Die Kernenergie, das ZDF und Greenpeace

Stellen wir uns folgende Situation vor. Das ZDF macht einen Bericht über vegane Ernährung. Als Experten interviewt der Sender dazu einen Mitarbeiter des BVWS, des Bundesverbandes der Fleischwarenindustrie. Vermutlich würde man nicht schlecht staunen über die Wahl, weil die Agenda des Mitarbeiters sehr eindeutig wäre. Seine Statements wären sehr erwartbar. Genau aus diesem Grund würde eine kluge Redaktion so jemanden vermutlich nicht befragen, sondern einen Experten, der sich neutral äußert, weil er keine Interessen hat.

In Sachen Kernenergie aber wurde es genauso gemacht wie in dem Fleischbeispiel. Der Greenpeace-Mitarbeiter Smital wurde zu der Situation des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja im ZDF befragt. Seine Antworten verwundern nicht, spricht er doch für Greenpeace und nicht als neutraler Experte. Damit das eindeutig ist, die Situation rund um die Anlage ist gefährlich. Das liegt aber in erster Linie an dem Angriffskrieg durch Russland und die Skrupellosigkeit der russischen Armee.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

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Auh Weiha RBB. Die Situation von Bäumen in einer Stadt ist kein einfaches Thema. Ihre Versorgung mit Wasser ist oft ein Problem, bei längerer Dürre sowieso. Eigentlich kein Grund auf Twitter mit Bildern aus Berlin aus dem November zu kommen, bei dem die Blätter bereits gelb sind und zum Großteil abgefallen. Die Straßen sind zudem nass auf dem Foto. Auf Twitter musste sich der Sender danach erklären. Schuld sind nach Ansicht die Metadaten der Bildagentur. Auf Plausibilität wurde offenbar nicht geprüft und Geld einen eigenen Fotografen mit Fotoaufnahmen zu beauftragen ist beim RBB möglicherweise nicht vorhanden.

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Welchen Einfluss haben städtische Wärmeinseln auf die Temperaturen in Städten? Forscher haben es für die afrikanische Stadt Lagos untersucht. Lagos in Nigeria hat ein enormes Wachstum erlebt und ist mit 14 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Afrika. Die Prognosen für das weitere Wachstum sind enorm. Lagos konnte eine noch größere Megacity werden. 61% der Erwärmung in Lagos in den letzten 10 Jahren gingen nach der Studie auf die Bebauung zurück. Die restlichen 39% kommen vom Klimawandel.

“The results are summarized as follows for Lagos: long-term annual ULST is confirmed to be controlled by the three factors; the proposed method can separate the contribution of the three factors to the ULST; both localized urbanization and global warming are verified to contribute to the ULST increase with positive trends; daytime ULST increased the most in the afternoon time at a mean rate of 1.429 °C per decade, with 0.985 °C (10 year)−1 contributed by urbanization and 0.444 °C (10 year)−1contributed by climate warming; nighttime ULST in Lagos increased the most after midnight at a rate of 0.563 °C (10 year)−1, with 0.56 °C (10 year)−1 contributed by urbanization and 0.003 °C (10 year)−1 contributed by climate warming; and urbanization is generally responsible for around 60.97% of the urban warming in Lagos.”

Die Studie ist bei Nature erschienen.

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n-tv interviewt den Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie. Der Lobbyist zeigt viel Nachsicht mit Baden-Württemberg.

“Man spricht ja oft über Bayern, weil die Diskrepanz dort am größten ist. Aber auch in Baden-Württemberg läuft es nicht so gut, oder?

Auch dort ist die Situation kritisch, ja. Der grün geführten Landesregierung ist es in den letzten 12 bis 14 Jahren nicht gelungen, die Themen Windenergie und Artenschutz zu klären. Das ist dort das große Hindernis. Dadurch gibt es in Baden-Württemberg de facto einen Ausbau-Stillstand. Nach der Landtagswahl ist aber der Eindruck entstanden, die neue Regierung geht den Ausbau mit einer anderen Willensstärke an, auch wenn es dieselben Farben sind. Anders als in Bayern gibt es dort keine politische Abwehrhaltung.

Nun, offenbar zählt die Einstellung und nicht die Tat. Bei einigen Formulierungen erschrickt man förmlich: Die Windkraft als Erlöser des Naturschutzes!?

“Woran scheitert es denn in diesem Spannungsfeld von Artenschutz und Naturschutz?

Die neue Bundesregierung hat eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes auf den Weg gebracht, um für die Behörden in den 16 Ländern einen einheitlichen Standard zu schaffen. Es sind 15 Vogelarten definiert worden, die besonders in den Blick genommen werden müssen bei Prüf- und Tabu-Abständen. Das trägt zu einer Vereinheitlichung der Genehmigungen bei, bringt Licht in diese komplexe Materie und erleichtert den Behörden vor Ort die Arbeit. Das ist richtig und wichtig, weil wir den Naturschutz davon erlösen müssen, von einigen Gegnern der Windenergie als Strohhalm missbraucht zu werden.

Die Interviewer sind ohnehin sehr einfühlsam. Zwar liefert ihnen Axthelm eigentlich den perfekten Stichpunkt als der sich spöttisch über Sachsen äußert, auf die Idee, den Lobbyisten zu fragen, woher der Strom bei Windstille kommen soll, kommen sie nicht. Dabei lautet die Überschrift des Artikels doch:

„Wo soll eigentlich unser Strom herkommen?

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Martin Greive kommentiert die deutsche Haltung in Sachen Energie im Handelsblatt.

“Eine Verlängerung der Atomkraftwerk-Laufzeiten ist unumgänglich, die umstrittene und in Deutschland vor Jahren aufgegebene mögliche Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund wäre ebenso zu diskutieren. Und selbst Fracking darf nicht länger Tabuthema sein.”

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Die taz über ein Interview mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Offensichtlich ist man in Skandinavien nicht glücklich über die Strompreisentwicklung, für die man Deutschland verantwortlich macht. Norwegen überlegt zukünftig weniger Strom in seine Nachbarländer zu liefern.

“Auch Gahr Støre wurde im Aftenposten-Interview gefragt: „Sollen norwegische Verbraucher dafür zahlen, dass Deutschland seine Atomkraftwerke abgeschaltet und sich so völlig abhängig von russischem Gas gemacht hat?“ Man könne „sehr wohl diskutieren“, so seine Antwort, „ob Deutschland seine erneuerbare Stromproduktion so ausreichend ausgebaut hat, um damit den Ausfall bei der Atomkraft zu kompensieren“. Und auch er bejahte, dass „die Entwicklung des Gaspreisniveaus in Deutschland Konsequenzen für unsere Strompreise hat“.

Wenn die Energiezusammenarbeit zwischen Norwegen und Deutschland damit aktuell ausgereizt ist, verständigte man sich aber jedenfalls auf eine Entwicklung der langfristigen Zusammenarbeit in den Bereichen Wasserstoff- und Batterieproduktion, Offshore-Windkraft und beim Thema der Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. Norwegen verspricht sich von der CCS-Technik eine neue Einnahmequelle.”

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