Das vorindustrielle Klima in Süditalien änderte sich schon immer: Antrieb durch die Sonne?

Es ist gar nicht lange her, da wollte uns der Weltlimarat ernsthaft weismachen, dass das vorindustrielle Klima vor dem menschengemachten CO2-Anstieg um 1850 langweilig und monoton gewesen wäre. Dies war die berühmt-berüchtigte Hockey Stick-Temperaturkurve. Mittlerweile ist dieser Irrtum erkannt und die Kurve wieder einkassiert worden. Selbst der ursprüngliche Autor, der Amerikaner Michael Mann, verwendet sie nicht mehr. Eine Vielzahl von Studien hat seitdem das Klima der letzten 10.000 Jahre untersucht und starke Schwankungen feststellen können, die größenordnungsmäßig mit dem Klimawandel der letzten 150 Jahre zu vergleichen sind. Dies passierte wohlgemerkt alles zu einer Zeit, als CO2-Veränderungen noch keine Rolle spielten.

Die starke natürliche Variabilität des Klimas wurde nun in einer neuen Studie aus Süditalien bestätigt, die im Dezember 2012 im Fachmagazin Climate of the Past erschienen ist. Eine internationale Forschergruppe um Sebastien Joannin von der Universität Lyon untersuchte einen Sedimentkern, den sie aus dem Trifoglietti See in Süditalien gewannen. Anhand von Pollenuntersuchungen rekonstruierten sie die klimatische Geschichte der Region für die vergangenen 11.000 Jahre. Dabei entdeckten sie charakteristische Schwankungen im Jahrhundert- und Jahrtausend-Maßstab, mit einem steten Wechsel von Trocken- und Feuchtphasen.

Die Autoren beschränkten sich in ihrer Arbeit überwiegend auf die saubere Dokumentation der süditalienischen natürlichen Klimaschwankungen. Es stellt sich natürlich die Frage, was wohl der Antrieb des wechselhaften Klimas in der Region gewesen sein könnte. Die Autoren gehen darauf in ihrer Arbeit nicht weiter ein. Ein sytematischer Vergleich mit beispielsweise der Sonnenaktivitätsentwicklung wurde nicht vorgenommen. Die Sonne wurde in vielen Studien weltweit als Ursache einer solchen Millenniums-Klimazyklik bereits nachgewiesen. Wir haben die süditalienische Klimakurve daher einmal der Sonnenaktivität gegenübergestellt (Abbildung 1). Auch wenn dies nur ein grober „Quicklook“ sein kann, wird doch deutlich, dass viele der feuchten Phasen in solare Inaktivitätsphasen wie etwa jene der Kleinen Eiszeit fallen. Und wenn die Sonne aufdrehte, wurde es offenbar in Süditalien trockener. Rote vertikale Striche in der Abbildung markieren solarstarke Phasen, blaue Striche die Solarflauten. Es würde sich also in der Tat lohnen, die Originaldaten der Studie mit der Sonnenktivität zu vergleichen.

Der vermutete solare Antrieb für die natürlichen Klimaschwankungen Süditaliens kommt zudem nicht überraschend. Knapp ein Jahr zuvor hatte bereits eine niederländische Forschergruppe um Brian Dermody von der Universität Utrecht in derselben Zeitschrift ähnliche Millenniumszyklen aus dem Mittelmeerraum beschrieben, die gut mit der Sonnenaktivität zusammen passten (siehe unseren Blogartikel „Solare Millenniumszyklen kontrollierten Feucht- und Dürrephasen der Römerzeit im Mittelmeer„).

 

Abbildung 1: Vergleich der süditalienischen Klimaschwankungen (unten, Joannin et al. 2012) mit der Sonnenaktivität (oben, aus „Die kalte Sonne“) für die letzten 12.000 Jahre. Rote vertikale Striche in der Abbildung markieren solarstarke Phasen, blaue Striche die Solarflauten. Der grobe Quicklook zeigt, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen Klimaentwicklung und Sonnenaktivität geben könnte.

 

Italien-Karte oben rechts: NuclearVacuum / Lizenz: This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.
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