Fritz Vahrenholts Sonnenkolumne 7/16: Die Sache mit der AMO

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Sonne war im Juli wieder erneut unterdurchschnittlich aktiv mit 46 % der im Durchschnitt zu erwartenden Aktivität, gemessen an der Zahl der Sonnenflecken. Das zeigen auch die mittlerweile 5 sonnenfleckenfreien Tage im Juli.

In den letzten Monaten hatten wir uns an dieser Stelle besonders mit dem ElNino und LaNina Phänomen beschäftigt, das im letzten Jahr die globalen Temperaturen nach oben geschoben hat und bald in die abkühlende LaNina Phase eintreten wird. In diesem Beitrag geht es um ein weiteres natürliches Phänomen, das einen periodisch wiederkehrenden, starken Einfluss auf unser Klima hat, die Atlantische Multidekadische Oszillation (AMO). Es geht um eine interne Variabilität des Nordatlantiks, die in einem 60-80 jährigen Zyklus von einer Warmphase in die Kaltphase wechselt. Dadurch ändern sich die globalen Temperaturen um + 0,2 bis  – 0,2 °C. Genau das passierte zwischen 1975 und 2004, als die AMO vom Minimum der Kaltphase sich zum Maximum der Warmphase entwickelte. Danach reduzierte sich der Wärmebeitrag wieder und wird  dies  noch weitere 20-30 Jahre weiter tun. Der erste spürbare Einfluß ist der Temperaturstillstand, den wir nun seit 16 Jahren erfahren.

Besonders spürbar ist der Einfluß in Europa, die Sommertemperaturen an Land verlaufen ziemlich parallel zur AMO. Und tatsächlich sind die Sommer in Europa seid 2005 wieder etwas kühler geworden – der diesjährige Sommer passt ins Bild –  so wie schon zwischen 1950 und 1970. Wie gehen nun die Klimamodelle, auf deren Basis in Paris weitreichende energiepolitische Entscheidungen getroffen worden, sind mit der AMO um. Sie kennen sie schlicht nicht, da sie die Mitwirkung des tieferen Ozeans bislang nicht einbeziehen können. Und hier wird es brisant. Hierzu muss man wissen, dass Modelle  eine Anpassung an die gemessenen Werte (Tuning) erfahren. Sehr häufig wird der Zeitraum 1976…2005 für das Tuning benutzt.

Vernachlässigt man dabei die starke Wirkung der AMO als interne Variabilität  zwischen 1970 und 2000 (etwa 0,4 °C) muss das Tuning fehlschlagen, weil damit letztendlich der natürliche periodisch wiederkehrende AMO-Anstieg in diesen Jahren der  CO2-Wirkung  zugeschlagen worden ist.  Die Klimasensitivität, der Einfluss des CO2 auf die Temperaturentwicklung, ist dadurch 30-50 % zu hoch angesetzt worden. Die zu erwartenden Temperaturänderungen, herrührend vom Kohlendioxid, sind um diesen Anteil geringer. Kurz gesagt : Tuning falsch – Prognose falsch.

Daher fürchten einige Verfechter einer besonders hohen Klimawirkung von CO2 die AMO wie der Teufel das Weihwasser und sie wird zu einem Brennpunkt der Auseinandersetzung in der Klimadebatte so wie andere natürliche Faktoren wie die Sonnenaktivität, deren Wirkung auf das Klima modelltechnisch noch auf die Gesamtstrahlung (TSI) reduziert wird. Aber Wissenschaft lässt sich nicht unter den Teppich kehren. Publikationen in den Wissenschaftsjournalen über die AMO und die ozeanischen Zyklen häufen sich in diesen Tagen. 32 Veröffentlichungen über den Zusammenhang von ozeanischen Zyklen und dem Klimageschehen wurden allein 2016 veröffentlicht ( eine gute Übersicht liefert http://notrickszone.com/2016/08/11/35-new-scientific-publications-confirm-ocean-cycles-sun-are-main-climate-drivers). Die AMO ist ein natürlicher Bestandteil des Klimageschehens und wurde vereinnahmt für besonders apokalyptische Projektionen. Sie erzeugt jedoch seit langen Zeiten periodisch ein Auf und Ab der Temperaturen. Bei „Ab“ in negative AMO- Regionen bekommen die getunten Modelle dann so richtige Schwierigkeiten. Und das wird kommen. Wir rechnen damit etwa 2020.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Fritz Vahrenholt

 

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