Wirtschaftswoche Green fällt auf Eisbären-Ente herein

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat wieder zugeschlagen. Der Innovations Report berichtete am 15. Januar 2014:

Weltmärkte für Nahrungsmittel: Klimawandel größerer Preistreiber als die Bioenergie
Trotz mancher Risiken wären die Auswirkungen einer steigenden Nachfrage nach Bioenergie auf die Weltagrarmärkte weit geringer als die durch einen ungebremsten Klimawandel. Das zeigt nun eine Studie, die unter der Leitung von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung veröffentlicht wurde. Während die Agrarpreise durch direkte Klimawirkungen auf Ernteerträge bis 2050 um etwa 25 Prozent höher wären als in einem Szenario ohne Klimawandel, würde eine hohe Nachfrage nach Bioenergie in einem Szenario mit ambitioniertem Klimaschutz die Preise nur um etwa 5 Prozent steigen lassen.

Kein einfacher Text. Analysieren wir ihn daher abschnittsweise. Aus der Überschrift ist zu entnehmen, dass die Studie offenbar die Nützlichkeit von Biotreibstoffen zu stützen sucht. Kein einfaches Unterfangen, da mittlerweile sogar Umweltorganisationen wie Greenpeace offen eingestehen, dass Biotreibstoffe gar kein CO2 einsparen und man sich in der Euphorie der Anfangsjahre wohl naiv verrechnet hatte. Schlimmer noch, der Anbau von Biotreibstoffen konkurriert mit dem Anbau von Nahrungsmitteln und verteuert diese, was gerade die Armen dieser Welt in den letzten Jahren bitter zu spüren bekamen.

Das PIK startet hier den fragwürdigen Versuch, die ernste Problematik  „Tank oder Teller“ zu verharmlosen. Es wird einfach behauptet, dass die Klimakatastrophe die Nahrung noch viel schlimmer verteuern würde, als die Biotreibstoffe. Ein fragwürdiges Unterfangen. In der Untersuchung werden IPCC-typische Klimamodelle verwendet, in denen die CO2-Klimawirkung maßlos übertrieben wird, wie immer klarer wird. Neuere Studien sehen eine viel geringere Erwärmung bis 2050, so dass Klimaschäden und entsprechende Kostensteigerungen in der Landwirtschaft viel geringer ausfallen als angenommen. Zu wenig berücksichtig wird vermutlich auch, dass durch eine leichte Erwärmung große neue Anbaugebiete in den subarktischen Gebieten in Nordamerika, Skandinavien und Russland hinzukommen, die wiederum eine Verbilligung der Nahrungsproduktion ermöglichen. Auch der Realitäts-Check spricht gegen die PIK-Horrorthesen: Trotz Erwärmung in den letzten 50 Jahren um ein halbes Grad, sind in den letzten Jahren stetig Rekordernten eingefahren worden.

Hier noch ein weiteres Zitat aus der Meldung:

In einem umfassenden Vergleich von zehn globalen agrarökonomischen Simulationen untersuchte Christoph Schmitz vom PIK, wieviel Agrarflächen unter verschiedenen sozioökonomischen und Klimawandel-Szenarien genutzt würden. „Wir sehen, dass die meisten Modelle für Szenarien mit einem ungebremsten Klimawandel einen Zuwachs von Ackerland bis zum Jahr 2050 anzeigen, der mehr als 50 Prozent höher ist als bei stabilem Klima“, sagt Schmitz.

Die Zunahme würde 320 statt 200 Millionen Hektar betragen – das entspricht etwa der dreifachen Fläche Deutschlands. In allen Simulationen gab es die größte Ausbreitung von Ackerflächen in Südamerika und in Afrika südlich der Sahara. „Um in diesen Regionen zusätzliche Ackerflächen zu gewinnen, werden aber Jahrhunderte alte Regenwälder abgeholzt. Das führt nicht nur zu einem Anstieg der CO2-Emissionen, sondern schadet auch der Artenvielfalt und bedroht wichtige Ökosystemleistungen“, erklärt Schmitz.

Interessant, die Ackerbaufläche wird also bis 2050 weiter zunehmen. Anstatt sich nun hierüber zu freuen, wird gleich wieder der Klimazeigefinger gehoben. Natürlich sollten die Regenwälder erhalten bleiben, was aber vor allem durch den ungezügelten Biotreibstoff-Anbau auf gerodeten Regenwaldflächen derzeit stark bedroht ist. Warum geht der Bericht auf Letzteres nicht ein? Warum werden die heute noch zu kalten, nördlichen Gebiete nicht genannt, wo vielleicht in einigen Jahrzehnten bereits Ackerbau möglich ist? Welche Rolle spielt die weiter ungezügelt wachsende Weltbevölkerung?

Man wird das Gefühl nicht los, dass es sich hierbei um eine knallharte Lobbyistenstudie handelt, mit dem einzigen Ziel, den zerstörten Ruf der Biotreibstoffe wieder zu kitten. Mit seriöser, ergebnisoffener Wissenschaft hat diese mit Steuergeldern finanzierte Arbeit jedoch nur noch wenig gemein.

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Die Wirtschaftwoche Green meldete am 15. Januar 2014:

Artenschutz: Wie der Klimawandel den Eisbär bedroht
Das größte Raubtier der Erde verliert den Boden unter den Füßen. Einst beherrschte es die Weite und Einsamkeit der Arktis, die scheinbar unberührt von menschlicher Präsenz blieb. Heute ist der Eisbär ein Symbol der vielen Arten, deren Überleben durch die Auswirkungen von Klimawandel und Umweltverschmutzung bedroht ist.  […] Alles deutet derzeit darauf hin, dass die einzelnen Schutzmaßnahmen, die die fünf Länder in den vergangenen Jahren angestoßen haben, erste Erfolge zeigten. Die meisten Populationen waren mit insgesamt 20.000 bis 25.000 Tiere in freier Wildbahn zumindest stabil. Aber alle diese hart erkämpfte Fortschritte könnten zunichte werden, wenn das Eis in der Arktis weiter schmilzt. Schon im Jahr 2009 haben die fünf Eisbären-Länder erkannt, dass der Klimawandel als größte Bedrohung angegangen werden muss. Nur wie, wissen sie bisher nicht. Ein internationales Klimaabkommen ist nicht in Sicht.

Und so geht es in dem Artikel munter weiter. Eine absurde Geschichte. Im vorletzten (2012) Jahr war das Eis so stark geschrumpft wie noch nie in den letzten 30 Jahren – und die Eisbärpopulation ist stabil. Irgendetwas scheint an dem simplistischen Konzept nicht zu stimmen. Richtig, wir haben die wahren Hintergründe an dieser Stelle bereits mehrfach ausführlich beleuchtet (siehe unsere Blogartikel „Totgesagte leben länger: Schöne Grüße vom Eisbären, es geht ihm gut “ und „Nicht Wärme sondern Schrotflinten sind die größten Feinde der Eisbären„). Die größte Gefahr droht den Eisbären nicht etwa vom Klimawandel, sondern von Jägern. Zudem ist der Eisbär erdgeschichtlich viel älter als bisher gedacht und hat bereits mehrere sehr warme Phasen gut überstanden. Schließlich fanden Forscher jetzt, dass Eisbären keineswegs auf Robben als Nahrung angewiesen sind sondern sich sehr variabel ernähren können. Es ist unklar, weshalb Wirtschaftswoche Green dem plumpen Klimaaktivismus hier eine billige Bühne bietet. Was steckt dahinter? Um neutrale, gewissenhafte Berichterstattung handelt es sich auf jeden Fall nicht.

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Die Schwetzinger Zeitung brachte am 16. Januar 2014 ein Interview mit dem Tropenbotaniker, Religionslehrer und Prediger Wolfgang Werner über den Klimawandel (im Internet von morgenweb.de übernommen):

FRAGE: „Klimawandel“ ist auch das Thema ihres Vortrags bei „Bibel mit Biss“. Was erwartet die Besucher dabei?

WERNER: Im Vortrag geht es um zwei ganz unterschiedliche Aspekte. Das eine ist der natürliche Klimawandel mit Eiszeiten, Sonnenstands- und Solarzyklen, der gar nichts mit dem Menschen zu tun hat, und zum anderen zeige ich auf, wie der Mensch ganz gewaltig in das Klima eingreift und was sich seit dem 18. Jahrhundert, seit der Entwicklung der Dampfmaschine und Nutzung der fossilen Brennstoffe, getan hat.

Ein guter Anfang. Die natürlichen Klimafaktoren dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. Wird Werner sie aber wirklich ausreichend würdigen? Weiter im Interview:

FRAGE: Wie entwickelt sich das Klima auf der Erde?

WERNER: Es wird eindeutig immer wärmer und trockener. Das heißt, die Verdunstung steigt und es gibt immer mehr Trockenheitsprobleme. Auf der anderen Seite haben wir immer mehr Extreme, das heißt, mal haben wir schlimme Dürren und dann auch wieder Überflutungen mit starken Regenfällen. Zusammengefasst ist mal zu viel Regen da, mal zu wenig.

Richtig, es ist in den letzten 150 Jahren wärmer geworden. Die Kältephase der Kleinen Eiszeit endete und die Moderne Wärmephase begann. Das Temperaturniveau liegt heute ähnlich hoch wie vor 1000 Jahren während der Mittelalterlichen Wärmperiode. Warum bringt Wolfgang Werner den Kontext nicht? Beim Extremwetter irrt Werner. Siehe „Keine Belege für mehr Extremwetter in Deutschland„, „Überraschung: Globale Niederschläge sind in den letzten 70 Jahren weniger extrem geworden“ und „Extremregen war in den Französischen Alpen während der Kleinen Eiszeit häufiger als heute„. Weiter im Interview:

FRAGE: Womit hängt das zusammen?

WERNER: Das ist alles auf den vom Menschen gemachten Klimawandel zurückzuführen. Die Treibhausgase, CO2, Methan und andere, steigen immer mehr an, so dass es auf der Erde wärmer wird. Durch die erhöhten Temperaturen wird quasi das Klimarad angeworfen, die Winde werden stärker, bringen mehr Regen von den Ozeanen und damit regnet es auch mehr Wasser ab. Aber eben nicht immer. So kann es zu Überflutungen oder eben Wassermangel kommen – je nachdem. Und die Stürme nehmen immer mehr zu – auch bei uns.

Werner kennt offenbar nicht einmal die IPCC-Position. Hier heißt es, dass „mehr als die Hälfte der Erwärmung auf den Menschen zurückgeht“, also ein bedeutender Teil natürlichen Mechanismen zuzuordnen ist. Da kann Werner nicht einfach behaupten „Das ist alles auf den vom Menschen gemachten Klimawandel zurückzuführen„. Winde werden stärker? Mitnichten Herr Professor: „Wer hätte das gedacht: Studien können keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme im Indischen und Pazifischen Ozean feststellen„, „Die große Tornadoflaute: Kein Zusammenhang zwischen Klimawandel und Tornadohäufigkeit„, „Die kräftigsten Stürme gab es in Holland während der Kleinen Eiszeit„, „Eine unbequeme Wahrheit: Während der Kleinen Eiszeit waren die Stürme in Europa stärker als heute“ und „Stürme an der englischen Kanalküste wüteten im 1500-Jahres-Takt: Je kälter, desto stürmischer„. Weiter im Interview:

FRAGE: Können Sie Prognosen abgeben, wie sich das Klima entwickelt?

WERNER: Ja, bei uns bedeutet das noch mehr Trockenheit und ansteigende Temperaturen. Die haben zur Folge, dass sich Krankheiten mehr ausbreiten, das kennen wir von der Zecken-Encephalitis (auch FSME), die es früher nicht gab, sich aber bei uns verbreitet hat. Sogar tropische Krankheiten wie Malaria können sich bei uns ausbreiten, weil es immer milder wird. […] Und dann wieder die Extreme: extrem heiße Sommer, in denen bei uns die Ernte nicht richtig hoch kommt, und Überschwemmungen, wie wir sie auch letztes Jahr wieder hatten.

Alles falsch. Siehe „Neue Studie der UCSB: Klimaerwärmung führt zur Abnahme der Malaria in aktuellen Problemgebieten„, „Fata Morgana: Potsdamer Hypothese überwiegend menschengemachter Hitzewellen bestätigt sich nicht„, „Neue Studie der Universität Michigan: Kaum Veränderungen in der Häufigkeit von Hitzewellen in den USA während der letzten 80 Jahre„, „Neue begutachtete Studie in Nature Climate Change: Klimawandel lässt Hochwasser in Europa wohl in Zukunft seltener werden“ und „Was waren die wahren Hintergründe der mitteleuropäischen Flut 2013?„. Schwache Vorstellung, Herr Werner. Die Fakten stimmen einfach nicht. Wie können Sie diese Predigt mit Ihrem Gewissen vereinbaren? Es reicht einfach nicht, nur Gutes zu wollen. Man sollte sich mit den Grundlagen des Themas auch ein bisschen auseinandersetzen, bevor man sich dazu in der Öffentlichkeit äußert.

 

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