Streit um Kaiserpinguine: Spiegel Online hält sie für vom Klimawandel bedroht während Spektrum der Wissenschaft ihre Robustheit gegenüber klimatischen Veränderungen hervorhebt

Spiegel Online brachte am 30. Juni 2014 eine fragwürdige Tierstory vom Südpol (Fettsetzung im Text ergänzt):

Erderwärmung: Lebensraum der Kaiserpinguine ist bedroht
Er gilt als eine Ikone der Antarktis: der bis zu 1,20 Meter große Kaiserpinguin. Doch seine Zukunft ist ungewiss. Der Klimawandel verändert seinen Lebensraum, die Packeisgrenze der antarktischen Zone.
Bis zum Jahr 2100 wird die derzeit 600.000 Individuen umfassende Population der Kaiserpinguine um mindestens ein Fünftel reduziert. „Das sind keine guten Neuigkeiten für den Kaiserpinguin“, sagte Hal Caswell von der amerikanischen Woods Hole Oceanographic Institution, Co-Autor der Studie in der Zeitschrift „Nature Climate Change“. Der Grund für die Veränderung ist die Erderwärmung. Sie macht die Eisschicht instabil. Wird es im Frühjahr wärmer, können Wellen die Eisdecke aufbrechen und Pinguinkolonien spalten. In der Studie fordern die Forscher deshalb, den Kaiserpinguin als gefährdet einzustufen. Nur so könne der Bestand vor weiteren Bedrohungen durch Tourismus und Fischfangindustrie geschützt werden. Doch dieses Ziel durchzusetzen, wird nicht einfach sein. Denn zunächst geht der Trend in die entgegengesetzte Richtung: Bis 2050, erwarten die Forscher, wird die Zahl der Kaiserpinguine in den 45 bekannten Kolonien zunächst sogar leicht ansteigen. Denn trotz der Erwärmung hat das Eis der Antarktis sich in den vergangenen Wintern ausgedehnt. Mehr Eis bedeutet auch mehr Algenwuchs auf der Unterseite der Eisschicht. Mehr Algen können mehr Krill ernähren, und Krill wiederum steht auf dem Speiseplan der Kaiserpinguine.

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Foto: Ian Duffy from UK – Animal Portraits. Lizenz: Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)

Haben Sie’s auch bemerkt? Auf Basis von vollkommen überzogenenen IPCC-Hitzeprognosen wird ein Szenario bis 2100 aufgestellt. Schon heute ist aber klar, dass die CO2-Klimasensitivität in diesen Modellen viel zu hoch angesetzt ist. Somit ist die gesamte Studie von vorneherein hinfällig. Schade um die verschwendeten Forschungsgelder. Die Krönung ist jedoch, dass bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts zunächst das Gegenteil eintreten soll. Somit bleibt die Hauptthese des Pinguin-Rückgangs bis zur Pensionierung der Autoren nicht überprüfbar. Und falls die Pinguinpopulation in den kommenden Jahrzehnten wider Erwarten doch schrumpfen sollte, würde man einfach sagen, der Klimawandel schreitet noch viel schneller voran als angenommen. Eine geniale Taktik.

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Deutlich gehaltvoller ist da schon ein Artikel von Lars Fischer in Spektrum der Wissenschaft vom 26. Juni 2014:

Kaiserpinguine sind flexibler als gedacht

Fällt ein Brutplatz weg, suchen Kaiserpinguine sich einen neuen – das macht sie weniger verwundbar durch den Klimawandel.

Bisher hielt man den Kaiserpinguin für extrem konservative Tiere: Jedes Jahr, dachte man, kehrt Aptenodytes forsteri an seinen angestammten Brutplatz zurück. Doch die Vögel wechseln anscheinend regelmäßig die Standorte. Wissenschaftler identifizierten in der Antarktis anhand von Satellitenbildern neue Brutkolonien, die in den Jahren davor nicht existierten. Dagegen blieben einige bestehende Kolonien in den Folgejahren verlassen, und nur Kot und Federn zeugen von der einstigen Gegenwart der Vögel. Diese Neigung zum Tapetenwechsel könnte den Tieren in Zukunft gut zupasskommen, falls irgendwann auch das antarktische Meereis durch den Klimawandel verschwindet.

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Interesieren Sie sich für weitere Wunder aus der Pinguinwelt? Dann empfehlen wir Ihnen unseren Blogartikel „Süddeutsche Zeitung: “Klimawandel bedroht argentinische Pinguinküken”. Schlimme Recherchepanne: In Wahrheit beraubt Überfischung der Anchovis die Pinguine ihrer Nahrungsgrundlage“  aus dem Februar 2014.

Siehe auch Jim Steeles Beitrag „Blinded by Beliefs: The Straight Poop on Emperor Penguins“ auf WUWT.

 

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