Debatte über das Klima war in den vergangenen Jahren so laut, dass es jetzt viele nicht mehr hören können. Im Nachhinein ist wohl die Weltklimakonferenz in Kopenhagen der Anfang dieser Entwicklung gewesen. Bis dahin haben die alten Reflexe gut funktioniert. Man hat uns auf Radfahren und Mülltrennung eingeschworen, indem man uns Angst machte. Und darauf reagieren wir Deutschen sehr empfindsam. Die Parole lautete: Wenn wir jetzt nichts ändern, ist es bald zu spät. Der Klimawandel wurde uns mindestens als Hollywoodschocker verkauft, als die größte Bedrohung dieses Planeten. Der Eisbär ist zur Ikonographie des Themas geworden. Man hat ihn uns solange vorgehalten, bis wir wirklich glaubten, dass er vom Aussterben bedroht sei – obwohl das längst nicht belegt ist. Die düsteren Szenarien gehen in der Klimaforschung auf das Konto der Alarmisten. So werden jene Wissenschaftler bezeichnet, die zwar seriös forschen, ihre Handlungsanweisungen aber zu eifrig und eindringlich verbreiten. Das andere Lager, die Klimarealisten, wirft ihnen vor, die Klimawissenschaft politisiert und damit die Glaubwürdigkeit aller Forscher aufs Spiel gesetzt zu haben.

Weiterlesen auf Badische-Zeitung.de.

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Je heißer, desto hitziger die Debatten. So könnte man das Ergebnis einer neuen Studie zusammenfassen. SOaktuell.ch meldete am 23. September 2013:

Klimawandel macht Menschen aggressiver
Forscher haben herausgefunden, dass ein weltweiter Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius zu 50 Prozent mehr Gewalt führen könnte. Das Team internationaler Wissenschaftler der University of California, Berkeley und der Princeton University prognostiziert in seiner veröffentlichten Studie http://bit.ly/1ctg9WD einen Anstieg von sozialen Konflikten auf der ganzen Welt.

Weiterlesen auf soaktuell.ch. Siehe auch Pressemitteilung auf WUWT.

Leider verschwieg die schweizerische Nachrichtenplattform, dass die zitierte Studie von Solomon Hsiang und Kollegen bei den Fachkollegen heftig umstritten ist, wie Spiegel Online bereits am 1. August 2013 gemeldet hatte:

Das Problem: Andere Experten kritisieren die Untersuchung ungewöhnlich heftig. Sie werfen Hsiang und seinen Kollegen fragwürdige statistische Methoden, fehlerhafte Schlüsse und sogar eine tendenziöse Auswahl von Daten vor.

Vorwurf der verzerrenden Datenauswahl.

Jürgen Scheffran, Professor für Klimawandel und Sicherheit an der Uni Hamburg, hat gemeinsam mit Kollegen 2012 selbst eine Überblicksarbeit zum Thema vorgelegt. Eine Kurzversion davon erschien auch in „Science“. Die Forscher hatten 27 Studien ausgewertet, die vor ihrer Veröffentlichung von Experten begutachtet worden waren. „16 davon ergaben statistisch signifikant, dass die globale Erwärmung die Wahrscheinlichkeit von Gewaltkonflikten erhöhte“, sagt Scheffran. Elf Studien besagten dagegen, der Klimawandel könnte die Gefahr von Konflikten in einigen Fällen erhöhen, in anderen aber auch senken – oder gar keinen nachweislichen Effekt haben. „Acht dieser elf Arbeiten haben Hsiang und seine Kollegen nicht berücksichtigt“, sagt Scheffran.

Dabei seien diese Arbeiten den Autoren durchaus bekannt gewesen, denn erst im April habe die Fachgemeinde bei einer Konferenz in San Francisco das Thema debattiert. Dabei sei auch eine Vorabversion der Studie von Hsiang und seinen Kollegen zur Diskussion gestellt worden und auf Kritik gestoßen. „Wenn man seine Datenbasis auf diese Weise einschränkt, ergibt sich ein bestimmtes Bild“, sagt Scheffran. „Das ist problematisch, insbesondere wenn man den Anspruch erhebt, erstmals einen umfassenden Überblick vorzulegen.“

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Der IPCC wird derzeit noch vom indischen Eisenbahningenieur Rajendra Pachauri geleitet, der jedoch alles andere als eine gute Figur gemacht hat (siehe unseren Blogartikel „Wer ist Rajendra Pachauri?„). Nun geht diese unrühmliche Ära offenbar zu Ende, wie Spiegel Online am 23. September 2013 meldete:

Umweltpolitik: Vorsitzender des Welt-Klimarats kündigt Abschied an
Die globale Umweltpolitik steht vor einem Umbruch: Nach elf Jahren im Amt kündigt der Vorsitzende des Uno-Klimarats IPCC, Rajendra Pachauri, seinen Abgang an. Er werde 2015 als Vorsitzender aufhören, sagte er SPIEGEL ONLINE. Der Streit um die Nachfolge ist eröffnet. […] Der 73-jährige Inder Pachauri ist Ökonom und Eisenbahningenieur; er fungierte lange als Vorsitzender des Energieforschungsinstituts Teri in Neu-Delhi und ist in der Energiebranche bestens vernetzt. Nachdem 2010 hoch dotierte Beraterverträge mit Großunternehmen bekannt geworden waren, wurde er zum Rücktritt vom IPCC-Vorsitz aufgefordert. Der Finanzdienstleister KPMG prüfte Pachauris Einkommen und entlastete den Ökonomen: Alle Tantiemen seien an seine Firma geflossen; Pachauri habe lediglich sein Gehalt bezogen.

Weiterlesen auf spiegel.de

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Pachauri offenbar in einem der reichsten Stadtteile Neu-Delhis lebt, nämlich in Golf Links. Das englischsprachige Wikipedia weiß über diesen Stadtteil zu berichten: 

Golf Links is a neighbourhood in New Delhi, India. It is very close to Khan Market, the most expensive market in India. It is one of the most expensive properties to buy in India, where the cheapest houses sell for millions of US dollars. It is considered one of the richest neighborhoods in India, and the name is inspired by the Delhi Golf Course nearby. […] In 2010-11, some properties were sold at an average price of $12 Million to certain ultra-wealthy families. These valuations have dramatically raised the profile of the locality and each household is worth at least US$ 15-25 Million.

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Die Vergangenheit als Schlüssel zur Gegenwart und Zukunft. Am 24. September 2013 präsentierte M.S.Hodgart auf WUWT eine Analyse der Temperaturentwicklung der letzten 140 Jahre und identifizierte eine klare zyklische Komponente, die in den IPCC-Modellen nicht enthalten ist und letztendlich wohl die Ursache der Fehlprognosen für die letzten 15 Jahre war (Abbildung 1). Der Wissenschaftler fand zudem, dass die zyklische Temperaturkomponente in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach zu einer Abkühlung führen wird. Hodgart schreibt:

The strong oscillating component – the blue curve – is seen to be contributing more than half of the rate of increase when global warming was at a peak in the early 1990s. What goes up may come down. This oscillating component looks to be continuing. Assessment is increasingly uncertain the closer one gets to the last data year of 2012. But despite this difficulty the probability that there is again global cooling in recent years can be stated with high confidence (IPCC terminology – better than 80%). In the author’s view the whole climate debate has been muddled – and continues to be muddled – by not differentiating between this trend in the data (which oscillates) and the mean trend (which does not).

Figure 1: HadCRUT4 global annual averaged temperature anomaly 1870 – 2012 (connected brown box points). Brown curve 26-year span cubic loess estimate. Dashed brown curve 10th degree PR estimate. Red curve is a mean trend. Blue curve is the offset cyclic component of loess. The red circled points identify coincident years of trend and mean trend: in years 1870, 1891, 1927, 1959, 1992, & 2012. Blue circled points delineate alternating cooling and warming in cyclic variation: 1877, 1911, 1943, 1976, & 2005.

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Pressemitteilung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) vom 24. September 2013:

AWI-Langzeitstudie zeigt: Die Tiefen der Grönlandsee erwärmen sich schneller als der Weltozean
Die Tiefen der Grönlandsee erwärmen sich derzeit etwa zehnmal stärker als die Weltmeere im Mittel. Dieses Forschungsergebnis haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, jetzt in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht. Sie analysierten für ihre Studie Temperaturmessungen der Jahre 1950 bis 2010 aus den Tiefen der Grönlandsee – einem Meeresgebiet, das unmittelbar südlich des Arktischen Ozeans liegt. […] Für ihre jetzt veröffentlichte Studie haben die AWI-Forscher diesen Langzeit-Datensatz mit historischen Daten kombiniert, welche bis ins Jahr 1950 zurückreichen. Das Ergebnis ihrer Analyse: In den letzten dreißig Jahren ist die Wassertemperatur unterhalb von 2000 Metern Tiefe um 0,3 Grad Celsius gestiegen. […] Als Ursache der Erwärmung in der Grönlandsee nennt die Wissenschaftlerin das veränderte Zusammenspiel zwischen dem absinkenden, sehr kalten Oberflächenwasser und dem einströmenden relativ warmen Tiefenwasser aus der Arktis. Bis zum Jahr 1980 standen beide Prozesse offenbar im Gleichgewicht. Seit Anfang der 1980er Jahre aber wird der warme Einstrom aus der Arktis nicht mehr durch tiefreichende Abkühlung in der Grönlandsee kompensiert: „Früher hat der Ozean östlich von Grönland im Winter so viel Wärme an die Luft abgegeben, dass die Wassersäule durch das sehr kalte Wasser an der Oberfläche instabil und häufig bis zum Boden durchmischt wurde“, erläutert Somavilla. Diese Abkühlung des tiefen Ozeans, so die Forscherin, fand jedoch in den vergangenen dreißig Jahren nicht mehr statt. Das relativ warme Tiefenwasser aus dem Arktischen Ozean dagegen ströme weiterhin in das grönländische Tiefseebecken.

Vollständige Pressemitteilung hier.

Dazu zeigt das AWI dann noch diese Graphik:

Abbildung 2: Anstieg der Tiefen-Wassertemperatur in der Grönlandsee. Quelle: Alfred-Wegener-Institut

 

Aber schauen Sie sich einmal die Temperaturkurve aus der Grönlandsee genau an: Ende der 1950er Jahre gab es eine Wärmespitze, dann sackten die Temperaturen wieder. Erst in den 1980er Jahren ging es dann rasant nach oben, schneller als im globalen Durchschnitt, sagt das AWI. Ob da die böse anthropogene Klimakatastrophe dahinter steckt? In der Arktis soll ja die Katastrophe viel schneller ablaufen als sonst wo, heißt es immer. Aber halt. Irgendetwas scheint das AWI hier übersehen zu haben. Die Grönlandsee bildet bekanntlich den Nordzipfel des Atlantischen Ozeans. Und dieser Atlantik ist einer 60-jährigen Ozeanzyklik unterworfen, der sogenannten Atlantischen Multidekadenoszillation (AMO). Das AWI verschwendet keine Silbe auf diese wichtige natürliche Zyklik. Der Vergleich der Grönlandtemperaturen (Abb. 1) mit der AMO-Ozeanzyklenkurve (Abb. 2) bringt Überraschendes: Die Temperaturspitze in den 1950er Jahren fällt in ein breites AMO-Plateau. Die darauf folgende Abkühlung entspricht einem AMO-Abfall. Die vom AWI hervorgehobene starke Erwärmung seit den 1980er Jahren korreliert nun ziemlich genau mit einem Anstieg der AMO. Ganz offensichtlich hat die wärmende AMO-Entwicklung entscheidend zur überdurchschnittlichen Erwärmung der tiefen Grönlandsee beigetragen. Die AMO ist jetzt auf ihrem Höhepunkt angekommen. In den kommenden Jahrzehnten wird sie die Temperaturen wieder nach unten ziehen und vielleicht wieder eine Abkühlung in den tiefen Wasserschichten hervorrufen. Die „Erwärmung“ wäre dann entsprechend im globalen Durchschnitt „unterdurchschnittlich“ bzw. nicht existent. Es ist nicht auszuschließen, dass das AWI diese natürliche Zyklik bewusst verschwiegen hat, um die Entwicklung gefährlicher und extremer erscheinen zu lassen als sie in Wirklichkeit ist. Wissenschaftsethisch ist dies überaus bedenklich.

 

Abbildung 3: AMO-Ozeanzyklik während der letzten 140 Jahre. 

 

Siehe auch unseren Blogbeitrag "Der AMO-Zykus hält durch: Rekonstruktion der Atlantischen Multidekaden Oszillation zurück bis 1775 gelungen"
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