Einseitiges Klima im Umweltbundesamt: Was steckt dahinter?

Das Umweltbundesamt (UBA) wurde 1974 gegründet und übt eine wichtige Funktion aus. „Für Mensch und Umwelt“ lautet der Leitspruch der Institution. Die wichtigsten gesetzlichen Aufgaben des UBA sind die wissenschaftliche Unterstützung der Bundesregierung, der Vollzug von Umweltgesetzen und die Information der Öffentlichkeit zum Umweltschutz. Die Themenpalette ist breit gefächert und reicht vom Trinkwasser über Energiesparen, Ressourcenschutz, Gesundheitsrisiken durch UV-Strahlung bis hin zur Schimmelvermeidung durch Lüften. All dies sind äußerst wichtige Betätigungsfelder, in denen das UBA sehr gute Arbeit leistet. Nun scheint sich das Amt jedoch ganz besonders in ein weiteres Thema verliebt zu haben, nämlich den Klimawandel. Und da Liebe bekanntlich blind macht, scheint das UBA hier nur sehr selektiv die Literatur zu verfolgen. Die Sichtweise der Dessauer Behörde ist entsprechend einseitig. In regelmäßigen Abständen greift die Behörde den Klimawandel auf und erstellt neue Broschüren zur Information der Öffentlichkeit. Tenor der Veröffentlichungen ist die Betonung der Gefahr einer drohenden Klimakatastrophe.

Im Jahr 2010 gab das UBA die Broschüre „Klimaneutral leben: Verbraucher starten durch beim Klimaschutz“ heraus. Hier werden dem Verbraucher jede Menge gute Tipps gegeben, wie man energiesparsamer, ressourcenschonender und umweltgerechter leben kann. So wird etwa Sabine T. eingeführt, die das UBA in die Kategorie „Genießerin“ einstuft. Sie beteiligt sich an folgenden Verbesserungsmaßnahmen:

1. Wohnen in einem gut gedämmten Mehrfamilienhaus
2. Carsharing
3. Rad statt Auto auf Kurzstrecken
4. Bezug von Ökostrom
5. Einkauf von Bioprodukten
6. Kauf von energieeffizienten Haushaltsgeräten („A++ -Geräte“)
7. Unterstützung von Umweltverbänden

Dagegen ist nichts einzuwenden. Im Gegenteil, ausgezeichnet, weiter so. Es gibt viele Gründe Energie zu sparen, Öl- und Gasimporte zu reduzieren und die Umwelt zu schützen. Leider führt das UBA vor allem ominöse Klimaschutzgründe an, die arg konstruiert und zum Teil fragwürdig erscheinen. Warum muss man immer noch mit der überdimensionierten Klimakatastrophenkeule draufhauen? Was will man den Leuten denn eigentlich sagen, wenn die Katastrophe auch in den kommenden 5 bis 10 Jahren entgegen den fragwürdigen Prognosen ausbleibt? Etwa: „Wir haben doch das Richtige aus den falschen Gründen getan?“ Für viele Maßnahmen ist dies richtig. Bei einigen Entscheidungen spielt das Verständnis der Klimaentwicklung jedoch trotzdem eine sehr große Rolle. Ist es wirklich vernünftig, den einzigen heimischen, grundlastfähigen Energieträger Kohle aufgrund der theoretisch herbeimodellierten Klimakatastrophe leichtfertig gegen russisches Gas auszutauschen? Ist uns etwa die Umwelt in der Heimat lieber als diejenige des Gasexporteurs?

Und wie steht es eigentlich mit der Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes? Müssen wir uns wirklich keine größeren Sorgen darüber machen? Hier könnte ein schwerwiegender Denkfehler lauern. Viel zu lange haben wir uns darauf verlassen, dass die ganze Welt immer nur das Beste für uns will und ganz automatisch eine globale, freundschaftliche Kooperationsgemeinschaft entstehen würde. Der Niedergang der Solarindustrie in Deutschland zugunsten der chinesischen Fabrikanten hat nun einen ersten Weckruf ausgesandt. Man darf sich zudem fragen, ob es wirklich so schlau ist, sich bei industrienotwendigen Rohstoffen komplett vom Ausland abhängig zu machen. China verhängte neulich einen unerwarteten Lieferstopp für bestimmte seltene Erden, die bei der Produktion von Hitech-Geräten benötigt werden. Urplötzlich schreckte Deutschland aus seinem süßen Schlummerschlaf auf. Vielleicht sollten wir das Thema „Wettbewerbsfähigkeit und bezahlbare Energiekosten“ doch nicht ganz aus den Augen verlieren?

Immer wenn es einem besonders gut geht – und die Wirtschaftslage in Deutschland ist ausgezeichnet – neigt ein Land dazu, die Gefahren der Zukunft auszublenden. „Ist doch alles bestens, was soll uns schon passieren“. Strom kommt aus der Steckdose und Geld aus dem Geldautomaten. Nein, allein mit kühnen Plänen und eisernem Durchhaltewillen ist es nicht getan. Für Naivität darf hier kein Platz sein, dafür sind die geplanten Veränderungen zu weitreichend und riskant.

Ein wichtiger Pfeiler der Energiewende ist die angeblich drohende Klimakatastrophe. Das UBA nimmt diese als gegeben an und ignoriert Kritik hieran weitgehend. Natürliche Klimafaktoren spielen nach UBA-Version nur eine marginale Rolle. Wichtige offene Fragen werden einfach beiseite gewischt. Dabei lohnt es sich in der Tat, die Hintergründe des Klimasystems gründlich zu verstehen und wahre Gefahren von übertriebener Panikmache zu unterscheiden. Eine pauschale „No-Regret-Strategie“ ist ökonomischer Unsinn und gefährdet den mühsam erworbenen Wohlstand. Hier ist zum Wohle des Landes ein sehr viel intelligenteres Vorgehen notwendig. Risiken und Chancen müssen auf wissenschaftlich solider Grundlage abgeschätzt werden, Argumente müssen kritisch hinterfragt werden, gerade auch von Bundesbehörden wie dem Umweltbundesamt. Eine zu enge Kooperation mit den Verkündern der Klimakatastrophe wirkt hierbei kontraproduktiv. Notwendig wäre eine unabhängige und ergebnisoffene Prüfung des Sachverhaltes. Nur auf diese Weise kann das UBA seiner unabhängigen Beratungsfunktion der Regierung nachkommen und die Bevölkerung in ausgewogener Weise informieren und aufklären. 

Im Februar 2012 veröffentlichte das UBA eine Broschüre mit dem Titel „Sonne, Treibhausgase, Aerosole, Vulkanausbrüche – gibt es einen Favoriten bei den Klimaänderungen?“. Der Titel hört sich interessant an, denn dies ist genau der Knackpunkt der aktuellen Klimadiskussion. Allerdings entpuppt sich das Werk schnell als eine IPCC-geprägte Schrift, die ernstzunehmende, kritische Einwände gegen die aktuellen Klimamodelle leichtfertig vom Tisch zu wischen versucht. So verwendet das UBA die ersten fünf Seiten darauf, umständlich und wortreich den Erwärmungsstop wegzudiskutieren. Es wird z.B. verharmlosend von „einer Handvoll kühler Jahre“ gesprochen und dass dies keinesfalls die Modelle infrage stellt – von denen jedoch dummerweise kein einziges den Erwärmungsstop vorhergesagt hat. Dabei hätten zwei Sätze ausgereicht um den Sachverhalt klarzustellen: Ja, die Temperatur ist seit 1998 nicht weiter angestiegen und dies ist in der Tat ein vorläufiger Erwärmungsstop. Aber langfristig kann die Temperatur durchaus irgendwann weiter ansteigen. Warum kann das UBA diese beiden einfachen Aussagen nicht leisten?

Ab Seite 6 der Broschüre geht es um den Einfluss der Sonne auf das Klima. Viele der einführenden Ausführungen im UBA-Bericht unterstützen unsere Darstellung im Buch “Die kalte Sonne”. Das UBA geht sogar kurz auf die beiden Solarverstärkerprozesse UV und kosmische Strahlung/Wolken ein. Trotz der zahlreichen Indizien für die Wirksamkeit dieser Verstärker, entscheidet sich das UBA dann aber dafür, die solaren Verstärkermechanismen vollständig zu verwerfen. Dass diese Verstärker wirksam sein müssen, zeigt jedoch der Blick zurück in die geologische Vergangenheit der letzten 10.000 Jahre, als Sonne und Klima weitgehend synchron zueinander verlaufen sind, mit Temperaturveränderungen von mehr als einem Grad Celsius (Seite 68-75 im Buch “Die kalte Sonne”). Dieses wichtige Indiz läßt das UBA leider aus und gerät dadurch auf die falsche Spur. Auch die irreführende Anti-Sonnen-Beweisführung des IPCC wird vom UBA kritiklos übernommen (Abb. 4 im UBA-Bericht). Die Unwirksamkeit der Beweisführung haben wir in unserem Buch auf den Seiten 154-155 (siehe auch Abb. 35 auf S. 156) eingehend beschrieben.

Wie kommt es, dass das UBA vollständig hinter den Ansichten des IPCC steht? Die wissenschaftliche Fachdiskussion ist doch viel breiter, als es der Synthesis Report des IPCC vorgibt. Warum nimmt das UBA die Kritik an dem UNO-Gremium nicht ernst?

Um diese Frage zu beantworten, müsste man wissen, wer eigentlich die besagte Broschüre überhaupt geschrieben hat. Im Impressum des Heftes ist nur das UBA als Herausgeber angegeben. Der oder die Autoren sind nicht aufgeführt. Spielen wir also ein bisschen Sherlock Holmes und stöbern in der Literaturliste des Heftes herum. Sag mir was Du liest, und ich sage Dir wer Du bist. Gleich zweimal werden in dieser offiziellen Broschüre der Bundesbehörde Artikel von Georg Hoffmanns IPCC-nahem Prima Klima-Blog aufgeführt. Das ist schon bemerkenswert. Man hätte angenommen, dass hier überwiegend begutachtete Literatur zitiert wird, aber nein, zwei Blogartikel. Wir hatten uns kürzlich schon einmal etwas genauer mit Prima Klima beschäftigt und fahndeten nach einem Trend, den Hoffmann mit magischen Kräften verschwinden ließ (siehe unseren Blogartikel „Prima gemacht: Trendhinweg-Zauberer Georg Hoffmann“). Und in dieser Art geht es leider auch noch munter weiter in der UBA-Ausarbeitung. Aus Stefan Rahmstorfs Blog werden gleich drei Artikel zitiert, dazu noch sein Buch sowie eine Pressemitteilung vom PIK-Kollegen Feulner. Es ist schon bezeichnend, dass in der wichtigen Nature-Publikation des CLOUD-Konsortiums der Name des Erstautors sowohl im Text als auch im Literaturverzeichnis der UBA-Broschüre falsch geschrieben ist („Kirby“ statt „Kirkby“). So richtig intensiv hat man sich mit dieser Studie und den Ergebnissen wohl nicht befasst.

Wer sind also die Autoren des UBA-Heftes „Sonne, Treibhausgase, Aerosole, Vulkanausbrüche – gibt es einen Favoriten bei den Klimaänderungen?“? Die Fülle von Zitaten von IPCC-nahen Autoren legt nahe, dass es sich wohl um Verfasser aus diesem Zirkel handelt. Es ist nicht auszuschließen, dass der oder die Autoren aus Potsdam selbst stammen. Es deutet daher vieles darauf hin, dass die UBA-Ausarbeitung gar nicht als unabhängige Überprüfung angesehen werden kann, als welche sie gerne erscheinen möchte. Warum wurden die Autoren nicht genannt? Die Studie leidet unter einem Transparenzproblem, das nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.

Auch in einer anderen, von Claudia Mäder verfassten, Broschüre von 2009 („Wichtige Erkenntnisse aus dem 4. Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen der Vereinten Nationen (IPCC)“) werden fast ausschließlich IPCC sowie IPCC-Autoren wie Stefan Rahmstorf und Martin Claussen zitiert. Die gleiche Autorin hatte sich bereits ein Jahr zuvor in einer anderen UBA-Broschüre ausgiebig über Kippunkte ausgelassen. Auch hier war das Literaturverzeichnis fest in der Hand von Rahmstorf und Schellnhuber. Dazu kommen noch Verweise auf Webseiten von Greenpeace, WWF und WBGU. Ganz offensichtlich besteht zwischen UBA und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) eine enge inhaltliche Beziehung.

Im Juni 2012 erschien nun auf der UBA-Webseite unter der Rubrik „Klimaschutz – Aktuelles“ ein Beitrag mit dem Titel „2011 ist bisher wärmstes La Niña-Jahr“:

„Die globale Mitteltemperatur steigt seit Ende der 1970er Jahre steil nach oben, fortgesetzt durch das Jahr 2010 als wärmstes und niederschlagsreichstes Jahr seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. La Niña-Ereignisse treten periodisch auf und beeinflussen die Witterung weltweit. La Niña-Jahre fallen meist kühler aus. Das La Nina-Jahr 2011 mit herabgesetzten Meeresoberflächentemperaturen in Teilen des äquatorialen Pazifiks nimmt nach Auswertungen der amerikanischen Ozean-Atmosphärenbehörde Platz 11 ein. Mit 2011 rangieren alle Jahre des 21. Jahrhunderts unter den 13 wärmsten.“

Natürlich darf man den La Nina-Rekord erwähnen, keine Frage. Aber wie redlich ist es eigentlich, in diesem Kontext das seit 14 Jahren herrschende Temperaturplateau unerwähnt zu lassen? (Siehe auch unseren kürzlichen Blogbeitrag Ein neuer Weltrekord, den keiner hören will: Niedrigster Temperaturanstieg einer 17-Jahresreihe seit Beginn der Satelliten-Temperaturdaten“). Der UBA-Text spielt hier bewusst mit der Unkenntnis des Großteils der Bevölkerung und Entscheidungsträger. Die Formulierung „steigt seit Ende der 1970er Jahre steil nach oben, fortgesetzt durch das Jahr 2010“ muss bei jedem Leser eine ununterbrochene Erwärmung suggerieren, die es jedoch aufgrund des Erwärmungsstops seit 1998/2000 gar nicht gibt. Ein schlimmer Fauxpas.

Als die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe vor mehr als zehn Jahren eine intensivere Beschäftigung mit den natürlichen Klimafaktoren, insbesondere der Sonne, anmahnte, war damals auch sogleich das UBA mit Kritik zur Stelle. In einem „vertraulichen“ Dossier, das sogleich seinen Weg über die taz in die Öffentlichkeit fand, kommentierte das UBA die Einschätzungen der konkurrierenden Schwesterbehörde als “irrelevant”, “eindeutig falsch”, “anmaßend” oder “fernab jeder Realität” und forderte, dass sich die Bundesregierung beim IPCC für die Fehleinschätzung entschuldigen müsse (siehe auch unser Blogartikel „Pioniere des Klimarealismus: Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)“).

Die Neigung des UBA zu alarmistischen Prognosen zeigte sich auch 2006, als die Behörde vorschnell ein fehlerhaftes Modellierungsergebnis des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie veröffentlicht hatte. Die Simulation hatte eine enorme Erwärmung von 2,6 Grad bis 2050 postuliert. Um einen wichtigen Abgabetermin zu halten, hatte das MPI-M versucht, eine Rechen-Abkürzung zu gehen, wobei sich dann jedoch ein Fehler einschlich.  3SAT hatte in einer Sendung vom 6.10.2008  darüber berichtet.

Wie steht es also um die fachliche Unabhängigkeit des UBA? Auch das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE) interessiert sich für diese Frage und schrieb im Juni 2012 einen Brief an den Präsidenten des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth:

„Da das Umweltbundesamt die Bundesregierung berät, ist es uns wichtig zu wissen, inwieweit das UBA Aussagen von IPCC und PIK übernommen hat oder gegebenenfalls in der Lage ist, nach Würdigung abweichender wissenschaftlicher Erkenntnisse einen eigenen Standpunkt einzunehmen, bevor das Ergebnis an die Bundesregierung weitervermittelt wird.“

Auf die Antwort des Umweltbundesamtes darf man gespannt sein.

Post hat UBA-Präsident Flasbarth möglicherweise auch vom neuen Bundesumweltminister Peter Altmaier bekommen. Flasbarth hatte der Presse gesagt, dass es keinen Bedarf für neue Kohlekraftwerke in Deutschland gäbe und die bereits jetzt im Bau befindlichen Anlagen ausreichen würden. Das Umweltministerium reagierte ungehalten. Die SZ meldete am 8.6.2012:

„Eine solche Aussage werde nicht als hilfreich angesehen, hieß es am [7.6.2012] aus dem Umweltministerium – besonders hinsichtlich der anstehenden Gespräche Altmaiers mit den Ländern. Befremdlich sei vor allem, dass sich der Präsident einer nachgeordneten Behörde ‚permanent‘ ohne Abstimmung zu Fragen äußere, die auf politischer Ebene zu entscheiden seien.“

 

Mit Dank an Rainer Hoffmann für Recherchen.
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