Fritz Vahrenholts Sonnenkolumne 3/18: Der Status der Ozeane

24.3.2018
Die Sonne im Februar 2018 und der Status der Ozeane

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Sonne war auch im Februar 2018 mit einer Sonnenfleckenzahl von 10,6 unterdurchschnittlich aktiv. Die Meeresoberflächentemperaturen haben sich seit dem ausserordentlich starken El Nino von November 2014 bis Mai 2016 wieder normalisiert. Wir sind wieder auf dem mittleren Niveau von 2014 ( +0,12 °C, siehe Anlage) angekommen. Die Versuche, die erheblichen Temperatursteigerungen der Jahre 2014-16 dem menschengemachten CO2 zuzuweisen, sind kläglich gescheitert. Es war ein natürlicher Vorgang und die wirklich interessante Frage ist, auf welches Niveau die Temperaturen der Ozeane zurückgehen.

Bei dieser Gelegenheit lohnt es sich, die periodischen Temperaturschwankungen des Atlantiks und des Pazifiks zu betrachten, nämlich die Atlantische multidekadische Oszillation (AMO) und die Pazifische dekadische Oszillation (PDO).
In der Anlage ist gut zu sehen, dass die AMO sich bis 1965 in ihrer positiven Phase mit Temperaturabweichungen bis +0,4 C befand. Die negative Phase dauerte bis 1995 (bis zu -0,4 C).  Der Anstieg in die jetzige positive Phase von erneut + 0,4 C  betrug immerhin 0,8 °C. Mit anderen Worten ein Grossteil der Erwärmung seit den 80er Jahren ist dem natürlichen Wechsel der AMO geschuldet. Ein nachhaltiger Abschwung der AMO ist nicht vor 2020 zu erwarten.

Die PDO (Abbildungen hier) zeigt einen ähnlichen, allerdings zeitversetzten 40-60 jährigen Zyklus. Die negative Phase dauerte von 1945 bis 1975. Ab 2005 befindet sich die PDO wieder in der negativen Phase – unterbrochen vom starken El Nino 2014-16.
Wir stehen also vor einem Zeitraum, in dem beide ozeanischen Oszillationen für eine gewisse Zeit sich in ihrer negativen Phase befinden können. Das wird sich auf das globale Temperaturniveau auswirken – und zwar abkühlend.

Mitte Februar ging eine erschreckende Mitteilung durch alle Medien, auch die Tagesschau mahnte:
Der Pegel der Meeresspiegel steige nicht linear sondern quadratisch und bis Ende des Jahrhunderts haben wir 65 cm zu erwarten! Bei linearem Anstieg mit den heutigen Raten von ca. 3mm/a wären es nur beherrschbare 25 cm. Was steckte dahinter? Die Eilmeldungen gingen zurück auf diese Arbeit unter Führung von  Robert S. Nerem von der Universität Boulder/Colorado (http://www.pnas.org/content/early/2018/02/06/1717312115). Darin hatten die Autoren die Schwankungen des Meeresspiegels, die ELNino/LaNIna erzeugt, aus den Beobachtungen herausrechnen wollen. Ein ElNino lässt es im Ostpazifik viel mehr regnen und das viele Wasser im Ozean führt zu einem temporären Anstieg des globalen Meeresspiegels.

Umgekehrt, bei einer LaNina, wird viel Regenwasser auf Land (besonders Australien)  zwischengespeichert und dieser vorübergehende Mangel im Ozean ist auch global deutlich sichtbar. Die beteiligten Autoren entfernten jedoch diese natürlichen Schwankungen nicht vollständig, wie sich bald herausstellte.  Dadurch ging der jüngste El Nino zumindest teilweise in die Rechnungen ein und beeinflusste den Trend, ebenso die LaNina 2011/12 und der ElNino 1997/98. Diese zeitliche Verteilung muss einen wachsenden Trend produzieren. Mit diesem Lapsus in den Daten legte man in Nerem et al (2018) einen quadratischen Fit und extrapolierte flugs bis 2100. Ein solches Verfahren impliziert einen Anfängerfehler, den man „Overfitting“ nennt. Eine viel zu kleine Datenbasis von 1993 bis 2017, hier auch noch fehlerbehaftet, erzeugt einen viel zu sicher geglaubten Trend bis 2100.
Da der Arbeit keine Daten angefügt waren, musste man schon 2 bis 3 Stunden investieren um die Probleme frei zu legen. Vermutlich hatten sich die Reviewer dieser Mühe nicht unterziehen  wollen und ließen diese wissenschaftlichen Fehlleistung in ein  Journal passieren. Von da aus trat die Headline Ihren Zug durch die Medien der Welt einschließlich aller deutschen Medien an.  Glatter Fehlalarm!

Es bleibt festzuhalten:  ein fehlerhaftes Papier, dass in die Richtung des Alarmismus weist, schafft es bis in die Tagesschau und die Frühnachrichten vieler Rundfunkanstalten. Erkenntnisse über natürliche, die Temperaturentwicklung dämpfende Einflüsse wie die AMO oder die PDO schaffen es nicht einmal bis in den Wissenschaftsteil unserer Medien. So wird mit der Selektion von wissenschaftlichen Nachrichten Politik gemacht.

Wir werden sehen, was die Entwicklungen der nächsten Jahre bringt. Beide bedeutenden Ozeanindexe negativ und eine unternormal starke Sonne, das wären schon Herausforderungen für weitere Erwärmungsszenarien und die darauf fußende, hektische und in Deutschland auch selbstzerstörerische Klimapolitik.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Fritz Vahrenholt

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