Naturwissenschaftler entsetzt: Ökonomen verschärfen einseitig klimatische Kipppunkt-Gefahr

Der Soziologe Michael Hartmann stellte auf Zeit Online am 12. März 2015 eine kühne These auf:

„Wer Geld aus der Wirtschaft einwerben will, muss sich an deren Interessen orientieren. Das passiert selten so spektakulär wie bei den von Ölkonzernen gekauften Stellungnahmen des US-Wissenschaftlers Wei-Hock Soon vom Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik. Er erstellte für insgesamt über eine Million Dollar Studien, die den Zusammenhang zwischen Erderwärmung und CO₂-Verbrauch leugneten, hielt die Finanzierung durch die Ölindustrie aber geheim.“

Das wirft die Frage auf, wie Wei-Hock „Willie“ Soon denn die Gutachter der Fachzeitschriften getäuscht haben soll? Oder gehen wir noch einen Schritt zurück: Welche fachlichen Fehler wirft man Soon vor, die er bewusst für die Ölindustrie in seine Papers eingeschmuggelt haben müsste? Bislang gibt es hier aus den letzten Jahren keine angezeigten Mängel.

An einer anderen Stelle des Beitrags schreibt Hartmann:

Zusätzlich nimmt die Wirtschaft auch durch die Einrichtung von Stiftungsprofessuren Einfluss. Inzwischen gibt es bundesweit an die 1.000 von ihnen, zumeist von Unternehmen finanziert. Da die Stiftungsprofessuren in der Regel nur fünf Jahre vom Stifter bezahlt werden, danach aber von den Hochschulen aus ihren Etats, können die Stifter auf diesem Wege Einfluss auf die inhaltliche Ausrichtung der Hochschulen nehmen.  

Im Januar 2013 bemängelten wir genau solch eine Konstellation. Siehe unseren Blogartikel „“Schweizerische Mobiliar-Versicherung finanziert Klima-Professur „. Meint Hartmann etwas in dieser Art? Wir haben ihn angeschrieben und sind auf die Antwort gespannt.

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Der Standard unterrichtete seine Leser am 29. März 2015 über ein überraschendes Studienresultat:

Risiko zukünftiger Klimakipp-Punkte bisher zu tief bewertet
Wahrscheinlichkeit, dass das Weltklima kippt, haben nun Wissenschafter neu berechnet.
Der grönländische Eisschild, der Amazonas-Regenwald oder auch El Niño zählen für Klimaforscher zu sogenannten Kipp-Punkten: Veränderungen in diesen Regionen, also ein erhöhtes Abschmelzen, Austrocknen oder Steigen der lokalen Ozeantemperaturen, könnten das Klima weltweit zum Kippen bringen. Wissenschafter der Universitäten Zürich, Chicago, Stanford und Exeter haben nun in einer neuen Studie das Risiko, dass solche Kipp-Szenarien eintreten, anhand eines stochastischen Modells berechnet. Es zeigte sich, dass das Risiko zukünftiger klimatischer Kipp-Punkte bisher zu tief bewertet wurde.

Weiterlesen im Standard.

Die entsprechende Studie war einige Tage zuvor im IPCC-freundlichen Fachblatt Nature Climate Change erschienen (Lontzek et al. 2015). Die mutige Aussage zur Kipppunkt-Gefahr verwundert schon etwas, wenn man bedenkt, dass der Leitautor Thomas Lontzek der Studie gar kein Naturwissenschaftler sondern lupenreiner Ökonom ist. Wie kann Lontzek dann etwas zu diesem Thema beitragen, zumal naturwissenschaftliche Studien die Kippunkt-Diskussion in letzter Zeit auf den Boden der Tatsachen zurückgestuft haben? Dies gilt insbesondere für die vom Standard angesprochenen Bereiche des grönländischen Eises, Amazonas-Regenwald und El Nino, die wir in den folgenden Blogbeiträgen an dieser Stelle besprochen haben:

Vermutlich kennt Lontzek diese Studien gar nicht. Trotzdem interessiert uns, wie er zu seinen fragwürdigen Schlussfolgerung kommt. Einen Hinweis liefert die Kurzfassung der Arbeit seines Teams:

Stochastic integrated assessment of climate tipping points indicates the need for strict climate policy
Perhaps the most ‘dangerous’ aspect of future climate change is the possibility that human activities will push parts of the climate system past tipping points, leading to irreversible impacts1. The likelihood of such large-scale singular events2 is expected to increase with global warming1, 2, 3, but is fundamentally uncertain4. A key question is how should the uncertainty surrounding tipping events1, 5 affect climate policy? We address this using a stochastic integrated assessment model6, based on the widely used deterministic DICE model7. The temperature-dependent likelihood of tipping is calibrated using expert opinions3, which we find to be internally consistent.

Verwendet wird ein theoretisches Modell. Modelle gibt es viele. Die meisten Modelle in den Klimwissenschaften liegen leider daneben. Die Lontzek-Gruppe hat ihr Modell jedoch „kalibriert“, daher muss es wohl stimmen, oder? Die kleine „3“ hinter dem Kalibrierungshinweis im Paper führt direkt zu einem Paper von Hans Joachim Schellnhuber vom PIK aus dem Jahr 2009. Keine überzeugende „Kalibrierung“, berücksichtigt man, dass Schellhnubers Klimaverständnis in der Fachwelt hochumstritten ist (siehe unseren Beitrag „Zweifel an Hans-Joachim Schellnhuber mehren sich: Teile der deutschen Politik haben genug von seinem Klimaalarmismus„). Zu allem Überfluss erschien das Schellnhuber-Paper auch noch im Fachblatt PNAS (siehe „Mysteriöse Häufung von Schellnhubers Veröffentlichungen in Zeitschrift der National Academy of Science: Wussten Sie, dass Mitglieder ihre PNAS-Gutachter selber auswählen dürfen?„).

Die Überschrift im Artikel im Standard „Risiko zukünftiger Klimakipp-Punkte bisher zu tief bewertet“ ist schlichtweg nicht haltbar. Wer hat hier die Feder geführt?

 

Siehe auch Artikelübersicht von Alfred Brandenberger zur Kipppunkt-Debatte.

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Josef Kowatsch und Stefan Kämpfe teilen ein überaus interessantes Hobby: Sie fahnden im Internet nach Originalwetterdaten und versuchen hieraus klimatische Fragestellungen zu beantworten. Dabei stoßen sie immer wieder auf unerwartete Diskrepanzen mit in der Presse verbreiteten Berichten. Ihre neueste Datenauswertung präsentierten die beiden Wetterdatenspezialisten am 1. April 2015 im EIKE-Blog:

Der Frühling beginnt in Deutschland seit fast drei Jahrzehnten etwas später. Warum?

Ständig wird in den „Qualitätsmedien“ über die „Klimaerwärmung“ berichtet. Den Lesern wird suggeriert, der Lenz käme immer eher, und die „arme Natur“ geriete aus dem Takt. Wir sind diesen Behauptungen nachgegangen und haben sie in der freien Natur anhand eigener Beobachtungen überprüft. Dabei kamen wir zu gegenteiligen Ergebnissen. Der Frühling lässt sich seit dem „kleinen Klimaoptimum“ (um 1990) wieder etwas mehr Zeit.

Beide Autoren verfügen über langjährige Berufserfahrungen auf den Fachgebieten Naturschutz und Pflanzenbau. Sie beobachten die Natur seit vielen Jahrzehnten. Zusätzlich werteten wir Literatur über Frühjahrsblüher und das Erwachen der Vögel und Kröten aus. Auch einige Frühlingskinderlieder und Frühjahrsgedichte sind mehr als hundert Jahre alt. Man kann ihre Aussagen mit der heutigen Realität vergleichen.

Die blauen Veilchen werden seit 150 Jahren im Volksmund Märzenveilchen genannt, weil diese schönen Frühlingsblümchen auch schon damals im März blühten. Wäre der März früher kälter gewesen, hätte man sie April- oder Osterveilchen genannt. Auch die Winterlinge heißen eben so, weil sie meist schon im Januar oder Februar blühen.

Die Erwärmungsgläubigen stuften diesen Winter als den zweiten milden Winter in Folge ein und behaupten, dieser angeblich steigende Wintertrendtrend der letzten Jahre werde anhalten und die „Erwärmungstendenz“ beschleunigen. Doch von welchem Trend reden diese so genannten „Klimafolgenforscher“?

Weiterlesen auf EIKE.

 

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