Axel Bojanowski: „Die NGOs vertreten ihre legitimen Interessen, jedoch nicht die Forschung“

Ein lesenswertes Interview mit dem Welt-Journalisten Axel Bojanowski gibt es hier zu lesen. Unter der Überschrift „PR ist wirkungsmächtig im Umweltjournalismus“ gibt der Wissenschaftsjournalist viele Einblicke in den Bereich Klima und Journalismus.

„Bei Umweltthemen kommt hinzu, dass sie Aktivisten anziehen. Viele Journalistenkollegen betonen, dass sie mit ihren Beiträgen zum Umweltschutz animieren wollen. Das halte ich für problematisch, weil unpassende Ergebnisse ignoriert zu werden drohen. Außerdem schürt sogenannter Advokatenjournalismus, der politische Ziele verfolgt, erwiesenermaßen Misstrauen bei Mediennutzern und führt zur Abstumpfung. Leider pflegen mächtige Umweltorganisationen große Nähe zu Journalisten, sind häufig wichtige Informanten. Man muss sich bewusst machen: Die NGOs vertreten ihre legitimen Interessen, jedoch nicht die Forschung. Wissenschaft steht quer zu allen kulturellen und politischen Lagern, wird aber in die Zange genommen von politischen Erwartungen und von Lobbykampagnen. Die oft beschworenen Skeptiker des Klimawandels mit Nähe zur Erdölindustrie oder zur Kohlebranche hingegen kommen laut Studien in deutschen Medien schon lange kaum noch vor. Ihre Lobbyisten haben aber weiterhin Einfluss auf Politiker.“

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Der dänische Windkraftanlagen-Hersteller Vestas scheint wenig Vertrauen in die eigenen Anlagen zu haben. Laut einem Artikel der FAZ (Paywall!) wurden im 2. Quartal 175 Millionen Euro bei Vestas zurückgestellt, um schadhafte Rotorblätter zu ersetzen. Der TüV-Verband geht für Deutschland von 40-50 Anlagen mit gravierenden Mängeln aus und fordert zeitgemäße Überwachung, die es offenbar nicht gibt. In Anbetracht von aktuell bereits über 30.000 Anlagen in Deutschland ist das mehr als erstaunlich.

Welche „Argumente“ der Windkraftlobby wird es gegen diese Störung des Geschäfts geben? Analog des De-Railing in Sachen Greifvogelschlag (es sterben viele Singvögel durch Katzen, Autos und Scheiben) wäre es denkbar, dass man z. B. auf Havarien von Öltankern aufmerksam macht, um umzulasten. Es nutzt nur niemanden und löst das Problem nicht.

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Das Wirtschaftsministerium arbeitet an einer Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetz. Laut WELT (Paywall) ist unter anderem geplant, 2030 den Anteil aus Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung auf 65% auszubauen, aktuell geht man von 43% aus. Zukünftig sollen Windkraftanlagen vermehrt in Süddeutschland gebaut werden, weil dort die Stromverbraucher sitzen. Möglicherweise ist das eine Reaktion auf die Proteste gegen den Bau neuer Leitungen.

Für den Strompreis bedeutet das, dass er weiter steigen wird, selbst wenn jetzt Teile der Energiewendekosten über Steuern finanziert werden sollen, damit es der Stromkunde nicht gleich merkt. Am Ende muss die Subvention bezahlt werden, egal von wem. Der Instanzenweg gegen Anlagen soll ebenfalls durch die Novelle stark beschränkt werden. Es klingt nach einem klaren Punktsieg der Windkraft-Lobby, denn das geänderte Gesetz soll bereits zum 1.1.2021 in Kraft treten.

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Spektrum.de am 2.3.2020:

Klimawandel vor Gericht: Einfallsreich klagen, Klima schützen

Sie schaden dem Klima, also verklagen Aktivisten weltweit Regierungen und Unternehmen. Es gab viele Niederlagen, nun aber erste Erfolge. Auch weil die Kläger kreativ sind, stehen ihre Chancen so gut wie nie.

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Der von Giuliana Viglione verfasste Artikel sympathisiert offenbar mit den Aktivisten, wie man der Wortwahl entnehmen kann. „Kreativ klagen“ erinnert ein wenig an „kreative Buchführung“, also das Biegen der geltenden Gesetze. Die Wahl des Klageweges für ein gesellschaftliches Thema, das zuallererst einige wichtige wissenschaftliche Verständnislücken auffüllen sollte, ist äußerst fragwürdig. Wie soll der Richter hier urteilen, wenn er gar keinen naturwissenschaftlichen Hintergrund besitzt? Hinzugezogene Gutachter sind genauso objektiv, da es beim Klimathema ein riesiges Spektrum an Ansichten gibt. Die Auswahl des Gutachters stellt damit eine Vorentscheidung dar, die der Komplexität des Themas nicht gerecht wird.

Man muss sich schon sehr wundern, dass ein Wissenschaftsmagazin wie Spektrum der Wissenschaft einen solchen Artikel bringt. Zur Autorin Giuliana Viglione heißt es lediglich sie „ist Autorin von »Nature«. Auf LinkedIn erfahren wir, dass sie in Washington DC wohnt, also wohl einen politischen Hintergrund haben könnte. Auf Vigliones Webseite erfährt man, dass sie sich am Wissenschaftsmarsch als Aktivistin beteiligt und engagiert hat („outreach“). Eigentlich passt das alles ganz gut zu Spektrum, denn auf deren Webplattform ist ja auch Stefan Rahmstorfs Klimalounge beheimatet.

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Novo Argumente am 17.8.2020:

Regionale Landwirtschaft kann die Erde nicht retten

Weder „regional“ noch „Bio“ können die Menschheit ernähren. Auch der Natur nutzt moderne, effiziente Agrarwirtschaft mehr. Sie schützt sogar vor Pandemien.

„Die Welt ist flach“, verkündete der Ökonom Thomas Friedman 2005 in seinem gleichnamigen Buch. Und seitdem ist die Welt noch flacher geworden. Nicht nur ein ansteckendes RNA-Fragment hat jeden Winkel der Welt heimgesucht, sondern auch ökonomische Schockwellen. In einer flachen Welt ist alles mit allem verbunden. Und wenn irgendwo jemand zufällig die falsche Fledermaus einfängt und verkauft, haben wir alle ein Problem.

[…] Das globale Potenzial zur Flächeneinsparung ist nach wie vor sehr groß. Eine andere unlängst in Nature veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass wir durch die Intensivierung der Produktion in den fruchtbarsten Regionen 50 Prozent des gesamten vorhandenen Ackerlandes an die Natur zurückgeben könnten. Eine ältere Studie aus den Niederlanden errechnete, dass Europa durch Optimierung und Konzentration auf die fruchtbarsten Gebiete auf nur einem Viertel seiner derzeitigen Anbaufläche so viel Nahrungsmittel produzieren könnte wie heute.

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ZDF am 2.3.2020:

Schulze legt Agenda vor
Klimawandel: Energieschleuder Digitalisierung

Geht es so weiter wie bisher, wird die Digitalisierung zum „Brandbeschleuniger für den Klimawandel“, sagt Umweltministerin Schulze. Mit einer Agenda will sie gegensteuern.

[…] Die Digitalagenda, die Schulze auch auf europäischer Ebene vorantreiben will, sieht insgesamt 70 konkrete Maßnahmen vor. Die wichtigsten im Überblick:

–Beim besonders energieintensiven Streaming von Filmen müssten die Anbieter auf die Einstellung von Autoplay, also das automatische Starten einer Videodatei, als Standardfunktion verzichten werden. Auch müsse „nicht immer die höchste Auflösung eingestellt sein“. Hier will Schulze mit den Dienste-Anbietern wie YouTube, Netflix und Amazon über Selbstverpflichtungen sprechen. Es müsse attraktiv für sie sein, mit Umweltfreundlichkeit zu werben.

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