Wärmster November seit Beginn der Messungen? Analyse der globalen Satellitendaten kommt zu einem anderen Schluss

Am 21. Dezember 2013 meldete Spiegel Online:

Weltweiter Temperaturrekord: Wärmster November seit Beginn der Messungen
Warmluft über Russland hat für den mildesten November seit 1891 gesorgt, das gesamte Jahr 2013 macht einen Sprung nach oben in der Temperatur-Rangliste. Geht die Pause bei der Erderwärmung zu Ende? […]  Deutschland hingegen erlebte einen durchschnittlichen November. Meist wehte Westwind, der mehr Regen als normalerweise nach Mitteleuropa trieb, meldet der Deutsche Wetterdienst. Während in Norddeutschland deutlich häufiger die Sonne schien als üblich, blieb es im übrigen Bundesgebiet dunkler als sonst in der Jahreszeit. In Australien, Teilen Nordamerikas und Grönlands war es sogar ungewöhnlich kühl. Auch Großbritannien und Spanien erlebten vergleichsweise niedrige Temperaturen. Über den Ozeanen seien durchschnittlich rund 16,3 Grad gemessen worden, das sind 0,54 Grad über dem Durchschnittswert.

Neuer November-Temperaturrekord? Tolle Sache. In Zeiten, in denen die globale Jahresdurchschnittstemperatur einfach nicht mehr ansteigen will und nur noch Negativschlagzeilen produziert, weicht man jetzt also offenbar auf Monatstemperaturen aus. Und wenn es bei den Monaten nicht mehr klappt, dann wird man Tagestemperaturen nehmen, à la „Der heißeste 4. April der Messgeschichte“. Hauptsache Schlagzeile.

Nun gibt es bekanntlich eine Reihe von Problemen mit den unregelmäßig über den Erdball verteilten Bodenmessstationen. Daher macht es Sinn, den angeblichen November-Rekord mit Satellitenmessdaten zu vergleichen, die jeden Winkel der Erde flächendeckend in ihre Messung einbeziehen. Die etablierten Datensätze sind UAH und RSS. Anschauen kann man sie sich auf der NOAA-Webseite. Aber oh Schreck: Auf Basis von Satellitendaten ist der November 2013 gar kein Hitze-Champion. Wenn man die UAH-Daten betrachtet, waren gleich acht Jahre im November wärmer als 2013. Und in der RSS-Wertung nimmt der November 2013 gar nur Platz 16 ein. Was für eine Pleite. Der heiße Russland-Fleck existiert zwar auch bei RSS und UAH, fällt aber weniger extrem aus (siehe Beitrag hierzu auf WUWT).

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Abbildung: Globale Temperaturanomalien November 2013. Russland sticht durch eine starke Wärmeanomalie hervor. Quelle: NOAA.

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Am 15. Dezember 2013 meldeten wir an dieser Stelle „Vier Klimawissenschaftler sind sich sicher: “Nur Atomenergie kann die Erderwärmung stoppen”„. Eine Woche später stand es auch in Spiegel Online:

Atomenergie: Klimaforscher fetzt sich mit Umweltverbänden
Klimaforscher James Hansen kämpft mit Ökoaktivisten gegen die Erderwärmung – jetzt wirft er ihnen vor, sie würden aus Furcht vor dem Verlust von Spenden ein wirksames Mittel gegen den Klimawandel ablehnen: Atomkraftwerke. Umweltverbände sind entsetzt.

Ganzen Artikel auf spiegel.de lesen.

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Kalte Sonne Co-Autor Sebastian Lüning ist Mitglied im Emailverteiler von Al Gores Climate Reality Project. Am Heiligabend 2013 klapperte es kräftig in Lünings elektronischem Briefkastenschlitz: Al Gore persönlich hatte ihm geschrieben, hatte an seine Jünger gedacht. Und Gore hatte sich beim Schreiben richtig Mühe gegeben. Er dichtete rührende Zeilen wie etwa „Du bist einer von uns“ und „Freund, ich bin froh, dass wir in diesem Kampf zusammenstehen“.  Oder: „Ich weiß, wir schaffen es, weil die Wahrheit auf unserer Seite ist. Die Wahrheit hat die Macht“. Gänsehaut. Fernab irgendwelcher Fakten, spielt Gore den Prediger. Noch nie beschäftigte sich eine seiner Rundmails mit wissenschaftlichen Themen. In religiöser Weise geht es stets um „Wir, die Guten“ gegen „die Klimaleugnerteufel“. Lassen Sie den Brief auf sich wirken:

Dear Climate Champion,

I don’t need to tell you how serious the climate crisis is. You get it; you’re with us. You know this is a fight of a generation, of a lifetime, for all future lifetimes … a fight we simply and obviously cannot afford to lose. That’s why I started The Climate Reality Project. It’s also why I’m reaching out to you about our 2013 Matching Gift Challenge. Thanks to one of our very generous supporters, today you have the opportunity for your contribution to be doubled in value.

Friend, I’m glad we’re facing this fight together.

Together, we’re training Climate Reality Leaders to go out into the world and spread the truth about global warming. We’re standing up to destructive denial in the media with innovative online and interactive tools.

With your support today, we can do more. We can mobilize millions around the world to speak in unison and make sure that oil billionaires and fossil fuel companies cannot deny reality and distort the climate conversation.

We can reach people everywhere and help them understand how global warming is affecting their lives, adding new voices to our movement and building unstoppable momentum for a lasting solution. Together, we can and will put a market price on carbon and a political price on denial.

I know we can do this because truth is on our side. Truth has power. Truth has a way of speaking to people that makes the choice between right and wrong crystal clear and lights a fire inside. When people see the simple truth of the climate crisis, they’re inspired to act. And that’s when real change happens.

Please help us spread the truth about climate change and support our 2013 Matching Gift Challenge today. Together, we’ll solve this once and for all.

Happy Holidays,

Al Gore
Chairman and Founder, The Climate Reality Project

Auch Anthony Watts von WUWT ist Mitglied in Gores Emailkreis. Watts freute sich über die Weihnachtswünsche, fragt sich aber, wer denn der anonyme Gönner sein könnte, der gerade alle eingehenden Projektspenden verdoppelt. Aus welchen dunklen Kanälen kommt dieses Geld?

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Ein Klassiker in der Klimadiskussion ist der Treppenstufenwitz der IPCC-Anhänger. Bereits in unserer Auseinandersetzung mit der Zeit tauchte die Treppe auf (siehe unseren Blogbeitrag „Treppenstufen ins Abseits: Wie DIE ZEIT ihre Leser verschaukelt„). Nun gibt es eine exzellente Videoantwort auf die Alarmistentreppe. Schauen Sie sich das folgende Filmchen an:

 

Mit Dank an WUWT.

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Der geliebte Schnee steht kurz vor dem Exitus. Dies jedenfalls wollen uns immer wieder Anhänger der Klimakatastrophentheorie weismachen. Die Süddeutsche Zeitung ist bekanntlich eng mit dem IPCC verbandelt, da wundert der folgende Artikel vom 25. Dezember 2013 nicht:

Initiative Protect Our Winters: Weiße Liebe in Gefahr
Weg von Maschinenschnee-Pisten und Kunsteis: Unter Wintersportlern wächst das Bewusstsein dafür, dass der Klimawandel ihren natürlichen Lebensraum gefährdet. Die Initiative Protect Our Winters zeigt, dass es Athleten gibt, die nicht nur um Medaillen kämpfen wollen. […] Es kann schon sein, dass es Leute gibt, die den Klimawandel gar nicht schlecht finden. Sie sagen, dass sie keinen Winter brauchen, weil sie seine rauen Seiten nicht mögen. In der Tat kann der Winter sehr grimmig sein. Bevor er seine Schönheit entfaltet, bringt er Sauwetter und sabotiert Nah- wie Fernverkehr. Aber er ist eben ein Naturphänomen, nichts was man sich aussuchen kann. Wenn der Winter schwächer wird, weil die Erde wegen der Treibhausgase aus der Menschenwelt insgesamt wärmer wird, heißt das nichts anderes, als dass das Leben auf der Erde ins Ungleichgewicht gerät. Insofern ist es keineswegs egal, was mit dem Winter ist. Und insofern ist es auch ganz gut, dass sich Profis des Wintersports daran beteiligen, den Winter zu schützen, ohne den sie nicht sein können. Leute wie Nicolas Müller, 31, aus Laax zum Beispiel, der einer der größten Stilisten des Freestyle-Snowboardens ist und einer der prominentesten Europäer bei der Athleten- und Klimaschutz-Initiative Protect Our Winters (POW).

Winter schützen, ein toller Plan. Aber vielleicht hätten die Sportsfreunde doch lieber die eine oder andere Trainingeinheit gegen die Lektüre wissenschaftlicher Literatur eingetauscht. Ansonsten wäre ihnen nämlich etwas Schreckliches aufgefallen, nämlich dass die Winter in den Alpen in den letzten 20 Jahren nachweislich kälter geworden sind. Zudem sind weiße Weihnachten in den vergangenen hundert Jahren in Deutschland gar nicht seltener geworden, stellte der Deutsche Wetterdienst offiziell fest. In der Schweiz ist von Schneemangel nichts zu spüren (siehe unseren Blogartikel „Bald kein Schnee mehr in der Schweizer Alpen? MeteoSwiss-Studie widerspricht und belegt Zunahme der Schneemengen seit 2000„). Und der Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Schnee ist offenbar nicht so simpel wie immer gedacht (siehe „Mehr kanadischer Schnee durch globale Erwärmung und andere lustige Klimageschichten„). Ist die Aktion „Protect Our Winters“ vielleicht nur eine Möglichkeit, die Sponsoren- und Ausrüsterlogos ein paar weitere Male im TV präsentieren zu können? Oder soll der Aktivismus das lange Sommerloch füllen?

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Am 27. Dezember 2013 hat es das staatliche schweizerische Radio SRF1 doch tatsächlich fertiggebracht, aufgrund einer alter Reportage vom Mai 2013, die schaurig-schöne „Hilfe: Die Arktis taut ganz schlimm auf!“-Story nach allen alarmistischen Regeln der Kunst aufzufrischen, ohne mit einem Ton zu erwähnen, dass sich das arktische Meereis im Sommer 2013 keineswegs alarmierend zurückgezogen hat, sondern sich im Gegenteil erstaunlich stabil verhielt. Das fragwürdige Radiostück ist online anzuhören.

IPCC-Berichts-Papst Thomas Stocker wird jetzt sogar noch familiärer (hier war er zum ersten Mal familiär) und erweiterte sein Tätigkeitsfeld in die Touristik-Branche: Derzeit wirbt die schweizerische Wochenzeitschrift „Schweizer Familie“ landesweit mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen für eine Leserreise in die Antarktis (pdf der Broschüre hier). Als Highlight wird das Mitwirken von Thomas Stocker präsentiert, der die Touristen während der mehr als dreiwöchigen Reise mit seinen Vorträgen unterhalten soll. Die Fahrt ist für Weihnachten 2015 geplant, ist also noch ein bisschen hin.  Für schlappe 12.000-20.000 Euro ist man pro Person in der Doppelkabine mit dabei. Ob auch die Rettung per Eisbrecher oder Helikopter bei Einschluss im antarktischen Meereis mit dabei ist, ist noch unklar. Ein „SOS-Schutzpaket“ ist jedenfalls optional. Eine tolle Abenteuerfahrt, sicher auch für Stocker. Vermutlich fährt der Forscher als Vortragender kostenlos mit. Vielleicht bekommt er auch noch ein Referentenhonorar. Es zahlt sich letztendlich also doch finanziell aus, für den IPCC tätig zu sein.

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Die österreichische Bauernzeitung meldete am 27. Dezember 2013:

240 Mio. Euro Schaden in der Landwirtschaft durch Wetterextreme
Die Wetterbilanz des Jahres 2013 zeigt deutlich, wie sehr die Landwirtschaft von den zunehmenden Wetterextremereignissen, bedingt durch den Klimawandel, betroffen ist. Frühzeitiger Hagel, Hochwasser, Hitze und Dürre machten der Landwirtschaft schwer zu schaffen. Das zeigt auch die Bilanz der Österreichischen Hagelversicherung: 11.541 Dürre- und Hochwasserschadensmeldungen bedeuteten eine Zunahme von 50 Prozent verglichen mit dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre. […] „Der neueste Weltklimabericht bestätigt eine Zunahme der Wetterextreme wie Hitzewellen und Starkniederschläge in Intensität und Häufigkeit.“

Hier gilt es sauber zu trennen: Die Schadenssummen mögen steigen, aber das Extremwetter selber wird gar nicht häufiger, wie wissenschaftliche Studien zeigten. Da hat die Versicherungsbranche für die Bauernzeitung offenbar bewusst unscharf formuliert. Siehe unsere Blogartikel „Entspannung an der Extremwetterfront: Dürren sind in den letzten 60 Jahren nicht häufiger geworden„, „Überraschung: Globale Niederschläge sind in den letzten 70 Jahren weniger extrem geworden„, „Neue Flutrekonstruktion aus den Südalpen: Schwache Sonne führte in den vergangenen 2000 Jahren stets zu mehr Hochwasser„, „Neue schweizerische Studien: Künftig weniger Hochwasser in den Zentralalpen – Sonnenaktvität übt signifikanten Einfluss aus“ und „Flutkatastrophen am bayerischen Ammersee vor allem während solarer Schwächephasen„.

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In der Nummer 1/2014 der Wochenzeitung ‚Die Zeit‘ sind im Abschnitt Wissen ab Seite 33 einige interessante Artikel zu finden. Es geht dabei zwar nicht direkt um Klimawissenschaft, sondern um Qualität in der Wissenschaft allgemein. Trotzdem spielen die Aspekte natürlich auch in der Klimaforschung eine Rolle. Folgende Punkte in den Artikeln sind bemerkenswert:

  • Fachzeitschriften ziehen heute 15 mal so viele Artikel zurück wie noch vor 10 Jahren. Das geschieht aber meist in aller Stille, so dass oft die zurückgezogenen Artikel weiterhin zitiert werden.
  • Als die Biotechfirma Amgen mehr als 50 wichtige Krebsstudien wiederholte, bestätigten sich deren Resultate nur in zehn Prozent der Fälle.
  • Ähnlich erging es dem Pharmaunternehmen Bayer, wo sich laut einer internen Umfrage in gerade mal einem Viertel der einbezogenen 67 Projekte die jeweils relevanten Veröffentlichungen erfolgreich replizieren ließen.

Ursachen seien u. a. der Druck zu publizieren, Nachlässigkeit im Review-Prozess und Interessenskonflikte.

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Am 10. November 2013 brachte SWR2 Wissen eine interessante 30-minütige Radiosendung zu Klimarekonstruktionen auf Basis von Baumringen (hier online verfügbar). Als Interviewpartner ist Ulf Büntgen dabei, Forscher an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im schweizerischen Birmensdorf. Büntgen ist einer der wenigen Forscher, die ergebnisoffen an seine Projekte herangeht und sich auch nicht scheut, unerwartete Ergebnisse zu publizieren und mit Pressemitteilungen bekannt zu machen, die nicht unbedingt zur Klimakatastrophen-Theorie des IPCC passen (siehe z.B. Weniger Überschwemmungen während warmen Sommern, Osteuropäische Kälteperioden während solarer Schwächephasen).

 

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