Grüße vom gut gefüllten Stausee

Beim Lügen erwischt zu werden, das ist mehr als peinlich. Wir haben erst kürzlich über Falschmeldungen der Elektrizitätswerke Schönau EWS berichtet, die auf Basis von Hörensagen dem Kernkraftwerk Isar 2 in Bayern etwas andichten wollten. Die Betreiber der Anlage reagierten nun auf Twitter auf die Fake News.

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Nach und nach werden die Videos der Energiewende-Konferenz von Stuttgart auf YouTube veröffentlich. Professor Thees von der Uni in Stuttgart lud mehrere Wissenschaftler ein, sich zu verschiedenen Bereichen zu äußern. Wir werden hier immer wieder einige Videos vorstellen. Zum Thema Verkehr sprach dort Prof. Dr. Thomas Koch, er ist Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie. Er benutzte das Bild eines schief zugeknöpften Hemds, stellvertretend für die Verkehrswende. Statt es korrekt zu knöpfen, wird besser ein Pullover drübergezogen, damit man es nicht so sieht. Am Ende kommt Koch allerdings zu dem Schluss, dass es nicht um CO2 geht, sondern das Ende des Individualverkehrs beabsichtigt ist.

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„Unsere Art zu leben steht auf dem Spiel“. Das meint der Forscher Anders Levermann vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK gegenüber den Tagesthemen.

“Levermann forderte für reiche Länder wie etwa Deutschland oder die USA eine Null-Emission-Politik in 20 Jahren, für ärmere Länder in den Folgejahren. Um dieses Ziel zu erreichen gebe es die Möglichkeit, dass sich große Mächte wie die USA, Europa und China vereinten und einen gemeinsamen CO2-Preis ins Leben riefen, sagte Levermann. „Denn ein Minimalpreis, der immer stärker ansteigt, und dann eine Null-Emission-Politik ermöglicht bis 2040 – das wäre ein starkes und kraftvolles Signal“, so der Klimaforscher.”

Man darf gespannt sein, was Länder wie China, die nach dem Pariser Abkommen weiter munter CO2 emittieren dürfen, über solche Pläne denken. Unklar ist, was Levermann mit Zwischentechnologie meint. (Gas?). Seine Aussagen zur Anreicherung von CO2 sind sehr interessant, weil er natürliche Kohlenstoffsenken plump ausklammert. Aktuell werden die Hälfte aller anthropogenen CO2-Emissionen von der Natur einfach weggepuffert. CO2 hat eine Halbwertzeit von etwa 55 Jahren. Bereits eine Halbierung der Emissionen könnte den CO2-Gehalt der Atmosphäre vermutlich stabilisieren.

“Mit den CO2-Emissionen sei es wie mit Mikroplastik, so Levermann. „Was Sie in die Atmosphäre bringen, bleibt dort praktisch für immer und erhöht die Temperatur des Planeten.“ Solange Kohle, Öl und Gas weiter verbrannt würden, steige die Temperatur immer weiter. Nun sei es an den Industrieländern zu zeigen, dass man es ernst meine: „keine Zwischentechnologien mehr, sondern nur noch Technologien, die uns wirklich auf Null bringen können“, forderte Levermann.”

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Es liegt im Wesen der Natur für Ausgleich zu sorgen. Während Europa mit hohen Sommertemperaturen zu tun hat, sieht es in anderen Teilen der Welt ganz anders aus. Wir richten immer wieder die Blicke nach Grönland, weil es über große Eismassen an Land verfügt, die bei einem Abschmelzen für einen Anstieg des Meeresspiegels sorgen könnten. Nun gab es bereits im letzten Jahr mitten in der Schmelzsaison ungewöhnliche Tage mit Eisbildung. Auch dieses Jahr ist das der Fall. Außerdem begann die Schmelzsaison dieses Jahr sehr spät.

Noch interessanter sind allerdings die Saison-Zahlen beim Polarportal.dk. Demnach war die Saison 2011-2012 die bisher negativste. Es ist die rote Linie. Die Masse nahm im Simmer deutlich ab. Die aktuelle Schmelzsaison (blaue Linie) liegt deutlich über dem Mittelwert 1981-2020, der in einer grauen Linie dargestellt ist. Kalendarisch beginnt in zwei Wochen die neue Saison, an dem Trend dürfte sich wahrscheinlich wenig ändern. Für Nachrichten dieser Art ist bei Hitze und Dürre in Europa leider wenig Platz, sie sind aber Teil des großen Bildes.

(Abbildung: Screenshot Polarportal.dk)

Wir erinnern uns alle an die hohen Temperaturen in Sibirien in den letzten Sommern. Schauen wir einfach einmal auf Ventusky nach einer Momentaufnahme der Anomalie.

(Abbildung: Screenshot Ventusky)

Große Teile Sibiriens liegen am 18.08.2022 unter dem langjährigen Mittel. An der Grenze zu Kasachstan beträgt die Abweichung 15 Grad Celsius zum Referenzwert. Genauso wie wir in diesem Blog bei der Hitze seinerzeit auf den Einfluss der Windrichtung aufmerksam gemacht haben, machen wir das nun auch. Wenn der Wind aus Norden kommt, dann wird er zunächst durch die kalte Arktis gekühlt und braucht selbst im Sommer lange Strecken, um sich zu erwärmen. Das war in den letzten Jahren genau andersherum. Da gab es südliche Winde mit dem gegenteiligen Effekt. Auf dem Ventusky Bild ist das sehr gut am westlichen Russland und auch Teilen von Südfinnland zu erkennen. Der Wind aus dem Süden sorgt für Temperaturen über dem Mittel. Eigentlich verwunderlich, dass wir noch keine Botschaften von Aktivisten wie Simone Peter lesen durften, dass die deutsche Windkraft gerade Sibirien heruntergekühlt hat. Das wäre ihrer Logik folgend nämlich konsequent.

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Immer wieder überrascht die her links geltende taz mit interessanten Artikeln. Bei „Rückkehr der Apokalypse“ geht es um Parallelen aber auch Unterschiede zwischen der Punkbewegung der 1980er Jahre und der Klimabewegung heute.

“Wäre ein Oberstleutnant der sowjetischen Luftverteidigungsstreitkräfte namens Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow am 26. September 1983 nicht skeptisch geblieben angesichts von sieben amerikanischen, mit Nuklearsprengköpfen bestückten Interkontinentalraketen, die ihm sein System meldete: Ein Aufklärungssatellit hatte Spiegelungen in den Wolken als Zeichen eines Erstschlags interpretiert. Die Klimakatastrophe kann nicht durch einzelne Offiziere und Staatschefs verhindert werden, indem sie nichts tun, also nicht auf den roten Knopf drücken. Heute ist vielmehr kollektives, schnelles Handeln nötig.

Was die Zukunftsangst von 1980 und die Klimaangst von 2022 aber gemein haben, ist ihr apokalyptischer Kern. Das apokalyptische Denken speist sich zwar aus Erfahrungen und Wissen, aber eben auch aus Stimmungen, ideologisch geprägten Annahmen, aus verdrängten Aggressionen – und dem Wunsch nach Erlösung. Wenn sich jugendliche Aktivisten gegen die ihrer Ansicht nach bloße Verwaltung der Klimakatastrophe wehren und sich als „Letzte Generation“ bezeichnen, wenn Extinction Rebellion gegen die „Auslöschung“ rebelliert, dann steckt darin eine apokalyptische Prophezeiung.”

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Axel Bojanowski verweist ein einem Kommentar (Bezahlartikel) in der Welt auf die Notwendigkeit von Adaption. Er macht es fest an der Dürre, die momentan in Europa und auch Deutschland herrscht.

“Die Witterung kann sich jederzeit wiederholen, sobald sich wie damals monatelang fast ununterbrochen Hochdruckwetter einstellt. Deutschland sollte solche Risiken realistischer bewerten. Auch nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr machten Politiker irrig die globale Erwärmung verantwortlich, um von mangelnder Vorsorge und versagendem Katastrophenschutz abzulenken.”

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Klimaklagen vor Zivilgerichten könnten es zukünftig schwer haben. Auf der Seite der Noerr Rechtsanwälte gibt es einen längeren Artikel zur Aussicht solcher Klagen.

“Kritisch äußerte sich die Kammer auch zu materiell-rechtlichen Problemen, insbesondere zur Frage der Kausalität. Selbst die Prozessbevollmächtigten des Klägers räumten ein, dass die Kausalität eine hohe Hürde sei, die es zu nehmen gelte. Unklar blieb bereits, ob nur die Emissionen, die aus der Nutzung der hergestellten und in Verkehr gebrachten einzelnen Fahrzeuge resultieren (sog. Scope-3-Emissionen) in den Blick zu nehmen, oder darüber hinaus auch die Emissionen, die unmittelbar im eigenen Unternehmen (sog. Scope-1-Emissionen) bzw. bei Erzeugung der von dem Unternehmen benötigten Energie (sog. Scope-2-Emissionen) verursacht werden, zu berücksichtigen sind. Nach Ansicht des Landgerichts Detmold ist zudem zweifelhaft, ob VW die Emissionen des gesamten Konzerns zuzurechnen sind.”

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Leserpost von: Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Gletscherschmelze

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zu einem Beitrag im Blog vom 18. 08. 22. In einem kurzen Beitrag wird berichtet, dass ein Pass in den Schweizer Alpen in diesem Jahr erstmals seit 2000 Jahren eisfrei sein wird. Der Beitrag hat einen Verweis zu einem Spiegel-Artikel. Darin wird weiter berichtet, dass die Gletscherschmelze in den gesamten Alpen aufgrund des trocknen Winters und des heißen Sommers überdurchschnittlich stark ausfällt.

Solche Aussagen machen mich stutzig. Die aktuelle Warmphase ist gerade in den letzten Jahrzehnten auf dieses Niveau gestiegen, doch das Temperaturniveau liegt noch leicht unter dem des Mittelalters. Während der Römerzeit war es noch ein deutliches Stück wärmer. Sowohl die römische als auch die mittelalterliche Warmphase haben einige Jahrhunderte angehalten. Bitte nicht falsch verstehen, es gab auch im Mittelalter und der römischen Zeit kältere Perioden. Und es ist anzunehmen, dass es in der aktuellen Warmphase ebenfalls kältere Zeiten geben wird. Doch der Durchschnitt lag über dem heutigen Niveau. Es ist kaum davon auszugehen, dass die Alpengletscher die Jahrtausende trotz vorhandener und nachgewiesener anhaltender Warmphasen nicht geschmolzen sind, jetzt aber durch die mäßige Warmphase völlig abschmelzen. Es hat schon verschiedene Berichte gegeben, dass unter abgetauten Gletschern Vegetations- und / oder Besiedlungsspuren z. B. aus dem Mittelalter gefunden wurden. Es gehört zu einem natürlichen Zyklus, dass Gletscher in wärmeren Phasen abschmelzen und sich in kälteren Phasen wieder bilden.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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