300.000 getötete Fledermäuse an Windkraftanlagen?

Bei ARTE ist noch bis zum 16.05.2021 eine 26-minütige Sendung zu sehen, die sich mit Windkraftanlagen beschäftigt. Xenius Windräder. Zwei interessante Punkte daraus:

Forscher der Uni Mainz haben die Auswirkung von Infraschall auf Herzmuskelzellen untersucht. Professor Christian-Friedrich Vahl und sein Team haben Muskelstränge präpariert, die in Nährlösung am Leben erhalten wurden. Sie wurden mit Tönen um die 20 Hz Frequenz beschallt, das ist für das menschliche Ohr nicht hörbar. Entgegen seiner ursprünglichen Annahme erklärt Vahl, dass der Infraschall bei den untersuchten Geweben zu einer Einschränkung der Muskelkraft führt.

Wie das zu anderen Untersuchungen passt, dass es lediglich der Neid derjenigen ist, die sich durch Windkraftanlagen gestört führen, müsste noch einmal plausibel geklärt werden. Den Herzmuskeln, an denen geforscht wurde, wird man schlecht Einbildung vorwerfen können.

(Abbildung: Screenshot ARTE Mediathek)

Im weiteren Verlauf wird auf die Forschung in Sachen Fledermäuse und Windkraft hingewiesen. Auf 300.000 getötete Tiere schätzt der Fledermaus-Experte Christian Vogt die Verluste für Deutschland. Besonders der große Abendsegler ist stark gefährdet. Die Forscher sind sich noch nicht im Klaren darüber, ob bestimmte Arten Windkraftanlagen eher meiden und dadurch weniger gefährdet sind, während andere sie offenbar regelrecht aufsuchen. Die Tiere könnten die Türme mit Bäumen verwechseln, so lautet eine These.

(Abbildung: Screenshot ARTE Mediathek)

Interessant ist auch die Moderation der Sendung. Den deutschen Part hat Dörthe Eickelberg inne. Sie scheint sich an den Geräuschen wirklich nicht zu stören, erst als in einer Simulation der Abstand von 400 Metern aufgezeigt wird, da wird es auch ihr zu laut. Im Gegensatz zu ihrem französischen Kollegen Pierre Girad stört sie sich nicht an den veränderten Landschaftsbildern. Man gewöhnt sich an allem, auch an den Dativ.

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„Mehr als 1/3 des Eisschelfs der Antarktis könnte kollabieren durch die Erwärmung der Erde.“ Das sagt die NASA und meint damit eine Studie der Universität Reading. Die Studie geht dabei von einer Erwärmung von 4 Grad Celsius aus. Die Studie kommt gerade noch rechtzeitig, denn auf der Südhalbkugel beginnt der Winter und somit die Saison, in der sich Eis bildet. Laut Information des Alfred-Wegener-Instituts, das die Seite Meereisportal betreibt, bewegt sich die Meereis-Eisausdehnung aktuell etwas über dem Mittel 1981-2010, in den ersten beiden Monaten des Jahres lag sie unter dem Mittel.

(Abbildung: Screenshot Meereisportal.de)

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Puhh, gerade noch mal gutgegangen. Das erste Windrad Festival ist in Österreich erfolgreich aufgezeichnet worden. DJs legten auf, der Strom kam glücklicherweise von sich drehenden Windkraftanlagen. Das Ganze wurde gefilmt und soll am 30.04.2021 dann im Internet aufgeführt werden. Nicht auszudenken, wenn es so wie beim Earth Festival in den USA gelaufen wäre, wo einer jubelnde Menge erzählt wurde, der Strom für das Festival käme sämtlich durch Solaranlagen. Hinter der Bühne liefen die Dieselgeneratoren.

Die Zahl der Windkraftanlagen in Österreich nimmt ab. Das beklagt die IG Windkraft aus Österreich per Pressemitteilung. Unser Nachbarland ist allerdings sehr privilegiert. Seine Kapazitäten allein in Sachen Wasserkraft sind immens. Theoretisch würden diese fast schon ausreichen das gesamte Land mit Strom zu versorgen. Hinzu kommen ca. 3,5 GW an Leistung aus Pumpspeicherwerken, die sich Dank der deutschen Energiewende in windreichen Zeiten sehr günstig füllen lassen.

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Die ersten 10 Tage des Aprils 2021 sind vorbei. Und es sieht nicht danach aus, dass der Monat April in die Geschichte als besonders warmer Monat in Deutschland eingeht. Wetterkontor.de zeigt negative Abweichungen der Temperatur von 3-5 Grad Celsius in Deutschland. Der April ist also deutlich zu kalt bisher. Um es sicherheitshalber noch einmal zu sagen, 10 Tage sind eine kurze Periode, wir sprechen hier über Wetter und nicht Klima.

Uns steht keinesfalls eine Eiszeit bevor. Ein Unterschied, den etliche Klimabewegte gern vergessen, wenn sie über einige zu warme Tage wie Ende März Alarm schlagen. Der geringe Niederschlag im April 2021 ist allerdings bemerkenswert. Der Südwesten Deutschlands hat zum Teil erst 5% der für April üblichen Niederschlagsmenge bekommen. Die Landwirtschaft dürfte das nicht gerade freuen.

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Auf ARTE gibt es immer wieder interessante Dinge zu entdecken. Grundsätzlich sollte man immer sehr hellhörig werden, wenn das Wort Faktencheck fällt. So auch bei einem 3 Minuten Faktencheck zum Thema Windkraftanlagen und Gefahr für Vögel.

(Abbildung: Screenshot ARTE Mediathek)

Die Macher des kurzen Videos begehen hier den gleichen Fehler, den wir bereits zur Genüge kennen, sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Den durch Windkraftanlagen getöteten Vögeln werden diejenigen Tiere entgegengestellt, die zum Beispiel durch Hochspannungsleitungen zu Tode kommen. Auf ähnliche Art und Weise passiert das beim Vogeltod immer wieder, und es wird auf Tötung durch Katzen, Autos, Fensterscheiben usw. verwiesen.

Das Schräge an diesen Vergleichen ist allerdings, dass Windkraftanlagen speziell gegen Greifvögel wirken. Sie fliegen in Höhen, in denen sich die Rotoren drehen. Ihr Jagdverhalten macht sie oft blind für die Gefahr, weil der Blick zum Boden geht und nicht nach vorn. Sie können zudem die Geschwindigkeit der Flügel nicht einschätzen. In der Natur gibt es nichts, was solche Geschwindigkeiten erreicht. Diese Probleme haben Sing- und Gartenvögel aus Gründen deutlich weniger, zudem ist ihr Bestand weitaus stabiler als der von Greifvögeln. Der Nabu, obwohl in Teilen längst im Camp der Windkraft, hat dieses Problem erkannt. Das Video auf ARTE macht es diesbezüglich also genauso falsch und reiht sich damit ein in die Faktenchecks, die besser einen Faktencheck bräuchten.

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