Handbuch mit 28 Seiten: Sprechanweisungen des IPCC für Wissenschaftler

Toralf Staud berichtete am 19. März 2018 auf klimafakten.de über Rhetoriktipps des IPCC für Wissenschaftler, wie sie die Klimagefahr am besten für die Öffentlichkeit in Worte packen. Der Artikel bezieht sich dabei auf ein 28-seitiges Handbuch, das der IPCC zusammen mit der Klimaaktivisten-Gruppe „Climate Outreach“ erstellt hat. Auf seiner Webseite bittet Climate Outreach um Spenden. Geld wurde u.a. von der European Climate Foundation (ECF) bezogen, einer lupenreinen Aktivistengruppierung. Daher verwundert es schon, wenn der IPCC seine Sprechanweisungen von Aktivisten erstellen lässt.

Staud fasst das Handbuch in seinem Artikel zusammen:

Sechs Tipps vom und für den IPCC: Wie spreche ich als Wissenschaftler über den Klimawandel?
Forscherinnen und Forscher haben es oft schwer, in Medien und Öffentlichkeit gehört zu werden. Dies gilt insbesondere bei politisch aufgeladenen Themen wie dem Klimawandel. Ein kompaktes Handbuch von IPCC und Climate Outreach gibt praktische Tipps – und gehört laut Rezensenten „zum besten, was je zum Thema geschrieben wurde“

1. Sei selbstbewusst!

2. Sprich über die echte Welt, nicht abstrakte Vorstellungen

3. Knüpfe an Dinge an, die Deinem Publikum wichtig sind

4. Erzähle eine menschliche Geschichte

5. Beginne mit dem, was Du weißt

6. Nutze wirkungsvolle Bilder und Grafiken

Oder anders ausgedrückt: Mache ein ernstes Gesicht, denk Dir eine herzzerreißende Lokalstory aus, gib ein paar knudellige Tiere dazu, zum Beispiel einen Eisbär auf einer Eisscholle.

Wir sollten Staud und Climate Outreach danken, dass sie ihre Erzählstrategie im Netz so offen ausbreiten. So können wir die wahre Nachricht hinter den Worthülsen in Zukunft etwas besser herausarbeiten.

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Thomas Sinkjær plädierte am 6. März 2018 in Nature für anonyme Projektanträge:

Fund ideas, not pedigree, to find fresh insight
Anonymous applications free scientists to make bold proposals, and ‘golden tickets’ free reviewers to bet on them

Weiterlesen in Nature

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Heißes Eisen auf Plusminus am 7. März 2018:

Einfach abgedreht – wenn der Kohleausstieg zu Chaos führt
Hessens größtes Steinkohlekraftwerk wird in den Sommermonaten abgeschaltet. Dies wurde kurzfristig beschlossen. Die Stromproduktion lohne nicht mehr. Raus aus der Kohle – prima, könnte man denken. Doch es könnte Chaos geben.

Hier gehts zur Sendung.

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Pressemitteilung des Helmholtz Centre For Environmental Research – UFZ am 7. März 2018:

Globaler Konflikt: Agrarproduktion vs. Artenvielfalt

Eine gezielte Landnutzungsplanung könnte den Konflikt zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Naturschutz mindern. Wissenschaftler der Universität Göttingen, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Universität Münster haben weltweite Datensätze ausgewertet – einerseits zur Verbreitung und zu den ökologischen Anforderungen tausender Tierarten, anderseits zur landwirtschaftlichen Produktion der weltweit wichtigsten Feldfrüchte. Ihre Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Global Change Biology erschienen.

In der Regel führt eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion zum Verlust von Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen auf den betroffenen Ackerflächen. Was aber passiert, wenn das landwirtschaftliche Wachstum auf Gegenden beschränkt ist, in denen weniger Tierarten gefährdet sind? Die Wissenschaftler untersuchten, ob eine derartige gezielte Landnutzungsplanung die globalen Artenverluste verringern würde. Sie fanden heraus, dass durch eine weltweite Optimierung des Anbaus rund 88 Prozent des berechneten zukünftigen Artenverlusts vermieden werden könnten.

„Dies setzt allerdings voraus, dass artenreiche Länder – vornehmlich in den Tropen – primär für den Schutz natürlicher Ressourcen verantwortlich wären und in ihren Produktionsmöglichkeiten und den damit zusammenhängenden ökonomischen Vorteilen eingeschränkt wären“, erläutert Erstautor Lukas Egli von der Universität Göttingen und dem UFZ. Dies betrifft in erster Linie Länder, die stark von der Landwirtschaft abhängig sind. „Ohne internationale Abkommen, die diese Interessenskonflikte lösen könnten, ist eine globale Optimierung unwahrscheinlich. Sie würde möglicherweise zu sozioökonomischen Abhängigkeiten führen.“

Bereits zehn Länder könnten den weltweiten Biodiversitätsverlust um ein Drittel reduzieren, wenn sie der Empfehlung der Forscher auf nationaler Ebene folgen. Wenn jedes Land dies täte, ließen sich 61 Prozent des absehbaren Artenverlusts verhindern. „Länder wie Indien, Brasilien oder Indonesien hätten das größte Potenzial, um die globale Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten“, so Dr. Carsten Meyer vom Forschungszentrum iDiv und der Universität Leipzig. „Leider sind diese Länder oft von Landnutzungskonflikten und teilweise schwachen Institutionen geprägt, was eine solche Optimierung erschwert. Hier sind gezielte Anreize nötig, um die Landnutzungsplanung ganzheitlicher und nachhaltig zu gestalten.“

Paper: Lukas Egli et al. Winners and losers of national and global efforts to reconcile agricultural intensification and biodiversity conservation. Global Change Biology 2018. Doi: 10.1111/gcb.14076

 

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