Vorhersage für die Atlantische Hurrikansaison 2012: Die Hurrikan-Flaute hält wohl weiter an

Die Atlantische Hurrikansaison hat Mitte Mai 2012 begonnen. Aber so richtig viel los war bisher noch nicht. Nur drei magere tropische Wirbelstürme sowie einen Hurrikan der schwachen Kategorie 1 hat es bislang gegeben (Abbildung 1). Chris schwächte sich jedoch schnell wieder ab und löste sich in Wohlgefallen auf, noch bevor er in Neufundland größere Schäden verursachen konnte. Es stellte sich zudem heraus, dass Chris ein ganz seltsamer Bursche ist (nein, nicht der hier). Denn zwischenzeitlich verstärkte sich der Sturm, obwohl er sich über relativ kühlem Wasser von weniger als 22 °C Oberflächentemperatur bewegte. Sehr Mysteriös. Man kann nur hoffen, dass die Hurrikanmodellierer dieses mysteriöse Verhalten mitbekommen und sich die entsprechenden Fragen gestellt haben.

Abbildung 1: Bisheriger Saisonverlauf der Atlantischen Hurrikansaison 2012. Quelle: Wikipedia.

 

Wie wir im gestrigen Blogbeitrag berichteten, sind starke Hurrikane der Kategorien 3-5 in den USA lange überfällig. Kommt 2012 jetzt die Wende? Wird es dort bald richtig knallen? Dazu wollen wir uns hier einmal drei Prognosen für die atlantische Hurrikansaison 2012 anschauen:

Die erste Vorhersage stammt von den Meteorologen Philip Klotzbach und William Gray von der Colorado State University. Die beiden Hurrikanexperten sagten im Juni voraus, dass sich die Saison wohl eher unterdurchschnittlich entwickeln wird. Als Grund hierfür sehen Klotzbach und Gray den sich abzeichnenden El Nino, der die Ozeantemperatur im Pazifik ansteigen und im Atlantik absinken lassen wird. Derartige Bedingungen sind erfahrungsgemäß eher störend für die Entwicklung von Hurrikanen im atlantischen Raum. 

Eine zweite Hurrikan-Vorhersage stammt von der Hurricane Research Division des Oceanographic and Meteorological Laboratory der NOAA. Diese Organisation nimmt eine durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Entwicklung der atlantischen Hurrikansaison an. Die Experten prognostizieren (mit 70 prozentiger Wahrscheinlichkeit) 4 bis 8 Hurrikane, von denen einer bis drei in die starken Kategorien 3-5 fallen werden. Zum Vergleich: Im langjährigen Durchschnitt für die Periode 1981-2010 entstehen im Atlantik etwa 6 Hurrikane, von denen dann drei besonders stark ausfallen.

Und auch das Florida State University Center for Ocean-Atmospheric Prediction Studies (COAPS) hat eine eigene Hurrikanvorhersage für den Atlantik erstellt. Die Florida-Forscher nutzten hierfür ein neuartiges Computermodell, dass u.a. die Oberflächentemperatur des Meeres berücksichtigt. Die Wissenschaftler sehen (mit 70 prozentiger Wahrscheinlichkeit) 5 bis 9 Hurrikane auf den Atlantik zukommen, was laut COAPS als unterdurchschnittlich einzustufen ist. Der von dieser Organisation herangezogene Durchschnitt von 8 Hurrikanen bezieht sich auf die Zeitspanne von 1995 bis 2010.

Die Vorhersagen machen deutlich, dass wohl auch dieses Jahr nicht mit einer größeren Ansammlung starker Hurrikane im Atlantik zu rechnen ist. Aber auch ohne Zunahme der Hurrikanhäufigkeit könnten die durch Hurrikane verursachten Versicherungsschäden mittelfristig weiter ansteigen. Eine internationale Forschergruppe um Pascal Peduzzi vom United Nations Environment Programme in Genf veröffentlichte im Februar 2012 in Nature Climate Change eine Studie, in der sie die steigenden Bevölkerungszahlen und wachsenden Vermögenswerte in den Hurrikan-gefährdeten Regionen wichtige Ursachen für weitere Kostensteigerungen sehen. Ähnliches berichtete auch eine US-amerikanische Forschergruppe um Robert Mendelsohn von der Yale School of Forestry and Environmental Studies, die einen Monat zuvor ebenfalls in Nature Climate Change dazu publizierte.

 

Eine Übersicht zu weiteren Hurrikan-Papers gibt es auf Popular Technology.net.
Eine Videocollage zu Hurrikanen und Taifunen von 2011 hat Rainer Hoffmann auf youtube zur Verfügung gestellt.
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