Himalaya-Schmelzkatastrophe abgeblasen: Das Neueste aus der Welt der Gletscher

Seit dem Ende der Kleinen Eiszeit 1850 ist es um knapp ein Grad wärmer geworden. Die Temperaturen unserer „Modernen Wärmeperiode“ entsprechen damit heute etwa denen der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren. Das allmähliche Abschmelzen vieler Gebirgsgletscher in den verschiedensten Teilen der Erde ist Teil dieses zyklischen Prozesses, der sich in den letzten 10.000 Jahren bereits mehrfach abgespielt hat (siehe auch Gletscher-Kapitel auf S. 191-193 in unserem Buch „Die kalte Sonne“).

Ein internationales Forscherteam um Tobias Bolch von der Universität Zürich hat nun im Rahmen einer im Fachjournal Science veröffentlichten neuen Studie die Himalaya-Gletscherschmelze neu bewertet (siehe Berichte auf ORF, SF, scinexx, Hamburger Abendblatt, innovations-report). Die Forscher fanden, dass die meisten der Himalaya-Gletscher zwar schrumpfen, dies aber deutlich weniger schnell als bisher in den alarmistischen Prognosen des Weltklimarats angenommen. Überraschend: Die untersuchten Gletscher passen sich gut in das globale Mittel ein. Der IPCC hatte in seinem letzten Bericht irrtümlicherweise ein rasantes Abschmelzen bis 2035 vorhergesagt und in der Folge wegen des darauf angeblich folgenden Schmelzwassermangels die Existenzgrundlage der Lokalbevölkerung in Frage gestellt. Immer wieder gerne gesehen dazu ist das Video mit Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, in dem er diese mittlerweile berühmte IPCC-Fehlprognose dem deutschen Fernsehzuschauer genüsslich auftischt:

 

 

Bereits Anfang des Jahres, 2012, war eine neue Studie eines amerikanischen Forscherteams um Thomas Jacob in Nature erschienen, in der anhand von Schwerefeldmessungen dokumentiert werden konnte, dass die Gletscher des Himalaya und umliegender Gebirge in den letzten 10 Jahren gar kein Eis verloren haben (siehe unser Blog-Artikel „Überraschung: Himalaya-Gebirgsgletscher haben in den letzten 10 Jahren gar kein Eis verloren“ sowie Berichte in Nature und investors.com).

Dies wurde jetzt erneut für die Karakorum-Gletscher durch eine französische Wissenschaftlergruppe um Julie Gardelle von der Universität Grenoble bestätigt. Die Gletscher-Massenbilanz in diesem Teil des Gebirgsmassivs war im Untersuchungszeitraum von 1999-2008 sogar leicht positiv. Die Studie erschien jetzt in Nature Geoscience (siehe auch Berichte in der Welt, SZ, Spiegel Online und notrickszone.com).

Auch die Gletscher-Situation im argentinischen Patagonien wird allmählich klarer. Viele Gletscher schmelzen hier derzeit, jedoch wachsen auch einige an, wie etwa der Moreno-Gletscher. Ein internationales Forscherteam um Sébastien Bertrand von der Woods Hole Oceanographic Institution fand nun, dass die Gletscher in Patagonien während der vergangenen 5000 Jahre in erster Linie auf Änderungen im Niederschlag reagierten und erst zweitrangig auf Temperaturschwankungen. Die Studie erschien vor wenigen Monaten in der Fachzeitschrift Climate of the Past. Allerdings gibt es gute Hinweise darauf, dass auch diese schneebringenden Feuchtigkeitsschwankungen im solar-gesteuerten Millenniumstakt schwanken (siehe unseren kürzlichen Blog-Artikel „Sonnenaktivität steuerte den südamerikanischen Monsunregen während der letzten 1500 Jahre“).

Auch in den Alpen waren die Gletscher in den vergangenen 10.000 Jahren alles andere als stabil. Während des sogenannten holozänen Klimaoptimums vor 6000 Jahren – als es wärmer war als heute – waren die Alpengletscher fast verschwunden. Auch die durch Sonnenaktivitätsschwankungen bedingten Temperaturschwankungen im 1000-Jahres-Maßstab gingen nicht spurlos an den Alpengletschern vorüber. Jedes Mal wenn es kälter wurde, wuchsen die Gletscher, und wenn es wieder wärmer wurde schrumpften sie. Einen sehr guten Überblick über diese natürliche Eis-Dynamik in den Alpen gibt Gernot Patzelt von der Universität Innsbruck in seinen eindrucksvollen Vorträgen (Vortragsfolien und Artikel bei EIKE).

Natürlich sind auch Heinz Wanner von der Universität Bern diese Fakten und Zusammenhänge bekannt. Wanner ist „Review Editor“ des aktuell entstehenden 5. IPCC Berichts. In einem kürzlichen Artikel in der Jungfrau Zeitung bestätigte er, dass sich die Alpengletscher vor 6000 Jahren deutlich weiter zurückgezogen hatten als heute. Er erklärt dies korrekt mit einer Erdbahnparameter-Konstellation die von der heutigen abweicht, den sogenannten Milankovic-Zyklen. Bedenklich ist jedoch, dass er im gleichen Artikel versäumt, auf die Temperaturschwankungen im 1000-Jahres-Maßstab einzugehen. Den Lesern suggeriert dies, dass natürliche Schwankungen heute keine Rolle mehr spielen würden, was jedoch grob irreführend ist. Natürlich kennt Wanner auch diese solar-angetriebenen Temperaturzyklen, die von Gerard Bond erstmals vor mehr als zehn Jahren eindrucksvoll dokumentiert wurden. In einem anderen Beitrag war Wanner darauf bereits explizit eingegangen. Es ist unklar, warum er dieses wichtige Thema nun wieder ausspart. Hoffentlich ist nicht der Grund, die katastrophale Gebirgsgletscherschmelz-Vorhersage des Weltklimarats bis 2100 auf Basis der übertriebenen Erwärmungsszenarien des IPCC im neuen Klimabericht zu stützen…

 

Foto oben rechts: Dirk Beyer / Lizenz:  GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder eine spätere Version
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