Vogelkiller Windkraft: Die Kraniche kommen – vielleicht ein letztes Mal

Die Deutsche Wildtier Stiftung warnte am 15. März 2016 in einer Pressemitteilung vor verheerenden Folgen der Windenergie für die Vogelwelt:

Die Kraniche kommen – vielleicht ein letztes Mal
Industrielle Windenergieanlage gefährdet ein Wildtier-Paradies in Mecklenburg-Vorpommern

Die Kraniche kommen. Viele Tausend der majestätischen Vögel sind nach ihrem kräftezehrenden Nonstop-Flug aus dem Süden Europas jetzt im Anflug auf Mecklenburg-Vorpommern. Die ersten sind bereits gelandet, um ihre Brutplätze zu besetzen und ihre spektakulären Balztänze aufzuführen. Der Galenbecker See ist seit Jahrhunderten ihre Heimat. Hier rasten die eleganten Vögel, hier ziehen sie ihren Nachwuchs auf. Die nahegelegene Friedländer Große Wiese ist für die „Vögel des Glücks“ – so die japanische Mythologie – ein wichtiges Nahrungshabitat. Die Kraniche können nicht ahnen, dass die 4. Änderung des Flächennutzungsplanes der kleinen Gemeinde Ferdinandshof sie in naher Zukunft zu heimatlosen „Pechvögeln“ machen wird. Denn genau in diesem wertvollen EU-Vogelschutzgebiet nahe der Stadt Neubrandenburg soll eine Windkraftanlage gebaut werden! Die Großanlage würde im Abstand von 3,5 bis 8 Kilometern von drei wichtigen Kranichschlafplätzen gebaut und würde den Fortbestand der Rastplätze gefährden.

Die ausgewiesene Fläche für den Bau der Windkraftanlage befindet sich direkt im Hauptflugkorridor zwischen den Schlafplätzen und den Nahrungsgewässern für Kraniche. Aber auch Grau-, Bläss- und Saatgänse sowie Höcker- und Singschwäne brauchen die Friedländer Große Wiese, die mit rund 20.000 Hektar Moorboden etwa so groß wie 25.000 Fußballfelder ist. Damit ist das Gebiet das größte und wichtigste Niedermoor in Norddeutschland!

„Die Auswirkungen einer industriellen Windenergieanlage auf dieses wertvolle Biotop sind immens“, sagt Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die negativen Folgen auf die Vogelwelt sind beträchtlich und in vergleichbaren Lebensräumen nachgewiesen.“ Am Ende wird ein Wildtier-Paradies einem umstrittenen Energie-Projekt geopfert.

Der Lebensraum des größten geschlossenen Niedermoorgebietes liest sich wie das „Who is who“ bedrohter Arten: Schreiadler brüten hier, Kornweihen und Raufußbussarde, Sumpfohreulen sowie viele Tausend Buch- und Bergfinken, Rot- und Wacholderdrosseln, Wiesenpieper und Goldammern nutzen das Nahrungshabitat. Die Friedländer Große Wiese ist für Laub-, Moor- und Grasfrösche, Erdkröten und Ringelnattern ein überlebenswichtiger Lebensraum. „Allesamt sind Rote-Listen-Arten und verdienen besonderen Schutz“, sagt der Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Seltene Wildtiere sollen hier einer unausgegorenen Energiepolitik geopfert werden“, kritisiert Prof. Vahrenholt. „Das rasante Artensterben und der Schwund der Biodiversität werden heruntergespielt, ignoriert und einer fragwürdigen Klimapolitik gegen den Willen der Bürger geopfert.“

Auf die Frage: „Wohin mit der vielen Windenergie, falls der Wind bläst?“, bleibt die Landespolitik ohnehin eine Antwort schuldig. Denn bei mäßigem bis starkem Wind sind die Stromleitungen im Norden nicht in der Lage, den Strom abzutransportieren. „Dann müssen ganze Windparks abgestellt werden – doch der nicht produzierte Strom wird dem Windparkbetreiber trotzdem vergütet.“ Für Prof. Fritz Vahrenholt erhöht „jeder neue Windpark in Mecklenburg-Vorpommern die Wahrscheinlichkeit dieser unsinnigen Nullsummenpolitik“. Einige Wenige profitieren von der Schildbürgerei: „Es sind die Projektentwickler und Betreiber der Windenergieanlagen! Die Rechnung zahlt hinterher der private Haushaltstromkunde und die Natur bleibt auf der Strecke.“

Bei der „ausgewiesenen Fläche für den Bau der Windkraftanlage“ handelt es sich übrigens um eine ausgewiesene Windparkfläche von 376 Hektar, also fast doppelt so groß wie Monaco…

 

Bilder des täglichen Mühlen-Massakers gibt es bei der Initiative Gegenwind Vogelsberg:

 

Hart im nehmen? Dann schauen Sie sich Nahaufnahmen hier an.

Wo sonst eine seltene Blumenart den Bau von Autobahnen verhindert, scheint die Windlobby einen Weg gefunden zu haben, den Naturschutz auszuhebeln. Aus Protest vor dem rücksichtslosen Durchpauken fragwürdiger Windparks in wertvollen Ökosystemen, verließ jetzt die Naturschützerin  Beate Blahy einen beratenden Planungsausschuss, wie die Märkische Online Zeitung am 15. März 2016 berichtete:

„Häme, Spott und Verachtung“
Aufruhr im Planungsausschuss: Aus Protest über den Umgang mit beratenden Mitgliedern gibt Beate Blahy ihren Sitz ab. Gleichzeitig erhebt sie schwere Vorwürfe gegen das Zustandekommen des neuen Windplans. Er sei auf die Windlobby ausgerichtet und schade dem Naturschutz. In einem zweieinhalbseitigen Brief an Frank Bretsch, den Vorsitzenden des Planungsausschusses Uckermark-Barnim, hat Beate Blahy ihren Frust niedergeschrieben. Der resultiert aus der teils heftigen Diskussion um den demnächst zu beschließenden Windplan für beide Landkreise. Die Naturschützerin, die bei vielen Eignungsgebieten immer wieder auf Biotope, Tierarten und Eingriffe in Ökosysteme aufmerksam macht, schmeißt jetzt das Handtuch. Die Sitzungen würden in einem „unangenehmen Klima des gegenseitigen Misstrauens“ verlaufen. Sprecher von Bürgerinitiativen würden „in herablassender, belehrender Weise“ behandelt. Fachlich untersetzte Argumente fänden kein Gehör.

Weiterlesen in der Märkischen Online Zeitung

Auch anderswo haben Umweltschützer die Nase voll von der ungebremsten Zerstörung der Natur durch Windräder. Der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) gab am 21. Dezember 2015 bekannt:

Vorstandsmitglied der BN Kreisgruppe München tritt aus und wechselt zum VLAB
Georg Etscheit, freier Autor und Journalist für verschiedene Medien, darunter DIE ZEIT, ZEIT online, Süddeutsche Zeitung und Nachrichtenagentur dpa legte am 15.12.2015 mit sofortiger Wirkung sein Ehrenamt als Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe München nieder. Sie ist mit rund 15 Tausend Mitgliedern die größte Kreisgruppe des Bund Naturschutz in Deutschland. Zugleich trat er mit sofortiger Wirkung aus dem Bund Naturschutz aus, dem er seit 2001 angehörte. Die Zerstörung der Landschaften durch Windräder und das große Engagement des Bund Naturschutz für die Windkraft waren Hauptgründe für den Austritt. Er ist jetzt Mitglied im Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern e.V. (VLAB), der ihn in seinen Beirat berufen hat.

zur Austrittsrede aus dem BN

 

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