Neues Paper in Quaternary Science Reviews: Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit in den chilenischen Anden nachgewiesen

Es gab eine Zeit als führende Klimaforscher die Temperaturentwicklung der vergangenen tausend Jahre als langweilig und ereignislos darstellten. Die in Europa und Nordamerika dokumentierten Klimaschwankungen wären nichts weiter als ein lokales nordatlantisches Phänomen (z.B. Stefan Rahmstorf, Gerald Haug). Diese Vorstellung stellte sich einige Jahre später als fehlerhaft heraus. Die Mittelalterliche Wärmeperiode vor etwa 1000 Jahren und die Kleine Eiszeit vor 500 Jahren sind mittlerweile aus allen Erdteilen beschrieben worden, so dass es sich offensichtlich um ein globales Phänomen handelt, das an vielen Orten der Erde wiederzufinden ist. Da sich die Sonnenaktivität in dieser Zeit ähnlich entwickelte, ist von einer ursächlichen Kopplung auszugehen. 

Kürzlich konnte die Mittelalterliche Wärmeperiode sowie die Kleine Eiszeit in den chilenischen Anden dokumentiert werden – fernab des Nordatlantiks. Michael-Shawn Fletcher und Patricio Iván Moreno von der University of Chile in Santiago veröffentlichten im Juni 2012 in der Zeitschrift Quaternary Science Reviews eine neue Studie, in der sie Pollen und Holzkohle in einem Sedimentkern eines Andensees analysierten. Die Laguna San Pedro liegt auf einer Höhe von gut 900 m, und die untersuchten Schichten umfassen die vergangenen 1500 Jahre. 

Anhand der Pollen konnten die Forscher die Feuchtigkeitsentwicklung sowie Temperatur abschätzen. Holzkohlereste dienten als Indikator für Waldbrände, die sich vor allem bei Trockenheit ereignen. Fletcher und Moreno fanden, dass das Klima in den Anden während der Mittelalterlichen Wärmeperiode trocken und warm war (Abbildung 1). Waldbrände waren damals sehr häufig. Vor und nach dieser Zeit traten hingegen nur wenige Brände auf, und die Pollen zeigten kalte, feuchte Bedingungen an. Die kühlen Phasen fallen dabei in die Kleine Eiszeit sowie die Kälteperiode der Völkerwanderungszeit (Abbildung 1). Auch die Geschwindigkeit mit der sich die Schichten ablagerten gibt einen Hinweis auf klimatische Schwankungen. Während der Mittelalterlichen Wärmeperiode bauten sich die Seesedimente sehr viel schneller auf als während den Kälteperioden. In kalten Zeiten war nämlich der See länger vereist, so dass weniger Sediment in den See gelangen konnte. 

Auf kürzeren Zeitmaßstäben konnten die chilenischen Wissenschaftler zudem eine starke Beeinflussung des Andenklimas der letzten 1500 Jahre durch den pazifischen El Nino-Effekt feststellen. Damit ist auch auf dieser Ebene eine überregionale Steuerung des Klimas im Untersuchungsgebiet nachzuweisen.

 

 

Abbildung 1: Das Klima in den Anden war während der Mittelalterlichen Wärmeperiode (MCA) trocken und warm, während es in der Kleinen Eiszeit (LIA) sowie der Kälteperiode der Völkerwanderungszeit (DACP) kalt war. Kurve (c) ist ein Feuchtigkeits-Indikator auf Pollen-Basis (Ausschläge nach unten feucht, nach oben trocken). Kurve (d) gibt die Sedimentationsrate an. In kalten Zeiten war der See länger vereist, so dass weniger Sediment in den See gelangen konnte. Kurve (g) zeigt den Holzkohlegehalt aus Waldbränden, welche während der Mittelalterlichen Wärmeperiode am häufigsten waren. Abbildung aus Fletcher & Moreno (2012).

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