Batagaika-Krater als Klimawandelschaden? 2:0 für Murton et al. gegen WELT-N24 und das Alfred-Wegener-Institut

Von Uli Weber

Am 3. März 2017 meldete Anna Kröning auf WELT-N24:

„Tor zur Unterwelt“ frisst sich unaufhörlich durch die Taiga
Ein Krater breitet sich in der russischen Taiga aus. Umweltexperten sprechen von einer tickenden Klimabombe, denn der Abgrund wächst und wächst – und verursacht Schäden. Nicht nur in der Landschaft…“

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Also schaunmerunsmal auf Google Maps die Örtlichkeit näher an:

Screenshot von Google Maps: Satellitenaufnahme vom Batagaika-Krater

 

In dem WELT-N24 Artikel wird immerhin der Hinweis gegeben, Zitat:

„Der kaulquappenförmige Batagaika-Krater tat sich auf, nachdem im gleichnamigen Gebiet zu Beginn der 1960er-Jahre Waldparzellen abgeholzt wurden. Dies setzte einen Prozess in Gang,  […] Geomorphologen bezeichnen diesen Landformungsprozess als Thermokarst.“

Wenn man sich mit diesem Stichwort dann einmal im Internet auf die Suche begibt, findet man sehr schnell die entsprechenden Erklärungen für ein bekanntes geologisches Phänomen in der Arktis, Zitat von GeoDZ.com:

Das jährliche Auftauen des Auftaubodens verursacht keinen Thermokarst. Das Abschmelzen von Bodeneis kann durch Klimawandel, Zerstörung von isolierender Vegetation durch Feuer, Tiere oder anthropogene Eingriffe sowie durch andere Störungen des thermischen Gleichgewichts verursacht werden, z.B. auch durch fließendes Wasser.“

Dort wird auch in einer Prinzipskizze das Entstehen von Thermokarst dargestellt:

Entstehung von Thermokarst, Abbildung von: http://www.geodz.com/deu/d/Thermokarst

 

Bei einer Betrachtung der Umgebung des Megaslumps mit diesen Informationen werden auf dem Google-Satellitenbild einige Merkmale besonders auffällig:

Screenshot von  Google Maps

 

Wenn man nämlich einmal den „Schwanz der Kaulquappe“ auf dem rot markierten Ausschnitt weiterverfolgt (Abbildung unten), endet genau dort ein Fluss. Dieser Fluss war offenbar früher weiter in Richtung auf die Jana geflossen, die trockenen Mäander und ein paar Seen im weiteren Verlauf nach Nordwesten sind noch sichtbar. Und es sieht so aus, als hätte sich dieses Flussende auf der hellen Fläche in der Vergangenheit immer weiter flussaufwärts (also nach Südosten) zurückverlagert (unten ist der rote Ausschnitt von oben dargestellt):

Screenshot von Google Maps

 

Aus der im WELT-N24 Artikel zitierten originären wissenschaftlichen Veröffentlichung „Preliminary paleoenvironmental analysis of permafrost deposits at Batagaika megaslump, Yana Uplands, northeast Siberia“, von Murton et al. geht hervor (Site Description), dass der Megaslump auf einem mit etwa 3 Grad Neigung nach Südwesten einfallenden Hang zur Überflutungsebene des  Batagay Flusses liegt, einem rechtsseitigen Nebenfluss der Yana. Dieser Hang wird von verschiedenen Abflussrinnen zerschnitten, von denen sich eine zum Batagaika-Megaslump entwickelt hat.

Unter Einbeziehung der obigen Prinzipskizze von GeoDZ .com scheint es sich hier um eine menschengemachte Umweltkatastrophe größeren Ausmaßes zu handeln, das „Abholzen von Waldparzellen“ wurde im WELT-Artikel ja auch kurz angerissen. Offenbar hat in Folge einer flussnahen Abholzung im Bereich des trockengefallenen Flussbetts eine nachfolgende Thermokarstbildung dazu geführt, dass dieser Zufluss des Batagay Flusses seinen Lauf in den beschriebenen Thermoslump verlegt hat. Dieser Thermoslump mag vorher nur eine von vielen Abflussrinnen auf diesem Abhang gewesen sein, wie sie Murton et al. in ihrer „Site Description“ erwähnen. Der primäre Verursacher für den Megaslump ist also der Mensch und die ausführende Kraft ist fließendes Wasser. Warum wird dann aber in dem WELT-N24 Artikel eine menschengemachte Umweltkatastrophe als menschengemachter Klimawandel verkauft?

Murton und seine 18 Co-Autoren sind jedenfalls wegen erwiesener Unschuld freizusprechen. Auf mögliche Bezüge zum vorgeblich menschengemachten Klimawandel oder irgendeinen imaginären Klimaalarm ist das Forscherteam um Murton nämlich in ihrer Veröffentlichung gar nicht eingegangen. Murton et al. beschreiben vielmehr in streng wissenschaftlicher Weise die aus diesem Batagaika-Aufschluss ableitbare Klimageschichte der vergangenen Eis- und Warmzeiten. Für den Klimaalarm im WELT-N24 Artikel zu den spektakulären Aufnahmen vom sibirischen Megaslump müssen vielmehr andere Wissenschaftler herhalten, die dort dann auf Kosten von Murton et al. ihre Klimapanik ausleben dürfen, Zitat aus dem WELT-N24 Artikel:

Einige Wissenschaftler glauben, dass die neuzeitlichen Krater auf Klimaveränderungen zurückgehen, die vom Menschen verursacht wurden. Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Potsdam weisen darauf hin, dass sich der Permafrostboden in den vergangenen 20 Jahren in einer Tiefe von 20 Metern um etwa zwei Grad Celsius erwärmt hat.“

Und weiter unten heißt es im WELT-N24 Artikel dann, Zitat:

Davor warnt der Geowissenschaftler Frank Günther vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam, der die Region seit vielen Jahren mit Satellitenbildern erfasst und aufzeichnet. Günther hält die Zukunft des Permafrost in Sibirien für sehr gefährdet, berichtet BBC: ‚Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dieser Krater sich irgendwann mal wieder schließen könnte. Er wächst immer weiter. Jahr für Jahr.‘“

Es steht also 2:0 für Murton et al. gegen Anna Kröning@WELT-N24 und das Alfred-Wegener-Institut.

 

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