Svenja Schulze: Rolle rückwärts und Grüne im Würgegriff

Es ist nicht bekannt, ob die aktuell geschäftsführende Umweltministerin Schulze in ihrer Jugend den Sport Bodenturnen ausübte. In jedem Fall könnte das sehr gut sein, denn sie beherrscht sowohl die Rolle rückwärts aus dem Stand als auch den Spagat ganz hervorragend. Vielleicht war aber auch Ringen ihr Hobby und sie hat dort den Schwitzkasten und Würgegriffe erlernt? Auf der Klimakonferenz in Glasgow sorgte sie auf einem Panel jedenfalls für erstaunte Augen. Gas müsse als Grüne Energiequelle angesehen werden und entsprechend preislich privilegiert werden. Sollte das nicht passieren, dann würde Deutschland halt weiter Kohle verfeuern. Ein Artikel bei Euractiv beschreibt es:

““If we cannot finance gas, coal will be prolonged,” said Svenja Schulze, Germany’s caretaker environment minister, who spoke at the COP26 in Glasgow on 12 November.

Schulze’s declarations added to a long string of pro-gas messages from top-level SPD politicians. While the German energy transition is focused on renewables, “using gas would also be part of it for a long time,” said Olaf Scholz, the German Chancellor-in-waiting.”

Das gibt reichlich Konfliktstoff zum potentiellen Koalitionspartner. Die Grünen sehen es natürlich komplett anders.

““Investment into fossil gas and nuclear should not be greenwashed by putting it in the taxonomy,” said Sven Giegold, a Green MEP who is one of the core negotiators of the coalition agreement.”

Das klingt nach einem leckeren Festmahl für die Grünen, das aus mehreren Kröten besteht. Im Grunde beschreibt es aber das Dilemma, in das sich Deutschland selbst gebracht hat. Wer aus Kohle und Kernenergie aussteigt, dem bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten die unsteten Stromerzeugungen aus Wind und Sonne auszugleichen. Wenn dann Erdgas mit hohen CO2-Abgaben belegt wird, schießt sich Deutschland im Wettbewerb noch weiter raus aus dem Geschäft. Denn Wind und Sonne werden auf absehbarer Zeit und ohne riesige Speicher nicht den kompletten Energiebedarf von Deutschland decken, auch wenn es immer wieder Fantasien diesbezüglich gibt. Unlängst tat dieses Hans-Josef Fell bei Klimareporter. (“Wir müssen es nur wollen”). Wir berichteten.

So schlau ist dann der wahrscheinlich nächste Kanzler der Bundesrepublik, Olaf Scholz, dann doch. Und so schickt er Schulze vor und lässt den Grünen ausrichten, dass sie es in der Hand hätten, entweder Gas wird grün oder wir gehen zurück zur Kohle.

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Und nochmal COP26 in Glasgow. Ein 10-minütiges YouTube-Video zeigt sehr schön die Ambivalenz der deutschen Energiepolitik. “Warum schalten Sie Kernkraftwerke ab und nicht Kohlekraftwerke”, wurde der Staatssekretär im Umweltministerium Jochen Flasbarth von einer afrikanischen Pro-Kernenergie Aktivistin gefragt.

“Ach, das war ganz einfach für uns”, lautete seine Antwort. Er weiss, dass es nicht alle so sehen.
Wir sehen Kernenergie nicht als nachhaltig an. Deutschland würde mit anderen Ländern Südafrika beim Kohleausstieg helfen und vor allem würde der Umstieg auf Erneuerbare Energiequellen viele Jobs schaffen. Nun, das hat in Deutschland bisher auch in 20 Jahren nur bedingt funktioniert, obwohl immer wieder versprochen, aber nun soll offenbar in Südafrika gelingen.


(Abbildung: Screenshot YouTube)

Die Aktivistin schien auf eine Antwort auf die Frage zu warten, warum Deutschland Ländern in Afrika Geld gibt, um in nicht-zuverlässige Stromerzeugung zu investieren. Sie gab konsterniert ihr Statement in die Kamera: “He didn’t answer my question”. Flasbarth ließ sie stehen mit den Worten: “I need to go to another meeting now.”

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Wir haben hier schon öfter berichtet, dass die Energie- und die Mobilitätswende extrem rohstoff-hungrig sind. Eine Schlüsselrolle hat dabei Kobalt, nicht nur wegen der begrenzten Verfügbarkeit, auch weil es unter z. T. katastrophalen Arbeitsbedingungen gewonnen wird. Ein 18 Minuten-Video bei CNBC zeigt nun Alternativen zu Kobalt in der Batterietechnik.

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Auweiha MDR. Der Unterschied zwischen Singvögeln mit Popolationen von mehreren Millionen und Greifvögeln mit wenigen Tausend Exemplaren muss extrem schwer zu verstehen sein. Da untersucht man die Gefahren durch Windkraftanlagen und es kommt an Ende tatsächlich wieder die Zahl der getöteten Vögel durch Glasscheiben oder Fahrzeugverkehr. Wenigstens die Katze wurde nicht hervorgeholt, vielleicht war man beim MDR ja wenigstens schlau genug zu erkennen, dass Katzen eher selten Greifvögel reißen.

Immerhin geht der Artikel auch auf getötete Fledermäuse ein. Bei denen kann man das De-Railing mit Glasscheiben, Autos und Katzen so nicht betreiben. Sie sind für Fledermäuse kaum gefährlich. Offenbar scheint es nun auch in Frankreich ein Bewusstsein für die kleinen Flugsäuger zu geben. In der Bretagne gibt es erste Schätzungen zu den getöteten Fledermäusen durch Windkraftanlangen. Solche Schätzungen sind immer mit großen Ungenauigkeiten behaftet, weil nur ein Bruchteil der getöteten Tiere gefunden wird. Wieviele Fälle unbeachtet bleiben, weil die toten Tiere durch andere Lebewesen gefressen werden, kann niemand verlässlich schätzen.

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Tesla-Gründer Elon Musk setzt offensichtlich auch auf Kohlenstoffabscheidung. Erste Projekte erhielten Geld von Musk wie Golem berichtete.

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Berlin mustert laut Golem ein Dienstschiff aus und ersetzt durch einen Neubau dann Diesel mit Solar. Wünschen wir dem neuen Schiff, das jährlich 11 Tonnen CO2 ersetzt, ein ebenso langes Leben wie dem Vorgänger (60 Jahre), damit sich die Sache rechnet.

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T-Online mit interessanten Visualisierungen der esa über die Ausbreitung von Metropolen im Zuge des Bevölkerungswachstums.

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CO2 als Speichermittel? Es hört sich interessant an, was ein italienisches Startup vorhat. Bei Enformer, dem Energieblog von RWE, wird es erklärt. Dort ist auch ein YouTube-Video verlinkt.

“Mit der Technologie des CO2-Energiespeichers kombiniert Energy Dome somit vor allem Aspekte von bereits bekannten Speichertechnologien miteinander: So nutzen die Entwickler vor allem das Prinzip von so genannten kryogenen Energiespeichern (auch Liquid Air Energy Storage, LAES). Dabei wird Luft unter extremen Temperaturen verflüssigt und gespeichert – und im Fall des italienischen Start-ups auf CO2 angewendet. Außerdem greifen sie die Funktionsweise von Druckluftspeichern (Compressed Air Energy Storage, CAES) sowie Thermalspeichern auf: Luft wird unter Druck verdichtet und gespeichert während Wärme, die beim Prozess entsteht gespeichert wird.”

Hier dürfte weniger die Menge an eingefangenem CO2 eine Rolle spielen als vielmehr die Möglichkeit Energie lange und in großem Stil zu speichern. Der Platzbedarf könnte eine Herausforderung sein.

“Energy Dome plant, künftig Anlagen mit einem modularen und frei skalierbaren System zu bauen. Hier können Betreiber zwischen 10 MW oder 25 MW Kompressoren auswählen. Die Moduleinheiten für die Speicher liegen zwischen 50 und 200 MWh. Eine Anlage mit 25 MW und 200 MWh könnte Strom für etwa acht Stunden speichern und wäre damit gut für die Nutzung an Windkraft- oder Solaranlagen außerhalb dicht bebauter Flächen geeignet – denn der Komplex benötigt viel Fläche für den Kuppelbau.”

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Heute (21.11.2021) kommt um 13 Uhr die neue Klimaschau. Bitte einschalten!

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