Klimaaktivist James Hansen ist mit Obamas Klimarettungsplan unzufrieden: „Maßnahmen sind praktisch wertlos“

Versteh einer die grüne Logik: Am 2. Juli 2015 titelte Ann-Kathrin Landzettel auf feelGreen.de dramatisch:

Keine Pause: Klimawandel verläuft drastischer als gedacht

Das ist schon seltsam. Der IPCC prognostizierte eine Erwärmung von 0,2°C pro Jahrzehnt und genau diese Erwärmung blieb jetzt unerwarteterweise seit 1998 aus. Inwieweit verläuft der Klimawandel jetzt eigentlich ‚drastischer als gedacht‘? Die korrekte Schlagzeile wäre gewesen „Unerwartete Pause: Klimawandel verläuft milder als gedacht“. Im Artikel stürzt man sich auf die NOAA-„Korrekturen“, mit der das Temperaturplateau künstlich gekippt wurde (siehe „NOAA in Not: Erwärmungspause der letzten 15 Jahre lässt sich nicht so einfach wegtricksen„). Aber auch in Punkto Klimahistorie nimmt man es im FeelGreeen-Artikel mit der Wahrheit nicht allzu genau:

Die Redaktion von feelgreen.de hat mit Dr. Annette Kirk gesprochen. Sie ist Pressereferentin des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. […] Laut der Klimaexpertin ist seit Beginn der Industrialisierung die Temperatur um etwa ein Grad angestiegen. „Das klingt nicht viel, ist regional aber durchaus sehr drastisch, insbesondere in der Arktis. Beeindruckend ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der die Werte in die Höhe klettern.“ Als Vergleich nennt Kirk die Erwärmung von der Eiszeit hin zur Warmzeit. Über zehntausende Jahre hinweg hätte der Temperaturanstieg gerade einmal etwa fünf Grad betragen – und sei wesentlich langsamer vonstatten gegangen.

Heut ist es ein Grad wärmer als zu Zeiten der Kleinen Eiszeit, korrekt. Aber ein Großteil des Temperaturanstiegs ist doch die natürliche Wiedererwärmung nach dieser natürlichen Kältephase. Ann-Kathrin Landzettel lässt es fälschlicherweise so aussehen, als wäre das gesamte eine Grad anthropogen. Natürlich wird auch vergessen zu erwähnen, dass es vor 1000 Jahren zur Zeit der Mittelalterlichen Wärmeperiode bereits einmal so warm war wie heute. Und die Erwärmung „über zehntausende von Jahren“ ist einfach murks. Die wärmste Phase der Nacheiszeit ereignete sich vor 6000 Jahren, während des mittelholozänen Klimaoptimums. Von stetiger Erwärmung über zehntausende von Jahren kann keine Rede sein, vielmehr gab es charakteristische Klimazyklen im Milenniumstakt, die in diesem Artikel glatt unterschlagen werden.

Auch der behauptete „drastische“ Klimawandel in der Arktis ist nicht ganz so eindeutig, wie feelGreeen es gerne hätte (siehe „Arktische Turboerwärmung auf dem Prüfstand: Ein Konzept auf wackeligen Beinen„).

Ein Wunder, dass das Max-Planck-Institut diese verzerrte und unwissenschaftliche Darstellung so absegnete. Annette Kirk und das MPIM sollten sich für so etwas nicht hergeben.

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In den USA will Barack Obama als Klimapräsident in die Geschichtsbücher eingehen. Der Parteigenosse von Al Gore will im letzten Jahr im Amt klimatisch noch einmal richtig Gas geben, wie ntv am 2. August 2015 meldete:

„Größter und wichtigster Schritt“: Obama entdeckt den Klimawandel
Die USA haben sich bislang nicht besonders im Kampf gegen den Klimawandel hervorgetan. Doch nun macht Präsident Obama Druck. Er spricht „vom größten und wichtigsten Schritt, den wir jemals getan haben“ – dabei geht es aber auch um ihn selbst. US-Präsident Barack Obama will die Ziele zur Bekämpfung des Klimawandels verschärfen. Nach den neuen Vorgaben müssten Kraftwerke ihren Schadstoffausstoß bis 2030 um 32 Prozent im Vergleich zu 2005 verringern, berichtete die „New York Times“.

Weiterlesen auf ntv.

Die Süddeutsche Zeitung war sich sichtlich von Obamas Plan angetan:

Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten einen Plan vorstellt, mit dem sein Land bis 2030 die Emissionen von Treibhausgasen aus Kraftwerken um 32 Prozent reduzieren soll, dann sind das gute Nachrichten. Wie es alle Nachrichten über Maßnahmen gegen den Klimawandel sind, die über die bisher angekündigten hinausgehen.

Anstatt sich zu freuen, gab es aus der Hardcore-Klimaaktivistenecke jedoch heftige Kritik. James Hansen erklärte, die Maßnahmen seien „praktisch wertlos“. Auf MSNBC konnte man am 4. August 2015 lesen:

Obama’s climate policy is ‘practically worthless,’ says expert
“The actions are practically worthless,” said James Hansen, a climate researcher who headed NASA’s Goddard’s Institute for Space Studies for over 30 years and first warned congress of global warming in 1988. “They do nothing to attack the fundamental problem.” “You’ve got to be kidding,” he wrote, when asked if the plan would make continued climate activism unnecessary. Obama’s plan, and for that matter the proposed plan Democratic front-runner Hillary Clinton, he continued, “is like the fellow who walks to work instead of driving, and thinks he is saving the world.”

 

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