Die Rückkehr des Waschlappens

Die deutsche Physikerin Sabine Hossenfelder hat einen YouTube Kanal, auf dem sie komplexe wissenschaftliche Sachverhalte versucht einfach zu erklären. Kein Wind, keine Sonne, was dann? So heißt ein aktuelles Video von ihr. Der Vortrag ist auf englisch. Das Video hat aber deutsche Untertitel.

Es geht um Speicher, die man immer dann braucht, wenn die Sonne nicht scheint und/oder der Wind nicht weht. Hossenfelder klärt unaufgeregt darüber auf, welche Speicher es gibt und welche Möglichkeiten aber auch Limitierungen diese haben. Sie geht auch auf die Kosten von verschiedenen Speichern ein. Sie betrachtet auch den CO2-Fußabdruck verschiedener Speicher. Das sind sehr unterhaltsame 20 Minuten.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

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Der Österreicher Herbert Saurugg beschäftigt sich u. a. mit dem Strom-Blackout und Krisenvorsorge. Daher ist es kein Wunder, wenn Correctiv ihn befragt, weil man sich des Themas dort annimmt. Aber anders als man eigentlich vermuten würde, gibt Correctiv dem Thema einen ganz besonders Spin. Zunächst wird eine gewisse Kontaktschuld von Saurugg konstruiert, weil der ein Nachwort für ein Buch geschrieben hat, dessen Autor Robert Jungnischke sich beruflich mit der Beratung von Unternehmen in Sachen Blackout beschäftigt, also ähnlich wie Saurugg.

Von dort geht es weiter zur Partei die Basis, für die Jungnischke kürzlich in Nordrhein-Westphalen kandidierte. Nächster Halt ist dann das Thema Corona. Auch das wird mit in den Topf gerührt, obwohl Impfungen nun so rein gar nichts mit Blackout zu tun haben. Letztlich geht es aber dann laut Correctiv um Geschäfte mit der Angst der Menschen. Gemeint sind Händler, die mit Waren handeln, die für den Fall eines Blackouts gebraucht werden könnten. In diesem Fall geht es unter anderem um den Kopp Verlag. Und schon ist das Thema in der ganz rechten Ecke. Dabei fällt kaum auf, dass Saurugg eine Vorsorge mit handelsüblichen Produkten empfiehlt. Eher hat man das Gefühl, hier soll soviel Dreck aufgewirbelt werden, da wird doch sicherlich irgendwas auch hängenbleiben.

Über die Gefahren, ob nun so ein Blackout droht oder nicht, erfährt man leider relativ wenig. Aussagen von Netzbetreibern, die es eigentlich am besten einschätzen könnten, fehlen leider in dem Artikel. Aber vielleicht wäre das auch eher störend gewesen beim Ziel des Artikels.

“Das liegt daran, dass tatsächlich vor allem dieses politische Spektrum das Thema immer wieder zur Sprache bringt. Aktuell gibt die Sorge um den Gasmangel im Winter der Szene Aufschwung. In verschwörungsaffinen Youtube-Videos mit Titeln wie „Notfall-Interview: Der perfide Plan hinter dem Blackout!“ oder „Blackout – die unterschätzte Gefahr“ tritt dabei aktuell immer wieder ein Ingenieur namens Robert Jungnischke auf. Seine Firma berät nach eigener Aussage Unternehmen zum Thema Blackout. Für Jungnischkes Buch zum Thema schrieb Herbert Saurugg ein lobendes Nachwort.

Saurugg erklärte uns gegenüber, er habe über den Hintergrund Jungnischkes nicht genau Bescheid gewusst. Jungnischke kandidierte kürzlich für die Partei Die Basis bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Die Basis ist dafür bekannt, die Maßnahmen gegen Covid-19 abzulehnen; in der Partei waren oder sind prominente Pandemie-Leugner wie Sucharit Bhakdi, Wolfgang Wodarg oder Reiner Fuellmich vertreten.”

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Deutschlands Dürre-Debatte

Axel Bojanowksi geht auf seinem Blog auf das Thema ein, aus aktuellem Grund. Große Teile von Europa erleben gerade eine Dürre. Er betrachtet dabei auch, wie der IPCC das Thema Dürren sieht.

“Der IPCC bilanziert: “In areas of Western and Central Europe and Northern Europe, there is no evidence of changes in the severity of hydrological droughts since 1950”

Zur Dürre von 2015 heißt es explizit, ein Einfluss des Klimawandels sei nicht festzustellen: “In Western and Central Europe, a multimethod and multi-model attribution study on the 2015 Central European drought did not find conclusive evidence for whether human-induced climate change was a driver of the rainfall deficit, as the results depended on model and method used.””

Ergänzend dazu gibt es in der Welt eine Reportage aus Sachsen-Anhalt (ebenfalls Bezahlschranke) Mit nur 449 Millimeter Niederschlag im Durchschnitt der Jahre 1991-2020, einer der trockensten Gegenden in Deutschland.

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Strompreise springen auf Rekordwerte. Das Handelsblatt berichtet:

“Der Strompreis ist diese Woche auf einen neuen Höchstwert gesprungen: 563 Euro kostet die Megawattstunde (MWh) im tagesaktuellen Handel an der Leipziger EEX-Börse mittlerweile. Vor einem Jahr lag der Preis noch bei knapp 23 Euro – eine Steigerung um mehr als 2347 Prozent.

„Die Preise steigen gerade immer weiter, weil wir extreme Knappheiten in Frankreich, Österreich und Italien haben“, erklärt Stromexperte Mirko Schlossarczyk von dem Energieberatungsunternehmen Enervis im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die unsichere Lage auf den Energiemärkten allgemein komme dann noch obendrauf.

Schon seit dem vergangenen Herbst steigen die Preise für Strom, Kohle, Öl und Gas immer weiter. War es zunächst die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach den weltweiten Corona-Lockdowns, treibt seit Ende Februar vor allem die physische Gasknappheit die Preise.”

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Hygienetipps in Zeiten von Energiesparen. Nicht bei allen kommen die Ratschläge von Politikern wie man in Zeiten teurer und knapper Energie sparen kann, gut an. Da wird schon mal für den Waschlappen geworben, für kurzes Duschen oder das Ausschalten der Sauna. Die Welt kommentiert:

“Hinzu kommt: Energiesparen ist in diesem Land für Millionen Menschen – vor allem Geringverdiener – ohnehin längst Lebensrealität. Und zwar nicht erst, seit Russlands Diktator Wladimir Putin seine Mörder-Armee in die Ukraine einfallen ließ. Die Strompreise steigen seit vielen Jahren, die Gaspreise immerhin bereits seit Mitte 2021. Und: Glauben schlaumeiernde Politiker ernsthaft, dass sich die große Mehrheit der Bevölkerung nicht längst eigenverantwortlich auf absehbar dramatische Kostensteigerungen im Herbst und Winter einstellt – und den eigenen Energieverbrauch entsprechend reduziert?”

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Ebenfalls aus der Welt stammt ein Kommentar (Bezahlschranke) der im Krieg in der Ukraine auch Möglichkeiten für den Klimaschutz sieht.

“Erstens hat die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Debatte um Energiesicherheit bereits den Kurs der Politik geändert: Neben der Subventionierung von Solarzellen oder Elektroautos durch Kaufprämien wird nun auch vermehrt das Angebot an erneuerbaren Energien dereguliert.

So hat die EU-Kommission jüngst eine Strategie vorgestellt, mit der die Genehmigungsverfahren von Solaranlagen erheblich beschleunigt werden sollen. Damit wird der Marktzugang für Unternehmen erleichtert und der Wettbewerb gefördert. Solche Initiativen schaffen eine breitere technologische und infrastrukturelle Basis für die Energiewende und stellen die Politik für saubere Energie auf eine solidere wirtschaftliche Grundlage.”

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Die FAZ stellt das Buch “Klima muss sich lohnen” von Achim Wambach vor.

“Das Buch sieht die Lage dramatisch, ist aber dennoch optimistisch: Konzeptionell sei die europäische Klimapolitik gut aufgestellt, vor allem wenn der Emissionshandel noch ausgebaut werde. Obwohl das Buch nicht umfangreich ist, werden einige komplexe ökonomische Themen abgehandelt, zumindest die Grundideen werden verständlich vorgestellt. Etwa die vom Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus vorgeschlagene Idee eines Klimaklubs, die Wambach sehr lobt. Gemeint ist damit die Schaffung eines internationalen Wirtschaftsraums, in dem sich Länder zusammenschließen, die sich an vorher vereinbarte Regeln zum Klimaschutz halten.”

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Der August bzw. Der Sommer 2022 könnte ein neuer Rekord in Sachen Temperatur werden. 19,2 Grad Celsius beträgt das Sommermittel am 22.08.2022 laut Kachelmannwetter. Da die nächsten Tage auch warm werden, könnte der Rekord aus dem Jahre 2003 mit 19,7 Grad Celsius fallen.

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