Fritz Vahrenholts Sonnenkolumne 7/14: Das arktische Eis im Hochsommer

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Sonnenaktivität im Juni war mit 72,5 mittlerer Sonnenfleckenzahl (SSN) mit dem Vormonat vergleichbar und betrug nur 73 % der für diesen Zyklusmonat üblichen Aktivität. Hervorzuheben war der 17. Juli, der mit Null Sonnenflecken registriert wurde – und das nur wenige Monate nach dem Maximum vom Februar 2014.
In der beigefügten Ausarbeitung von Frank Bosse und mir zeigt die Abb. 2 die zwischen 1945 und Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts andauernde starke Aktivitätsphase der Sonne sowie den deutlichen Abschwung mit Beginn dieses Jahrhunderts.
Wir machen auf zwei neue Publikationen (peer reviewed) aufmerksam.

1. Die beiden chinesischen Autoren Zhao Xin Hua und Feng Xue Shang schreiben in der Zusammenfassung ihrer Studie („Periodicities of solar activitiy and the surface temperature variation of the Earth and their correlations“), die kürzlich im “Chinese Science Bulletin” erschienen ist: „Während der letzten 100 Jahre zeigen die Sonnenaktivitäten ein klar steigende Tendenz, die sehr gut mit der Erderwärmung (an Land und auf dem Meer) korrespondiert. Die Ozeantemperatur zeigt einen etwas stärkeren Zusammenhang mit der Sonnenaktivität als die Landtemperatur. All dies macht deutlich, dass die Sonnenaktivität eine nicht zu vernachlässigende treibende Kraft für die Erderwärmung darstellt, wenn man den Verlauf über die Jahrhunderte betrachtet.“(zit. nach Ulli Kulke, http://donnerunddoria.welt.de/2014/08/11/neue-studien-sonne-steckt-hinter-dem-klimawandel/#more-1492)

Die beiden Forscher sind Angehörige des „Center for Space Science and Applied Research“ der „Chinese Academy of Sciences“, eine weltweit geachtete Institution, mit der auch deutsche Wissenschaftler sowie die Bundesregierung kooperieren. Das „Chinese Science Bulletin“ erscheint in dem renommierten Springer-Wissenschaftsverlag.

Die Akademie gab eine Presseerklärung zu der Veröffentlichung heraus, in der sie darauf hinwies, dass einer der wissenschaftlichen Prüfer (Reviewer) der Studie in einer Randbemerkung schrieb: “Die Arbeit bietet eine mögliche Erklärung für die globale Erwärmung“. In der Erklärung heißt es darüber hinaus: „Die Klimamodelle des IPCC scheinen die natürlichen Faktoren hinter dem Klimawandel zu unterschätzen, die menschlichen Aktivitäten dagegen zu übertreiben.“
Die Forscher betonen in ihrer Arbeit, dass die Zusammenhänge zwischen Sonnenaktivitäten und Klimawandel vor allem mittel- bis langfristig korrellieren.

2. Interessant in diesem Zusammenhang ist noch eine andere Studie von Ilya Usoskin von der Universität Oulu gemeinsam mit Forschern der Universität Bern, der Sorbonne und der russischen Academy of Sciences (ebenfalls peer reviewed, „Evidence for distinct modes of solar activity“, in „Astronomy and Astrophysics“,A&A Volume 562, February 2014), die ebenfalls die sehr hohen Aktivitäten der Sonne im ausgehenden 20. Jahrhundert herausstreicht. Die Arbeit zeigt, dass eine solch hohe Aktivität der Sonne von 1945 bis 1995 in den letzten 3000 Jahren außergewöhnlich selten vorgekommen ist, starke Minima wie zur Zeit des Maunder Minimums (von 1645 bis 1715) dagegen sehr viel häufiger.

Dennoch wurde bislang – trotz durchaus vorhandener anderslautender wissenschaftlicher Arbeiten – vom IPCC und ihm nahestehenden Wissenschaftlern über all die Jahre monoton der Zusammenhang Sonne-Klima strikt abgestritten mit dem Hinweis, dass die globale Temperatur in den 1990er-Jahren noch anstieg, während die Sonnenaktivitäten in dieser Zeit zurückgingen. Betrachtet man die Entwicklung über einen längeren Zeitraum und bezieht Trägheitseffekte mit ein, die etwa durch Speicherfunktionen der Ozeane gestützt sein könnten, erscheint die Sonnenaktivität als „Treiber“ des Klimas in einem anderen Licht.(Kulke,a.a.o.)
Dabei geht es in geringerem Maße um die gesamte Sonneneinstrahlung, vielmehr dagegen um indirekte Effekte wie die des Sonnenmagnetfeldes sowie der UV -Strahlung, auf die wir an dieser Stelle schon häufiger eingegangen sind.

In der beigefügten Ausarbeitung finden Sie noch einen weiteren Themenschwerpunkt : die Entwicklung des arktischen Meereises.
Bemerkenswert ist, dass die Schmelzrate des Eises im Juli – in der Zeit des höchsten Sonnenstandes in der Arktis -seit einigen Jahren deutlich zurückgeht. Der Juli 2014 weist sogar die geringste Schmelzrate seit 1979 auf. Auf die kälter werdende atlantische Strömung AMOC haben wir in diesem Zusammenhang immer wieder hingewiesen.
Die natürliche Variabilität ist ein Forschungsfeld , das in den letzten Jahren in der Klimawissenschaft oft zugunsten der vorschnellen Erklärungen durch die Treibhausgaswirkung vernachlässigt worden ist.
Es wäre an der Zeit, dass das Bundesforschungsministerium die Vergabe seiner Mittel entsprechend korrigiert.

Herzlichst
Ihr Fritz Vahrenholt

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