Um Antwort wird gebeten: Weshalb ignoriert der Dokumentarfilm ‚ThuleTuvalu‘ wichtige wissenschaftliche Fakten?

An: Matthias von Gunten, Regisseur des Dokumentarfilms ‚ThuleTuvalu
Von: Dr. habil. Sebastian Lüning

Gesendet: 21.8.2015

 

Sehr geehrter Herr von Gunten,

Mit Interesse habe ich die Berichterstattung zu Ihrem neuen Film ThuleTuvalu gesehen. Ich bin Geologe und beschäftige mich seit längerem mit dem Klimawandel. Hinsichtlich des Klimawandels in Tuvalu habe ich drei Anmerkungen:

1) Pazifische Koralleninseln erheben sich allgemein nur knapp über den Meeresspiegel. Grund hierfür ist, dass die Inseln aus Korallen bestehen, die auf einem meist vulkanischen Sockel aufsitzend exakt bis zur Meeresoberfläche wachsen. Eine wichtige Eigenschaft der Korallenriffe ist es, dem steigenden Meeresspiegel stets hinterherzuwachsen (“catch-up”). Dies hat zum Beispiel sehr gut funktioniert, als der Meeresspiegel vor 10.000 Jahren nach Beendigung der letzten Eiszeit etwa zehnmal schneller anstieg als heute. Insbesondere die aktuelle Anstiegsrate stellt für die Pazifikatolle kein Problem dar. Dies wurde in etlichen Studien nachgewiesen und erst kürzlich wieder in einem Beitrag in Spektrum der Wissenschaft populärwissenschaftlich zusammengefasst.

http://www.spektrum.de/magazin/sind-inselstaaten-akut-gefaehrdet/1343335

Aus diesem Grund wundere ich mich, dass Sie die Situation entgegen der wissenschaftlichen Sachlage im Film künstlich dramatisieren.

 

2) Im Film wird behauptet, die Wasserknappheit auf Tuvalu wäre eine Folge des Klimawandels. Hierbei übersehen Sie jedoch, dass es im Pazifik stets starke natürliche Schwankungen in den Niederschlagsmengen gegeben hat. Diese sind recht gut untersucht und die Dürrezyklen entsprechend publiziert. Siehe z.B. Studie der University of Texas
http://www.jsg.utexas.edu/news/2013/09/rainfall-in-south-pacific-was-more-variable-before-20th-century/

sowie Verweise auf weitere Fachpublikationen hier:
http://www.kaltesonne.de/uberraschung-feucht-und-trockenphasen-wechselten-im-sudpazifik-in-vorindustrieller-zeit-stets-ab/

Es ist mir daher schleierhaft, auf welcher Grundlage Sie die aktuelle Dürrephase auf Tuvalu als anthropogene Folge einstufen.

 

3) Im Beitrag der ARD-Sendung titel thesen temperamente zu Ihrem Film wird behauptet, Wirbelstürme hätten auf Tuvalu und im tropischen Pazifik zugenommen. Dies ist nicht richtig wie offizielle Statistiken zeigen:
http://www.kaltesonne.de/wer-hatte-das-gedacht-studien-konnen-keine-zunahme-der-tropischen-wirbelsturme-im-indischen-und-pazifischen-ozean-finden/

Wie kam es zu dieser Fehlinterpretation?

Ich würde mich freuen, wenn Sie zu diesen Punkten Stellung nehmen könnten. Ich würde Ihre Antwort gerne im Blog www.kaltesonne.de bekanntgeben. Vielen Dank im voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Sebastian Lüning

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An: Sebastian Lüning
Von: Matthias von Gunten

Gesendet: 23.8.2015

 

Sehr geehrter Herr Luening,

vielen Dank für Ihr Interesse an meinem Film. In meinem Film wird nirgendwo etwas von anthropogenen Ursachen erwähnt. Von daher nehme ich an, dass Sie den Film nicht gesehen haben, weshalb sich eine Stellungnahme meinerseits erübrigt. Falls Sie sich über Klimafragen informieren möchten (und da ich selbst kein Klimaexperte bin), kann ich Ihnen brillante Fachleute in Deutschland als Gesprächspartner empfehlen, zum Beispiel Prof. Mojib Latif oder Herrn Prof. Hartmut Graßl, bez.. die Lektüre deren Bücher ‚Das Ende der Ozeane‘, und ‚Wir Klimamacher‘. Ebenfalls empfehle ich Ihnen, sich im regelmässig im IPCC-Bericht der UNO über den Stand der Klimakenntnisse zu informieren.

Mit freundlichen Grüssen

Matthias von Gunten

 

 

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